Weiteres Futter für Ferndiagnosen aus dem Rhein-Ruhr-Raum ;o)
Ein Kraftakt für schöneren Fußball
Der BSV Rehden hat ein völlig neues Gesicht: Acht Spieler gingen, 13 kamen
Von Björn Knips
REHDEN Friedrich Schilling muss noch immer tief durchatmen, wenn er an die Vorbereitung für die neue Spielzeit denkt. "Das war ein Riesenkraftakt", seufzt der Vorsitzende des Fußball-Niedersachsenligisten BSV Rehden mit Blick auf die 13 Neuzugänge: "Ich hatte nicht gedacht, dass das so viel Arbeit macht, das empfehle ich wirklich keinem."
Doch Schilling bereut seinen Einsatz nicht. Aus seiner Sicht war es unumgänglich, der Mannschaft ein neues Gesicht zu geben. "Wir waren zwar in den vergangenen Jahren erfolgreich, spielen als kleiner Verein immerhin schon fünf Jahre in der Niedersachsenliga. Aber das wird von den Zuschauern einfach nicht mehr honoriert", hat der BSV-"Macher" festgestellt. Auch ihm selbst gefiel es nicht mehr, dass die Mannschaft "keinen mitreißenden Fußball" geboten hat. "Ich möchte gerne offensiveren Fußball sehen." Deshalb hat er gehandelt - und sagt jetzt nicht ohne Stolz: "Die neue Mannschaft ist technisch wesentlich besser, es wird schneller und direkter gespielt." Dabei erinnert er sich nur zu gerne an die ersten 20 Minuten beim 2:0-Sieg im Pressecup gegen Oberliga-Absteiger Brinkumer SV: "Das war schon sehr gut anzusehen."
Schilling will mehr davon - und er will natürlich auch Erfolg. Sein Club soll endlich eine ganze Saison lang unter den ersten Fünf mitmischen. Deshalb hat er auch alles gemacht, "was der Trainer gefordert hat". Paul Timphaus bekam sowohl erfahrene, aber vor allem auch viele junge, hungrige Spieler (siehe nebenstehenden Bericht). Schließlich galt der BSV zuletzt fast schon als "Oldie"-Truppe ohne Frische. "Jetzt stimmt die Mischung", glaubt Timphaus. Von Schilling wird der 51-Jährige kräftig unter Druck gesetzt. "Jetzt ist der Trainer am Zug, aus den vielen guten Spielern eine gute Mannschaft zu machen", sagt Schilling, gesteht aber auch: "Ich weiß, dass das nicht einfach ist und es nicht von heute auf morgen geht. Aber zu lange darf es auch nicht dauern, sonst ist die Saison vielleicht schon gelaufen."
Das wäre eine Riesenenttäuschung. Auch für Timp-haus. Er warnt zwar vor zu großer Ungeduld, aber er gibt ebenso offen zu: "Das ist von den Namen her der beste Kader, den der BSV Rehden je hatte." Gleich vier Akteure kamen von höherklassigen Clubs: Manuel Meyer vom Regionalligisten Kickers Emden, Tomasz Smolka, Saad Yahia und Paul Kosenkov vom Oberligisten BV Cloppenburg. Und beim Niedersachsenliga-Absteiger BW Lohne bediente sich der BSV gleich viermal. Auch die Abgänge sind - zumindest sportlich - einigermaßen zu verschmerzen. Sascha Franz (Barnstorfer SV), Matthias Aust (SC Twistringen), Frank Ellermann (ASC Nienburg), Björn Feldhaus (SV Emstek), Jan Egbers (VfL Oythe), Giovanni Esposito (TSV Wetschen), Markus Norrenbrock (TV Neuenkirchen) und Charles Imboula (eigen Zweite) verabschiedeten sich alle aus der Niedersachsenliga zu unterklassigeren Clubs.
Ein großer Abschied steht dem BSV Rehden allerdings noch bevor. Und darauf freut sich Schilling schon: "In der Rückrunde wollen wir auf unserem neuen Platz spielen." Auf den Waldsportstätten, wo vor fast drei Jahren das legendäre DFB-Pokalspiel gegen den damaligen Erstligisten TSV 1860 München stattgefunden hat, soll bis dahin ein echtes Schmuckkästchen stehen. Drei Rasenplätze sind dort inzwischen angelegt, die Umkleidekabinen auch bereits fertig. Schon bald soll mit dem Bau eines Vereinsheims und einer Tribüne (200 Sitzplätze plus Stehränge) begonnen werden. Damit würde der BSV auch von der Infrastruktur her endlich höheren Ansprüchen gerecht.
