Das Leipziger Fußballdrama

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Senf
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Senf »

Toni Tore 2002 hat geschrieben:Jeder kann machen, was er will.
Okay.
Toni Tore 2002 hat geschrieben:Diese Leute müssen dann aber auch damit leben, dass ihr Tun völlig wertlos ist.
Nach deinem Maßstab vielleicht.
Toni Tore 2002 hat geschrieben:Morgen hört Red Bull auf mit Sport-Sponsoring, RBL ist tot,
Die zweite Liga inklusive TV Einnahmen wurde erreicht, das Stadion ist recht voll und die innerstädtische Konkurenz spielt einige Ligen weit entfernt. Dazu wurde auch noch eine starke Infrastruktur aufgebaut. Ich wäre mir da nicht so sicher.

Toni Tore 2002 hat geschrieben:übermorgen kommt Coca Cola und zieht den nächsten Verein hoch, dann laufen die Leute da hin.
Warum ausgerechnet Coca Cola? Hast du generell ein Problem mit koffeinhaltiger Limonade? Darüber hinaus lässt sich feststellen: Nein, das wird sicherlich nicht passieren. Coca Cola hat ein komplett anderes Marketingkonzept.
Toni Tore 2002 hat geschrieben:Jubelperser. Mehr nicht.
Wie bei jedem anderen Verein gibt es dort auch kommerzkritische Fans. Zudem sind die Emotionen, die die RB Fans haben genauso echt, wie Deine oder meine beim Spiel des VfB.
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Johann Ohneland
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Johann Ohneland »

Hmm das mit dem Emotionen würde ich tatsächlich bezweifeln. Sicherlich kann man auch einem neugegründeten marketingtechnischen Kunstprodukt gegenüber Emotionen empfinden, ebenso wie man dies dem Konstrukt der Nation, der deutschen Nationalmannschaft oder des Staates gegenüber empfinden kann (es gibt ja sogar Menschen, die sich an eine Jeans-Marke emotional gebunden fühlen), aber für mich sind Emotionen beim Fußball tatsächlich gebunden an einen gewissen Fundus an Geschichten, Mythen und Erzählungen sowie geteilten positiven Erfahrungen aber auch Leidensmomenten. Das kann RB für mich nicht vorweisen. Ich glaube sicherlich, dass die Menschen sich wahrlich freuen, wenn RB gewinnt, aber dass zum Beispiel eine Stadt kollektiv in Trauer ausbrechen würde, wenn das Ding mal absteigt, wage ich zu bezweifeln. Dann würde man halt nicht mehr hingehen. Das zeigt ja auch in etwa die Erfahrung aus Salzburg. Das ist für mich schon noch eine andere emotionale Bindung, auch wegen des rasanten Aufstieges, als das bei anderen Vereinen der Fall ist. RB schafft sicherlich geschickt ein Surrogat von Fankultur und Emotionen, aber so richtig vergleichbar ist das für mich nicht. Vielleicht seh ich das aber auch einfach zu idealistisch.

Kommerzkritische Fans finde ich übringens bei RB tatsächlich reichlich obskur. Ich geh ja auch nicht zur Bundeswehr und beschwer mich, dass ich da mit Waffen arbeiten muss...
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Senf
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Senf »

Die kommerzkritischen Fans bei RB gibt es schon seit einigen Jahren:
http://www.rasenballisten.de/" onclick="window.open(this.href);return false;
und auch andere Gruppen sind als eher kritisch einzustufen.

Die Gleichung Emotion=Tradition ist in der Tat idealistisch. Auch innerhalb der RB Fangemeinde wird es sicherlich Mythen und Erzählungen geben. Leidensmomente wie verpasste Aufstiege gibt es zu verzeichnen - immerhin steckte RB lange in der vierten Liga fest.
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Johann Ohneland
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Johann Ohneland »

Hmm aber diese kommerzkritische ist doch in der Form albern. Wie gesagt, ich kann mich auch zum Eurovision Song Contest stellen und dagegen protestieren, dass da gesungen wird, aber dann bin ich da halt fehl am Platz, weil das Gesinge der Kern der Veranstaltung ist. Gerade die unter "Ballismus" und "Sponsor" aufgeführten Punkte zeugen für mich von einer gewissen Weltfremdheit. Kann ich in dem Fall wirklich nur bedingt ernst nehmen. Wenn man sagt, dass man Fußballfan ist und von dem Gedödel der anderen Vereine in Leipzig einfach die Schnauze voll hat (einige Bekannte von mir aus Leipzig argumentieren so), dann kann ich das zu einem gewissen Grad nachvollziehen, auch wenn ich es nicht wirklich großartig finde, aber das, was die Gruppe da schreibt, wirkt auf mich eher wie eine Selbstrechtfertigung als alle andere.

Überdies finde ich, dass drei Jahre vierte Liga, gerade mit Perspektive des Vereins des früher oder späteren zwangsläufigen Aufstiegs, nun wahrlich kein Leiden darstellen. Das sind am Ende Luxusprobleme temporären Ausmaßes.

