Soccer_Scientist hat geschrieben:
Es soll sogar kommerzkritische St.Pauli-Fans geben und der "Kiezclub" ist wohl einmalig, was den Aufbau und die kommerzielle Ausbeute der eigenen Marke angeht. Dort wurde doch auch ein "linkes, rebellisches Lebensgefühl" massentauglich und kantenlos vermarktet. Das Produkt "St. Pauli" wurde auf diese Weise auch für das links-intellektuelle Lehrerehepaar kaufbar, welches die Fußballmannschaft ansonsten nur aus dem Fernsehen kennt. Trotzdem käme niemand auf die Idee, St. Pauli-Fans generell die Kritikfähigkeit bezüglich des eigenen Kommerzes abzusprechen.
Gleichzeitig verfügt der Verein aber tatsächlich über ein immenses soziales Engagement und steht seinen Fans und Mitgliedern Mitsprecherechte zu, wie in kaum einem anderen Profi-Verein. Natürlich melken die auch ihre Marke, aber sie gehen mit ihrer Tradition, ihren gesellschaftspolitischen Überzeugungen und ihren Anhängern doch noch deutlich anders rum, als so manch anderer Verein. Und das sage ich als jemand, der den Verein nur bedingt mag. Ist für mich aber durchaus kohärenter hier kommerzkritisch zu sein, als bei anderen Vereinen oder Konstrukten. Dieser Spagat ist einem Großteil der Pauli-Fans übrigens vollkommen klar. Daneben gibt es aber natürlich eine Vielzahl von Personen, die sich selbst als links verstehen und es dann total toll finden, so ne Pauli-Kappe zu tragen auch wenn sie Fußball eigentlich gar nicht interessiert. Aber das ist ein anderes Thema.
Senf hat geschrieben:
Ich denke, dass dein Ansatz nicht stimmt. Die Leute gehen doch nicht darum zu RB Leipzig, weil der Verein aus marketingtechnischen Gründen gegründet wurde. Auch dürfte der Kreis derer ziemlich klein sein, die mit der Intention zu RB gehen, um dort kommerzkritischer Fan zu werden. Es sollte annerkannt werden, dass Menschen auch emotional an RB verloren gehen können.
Wie gesagt. Menschen können auch an Apple-Produkte, Nationen, Parteien oder religiöse Führer emotional verloren gehen und tuen das auch regelmäßig. Das ist menschlich und so gesehen hast du recht. Ebenso wie Apple gelingt es RB den Fußball als geschicktes Lifestyle-Produkt aufzuziehen, das gezielt in eine Marktlücke stößt und diese monetarisiert. Sie bieten ein überzeugendes und erfolgreiches Fußballprodukt, das in absehbarer Zeit um Meisterschaften und Championsleague spielen wird und haben so das Interesse der Zuschauer geweckt. Denn es ist ja auch kaum etwas schöner als das Versprechen auf eine große Zukunft. Bei manchen mag sich das bis zu einer emotionalen Bindung gesteigert haben. Das soll wegen meiner so sein, aber ebenso wie ich nicht verstehen kann, wie man bei einer Steve Jobs-Präsentation in helle Aufregung gerät, kann ich nicht wirklich nachvollziehen, wie man sich in ein Konstrukt wie RB "verlieben" kann. Das mag es geben, ich kann es auch wegen meiner akzeptieren, dass es so was gibt, aber wirklich verstehen kann ich es nicht.