Also gerade rechtzeitig für den Oberliga-Aufstieg? "Für mich ist der VfB Oldenburg der Topfavorit", will Schilling davon nichts hören. Aber wer den BSV-"Macher" kennt, der weiß nur zu gut, dass er insgeheim mit dem Oberliga-Coup liebäugelt. Warum hätte er sich sonst die Arbeit gemacht, so viele neue Spieler zu holen? Dass er nicht wenigen Akteuren ein Job besorgt hat, sie zum Teil sogar zum Umzug in die Region bewogen hat, zeigt allerdings auch: Schilling denkt längerfristig. Die Spieler sind durch den Beruf enger und länger an den Verein gebunden. Das Team könnte wachsen - und sollte es in diesem Jahr nicht mit dem großen Wurf klappen, dann eben in der Saison darauf.
[30.07.2006]
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Die neuen Rehdener
REHDEN (kni) Gleich 13 neue Spieler hat Niedersachsenligist BSV Rehden geholt. Trainer Paul Timphaus stellt sie vor:
Manuel Meyer (Kickers Emden/23 Jahre): "Ein typischer Sechser, er kann aber auch Libero spielen. Sehr kopfballstark, sehr guter Schuss, gute Technik, robust - und äußerst mannschaftsdienlich."
Lars Brackschulze (BW Lohne/25): "In der vergangenen Saison hat er zehn Tore gemacht - und das als offensiver Mittelfeldspieler. Lars hat einen guten Antritt, ist schnell und hat einen guten Schuss."
Christoph Overberg (BW Lohne/22): "In Lohne hat er im halbrechten Mittelfeld gespielt, ich habe ihn zum Allrounder umfunktioniert. Gute Technik, guter Schuss, aber seinen Antritt muss er verbessern."
Jan-Henric Punte (BW Lohne/22): "Wegen eines Kreuzbandrisses hat er fast ein Jahr nicht gespielt. Das merkt man natürlich noch. Er ist ein klassischer Manndecker, kopfballstark und schnell. Technisch darf er sich noch steigern."
Paul Kosenkov (BV Cloppenburg/22): "Ein gelernter Stürmer, der aber auch sehr gut auf den Außenbahnen spielen kann. Seine große Stärke ist die Schnelligkeit. Technisch muss er sich noch verbessern. Und man merkt ihm noch an, dass er in Cloppenburg zwei Jahre nur Ergänzungsspieler war."
Florian Olberding (BW Lohne A-Jugend/18): "Ein Nachwuchstalent. Offensiver Mittelfeldspieler, der technisch stark ist, aber nicht durchtrainiert wirkt."
Saad Yahia (BV Cloppenburg/27): "Ein exzellenter Techniker. Seine Diagonalpässe über 30, 40 Meter kommen Zentimeter genau an. Am liebsten spielt er den Sechser. Ein echte Verstärkung für uns."
Tomasz Smolka (BV Cloppenburg/30): "Eine absolute Bereicherung. Er ist auch sehr wichtig für die Integration der jungen Spieler. Beidfüßig, technisch stark, vielseitig einsetzbar - einen besseren Allrounder kann man sich kaum wünschen."
Martin Wischnewski (Preußen Espelkamp/20): "Akzeptiert die Rolle als Nummer zwei hinter Jürgen Pundt. Ein positiver Typ, ehrgeizig - ein Talent."
Serdar Uludasdemir (SV Mörsen-Scharrendorf/20): "Seine Schnelligkeit ist sein Trumpf. Technisch noch ausbaufähig. Ich sehe ihn als Konterspieler."
Ismael Altunsaban (BW Lohne/22): "Ein echter Torjäger. In der Rückrunde hat er 16mal getroffen - und das für einen Absteiger. Gutes Dribbling, starker Schuss, Killerinstinkt. Aber in der Rückwärtsbewegung muss er sich verbessern."
Erdal Oelge (Werder Bremen A-Jugend/18): "Der Junge macht richtig Spaß, die positive Überraschung der Vorbereitung. Hervorragende Technik, wieselflink - ihm merkt man die gute Ausbildung bei Werder an. Nur körperlich könnte der Schmachthaken noch etwas zulegen."
Marco Hegerfeld (eigene Zweite/30): "Über sein Potenzial müssen wir nicht reden. Und menschlich tut er auch jeder Mannschaft gut. Aber er muss noch mindestens fünf Kilo abnehmen."
[30.07.2006]
Quelle: Beide
http://www.kreiszeitung.de