Vielleicht ist es tatsächlich so, dass Menschen sich für ein kühles am Reißbrett entworfenes Unternehmen genauso begeistern können, wie für einen mitgliedergetragenen Verein oder einer GmbH, die aus einer weitreichenden Geschichte schöpfen kann, so ganz nachvollziehbar bleibt das aber für mich wie gesagt nicht. Aber klar, es gibt auch Leute, die bei der Produktpräsentation von Apple nahe am ekstatischen Zuständen waren. Von daher hast du wahrscheinlich recht.
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Kridde »

Als Anhänger eines Regionalligavereins kommerzkritisch zu sein, ist bereits schwierig. Aber bei RB, wo das Ganze auf Kommerz gegründet ist, gegen Kommerz eingestellt zu sein, sehe ich als ebenso widersprüchlich an wie Johann O.
Was die Mythen, Erzählungen u. dgl. angeht: Vielleicht stiftet bereits das Angefeindetsein von anderen Fans eine eigene Identität und einen Zusammenhalt wie bei anderen Vereinen eine große Kette von Abstiegen und Meisterschaften. Aber irgendwie auch wieder paradox: die von einem Großkonzern Gepamperten als Underdogs. Ich weiß allerdings nicht, ob es im RB-Fanlager diese Eigenwahrnehmung überhaupt so gibt. Ist nur eine Vermutung von mir.
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Toni Tore
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Toni Tore »

Senf hat geschrieben:
Toni Tore 2002 hat geschrieben:übermorgen kommt Coca Cola und zieht den nächsten Verein hoch, dann laufen die Leute da hin.
Warum ausgerechnet Coca Cola? Hast du generell ein Problem mit koffeinhaltiger Limonade? Darüber hinaus lässt sich feststellen: Nein, das wird sicherlich nicht passieren. Coca Cola hat ein komplett anderes Marketingkonzept.
Soll das jetzt lustig sein? Ich habe offenkundig nach irgendeinem beispielhaften Unternehmen gesucht, das die finanziellen Möglichkeiten hätte, derartiges wie Red Bull in Leipzig zu veranstalten. Wie gesagt: Coca Cola ist ein Beispiel.
Johann Ohneland hat geschrieben:Hmm aber diese kommerzkritische ist doch in der Form albern. Wie gesagt, ich kann mich auch zum Eurovision Song Contest stellen und dagegen protestieren, dass da gesungen wird, aber dann bin ich da halt fehl am Platz, weil das Gesinge der Kern der Veranstaltung ist. Gerade die unter "Ballismus" und "Sponsor" aufgeführten Punkte zeugen für mich von einer gewissen Weltfremdheit. Kann ich in dem Fall wirklich nur bedingt ernst nehmen.
Es spricht für Dich und macht Dich sympathisch, wie nett Du das umschreibst. Man könnte nämlich auch einfach sagen: Die haben wohl nicht mehr alle Latten am Zaun. :wink:
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Senf »

Toni Tore 2002 hat geschrieben: Soll das jetzt lustig sein? Ich habe offenkundig nach irgendeinem beispielhaften Unternehmen gesucht, das die finanziellen Möglichkeiten hätte, derartiges wie Red Bull in Leipzig zu veranstalten. Wie gesagt: Coca Cola ist ein Beispiel.
Ja aber es gibt keine anderen Unternehmen, die etwas wie Red Bull in Leipzig veranstalten würden. Deshalb fragte ich ja, was es trotzdem ausgerechnet Coca Cola auf sich hat.

Kridde hat geschrieben:Als Anhänger eines Regionalligavereins kommerzkritisch zu sein, ist bereits schwierig. Aber bei RB, wo das Ganze auf Kommerz gegründet ist, gegen Kommerz eingestellt zu sein, sehe ich als ebenso widersprüchlich an wie Johann O.
Dass wiederum Leute eine vor wenigen Jahren gegründete Aktiengesellschaft unterstützen und trotzdem kommerzkritisch eingestellt sind, ist aber weniger widersprüchlich?

Johann Ohneland hat geschrieben:Überdies finde ich, dass drei Jahre vierte Liga, gerade mit Perspektive des Vereins des früher oder späteren zwangsläufigen Aufstiegs, nun wahrlich kein Leiden darstellen. Das sind am Ende Luxusprobleme temporären Ausmaßes.
Subjektiv betrachtet muss es zwangsläufig nicht kein Leiden darstellen. Ich selbst bin aber zu wenig RB Fan, um das nachvollziehen zu können.
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Johann Ohneland
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Johann Ohneland »

Klar, kann das subjektiv ein Leiden sein. Es kann aber auch ein Leiden sein, dass man sich keinen vierten Ferrari kaufen kann, das heißt aber nicht, dass ich das wirklich ernst nehmen muss, gerade wenn man es in Relation zu anderen Erlebnissen und Vorgängen im Fußball setzt. Es tut mir Leid, aber ich habe da wirklich Verständnisprobleme.

Es macht für mich in der Tat einen Unterschied, ob man die mittlerweile normalen Widersprüchlichkeiten des Fußballgeschäfts aushalten muss/will oder ob man zu einem Konstrukt geht, dessen einziges Ziel ist Teil einer Imagekampagne zu sein und dass dabei bereit ist, dazu gerne mal die ein oder andere Regel des Transfermarktes zu brechen und dann dabei dann so tut, als ob man das ganze kritisch begleitet. Wenn jemand sagt, ich habe Bock auf Fußball und woanders kriege ich das hier einfach nicht, dann kann ich das wie gesagt zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Sich dabei aber so eine Art gesellschaftskritischen Anstrich zu geben und irgendwie zu versuchen, die Stadt Leipzig in den Vordergrund zu stellen, wobei aus der Geschichte RBs doch durchaus deutlich wird, dass sie Leizpig als solches überhaupt nicht interessiert, dann bleibt das albern. Wohlgemerkt, es gibt durchaus schlimmeres als albern zu sein. Man könnte zum Beispiel auch irgendeinen Nazi-Unfug von sich geben. Aber albern bleibt es. Dieses "aber der Kapitalismus ist doch überall scheiße"-Argument find ich in der Form daher zu verkürzt. Es gibt da durchaus Abstufungen und Graustufen, wobei RB meiner Ansicht nach eher am Ende der "Scheißigkeitsskala" verortet ist als in der Mitte. Um das mal salopp zu sagen. :wink:
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Senf
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Senf »

Johann Ohneland hat geschrieben:Es macht für mich in der Tat einen Unterschied, ob man die mittlerweile normalen Widersprüchlichkeiten des Fußballgeschäfts aushalten muss/will oder ob man zu einem Konstrukt geht, dessen einziges Ziel ist Teil einer Imagekampagne zu sein und dass dabei bereit ist, dazu gerne mal die ein oder andere Regel des Transfermarktes zu brechen und dann dabei dann so tut, als ob man das ganze kritisch begleitet. Wenn jemand sagt, ich habe Bock auf Fußball und woanders kriege ich das hier einfach nicht, dann kann ich das wie gesagt zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Sich dabei aber so eine Art gesellschaftskritischen Anstrich zu geben und irgendwie zu versuchen, die Stadt Leipzig in den Vordergrund zu stellen, wobei aus der Geschichte RBs doch durchaus deutlich wird, dass sie Leizpig als solches überhaupt nicht interessiert, dann bleibt das albern.
Die Fans von RB sind nicht der Verein RB. Ich denke, das wurde hier mehrfach in aller Deutlichkeit herausgestellt und sogar noch deutlicher als bei anderen Vereinen. Ich denke der Fehler ist die Vorstellung, dass jemand zu RBL in der Absicht geht, dort kritischer Fan zu sein.
Johann Ohneland hat geschrieben:Dieses "aber der Kapitalismus ist doch überall scheiße"-Argument find ich in der Form daher zu verkürzt. Es gibt da durchaus Abstufungen und Graustufen, wobei RB meiner Ansicht nach eher am Ende der "Scheißigkeitsskala" verortet ist als in der Mitte. Um das mal salopp zu sagen.
Mir persönlich gefällt das, was bei Chemie aufgebaut wurde. Auch bei Lok verringert sich meine Antipathie zusehends, da zum einem der Verein aktiv gegen Nazis vorgeht und zum anderem sich mittlerweile eine aktive Gruppe herausgebildet hat, die jede Form von Diskriminierung ablehnt - ohne es aber in Form von Bannern im Stadion zu zeigen. Beide Vereine bewegen sich auch im Kapitalismus. Aus meiner Sicht gibt es da durchaus Graustufen.
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Johann Ohneland
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Johann Ohneland »

Ich glaube auch, dass niemand behauptet hat, dass Zuschauer bei RB Teil des Projekts sind. Das ist ja schon allein strukturell gar nicht möglich im Gegensatz zu einem Verein. Nur muss man doch auch bei RB anerkennen, dass jemand der zu dem neugeschaffenen Fußballkonstrukt in Leipzig geht und sich dabei als kritischer Begleiter des Vereins oder Sports versteht, weiß worauf er sich da einlässt. Und das ist eben Teil des Marketingkonzeptes des Unternehmens zu werden und mit Blick auf das bisherige Geschäftsgebahren des Konzerns eben Mittel zum Zweck zu sein und das eben um einige Grade mehr als in anderen existieren Vereinen, GmbHs und Aktiengesellschaften. Das heißt nicht, dass es ähnliche Tendenzen nicht auch woanders geben würde, steht aber dennoch exemplarisch für das weitere Voranschreiten der eingeschlagenen Entwicklung. Und ja, ich finde, wer sich bereit erklärt, RB zu unterstützen, der erklärt sich auch mit den Geschaftsgebahren des Red Bull-Konzerns am Ende einverstanden, da beides zumindest für mich eine untrennbar miteinander verbundene Einheit ist.

Chemie und Lok bewegen sich natürlich wie wir alle im Kapitalismus. Dennoch stehen sie für eine andere Idee von Vereinsarbeit, Fußball und Umgang mit kapitalistischen Anforderungen. Eine mir im Grunde sympathischere Idee, da sie zumindest gewisse Freiräume abseits reiner Verwertungslogiken lässt. Wobei ich hier auch den Unterschied zwischen RB und anderen Profivereinen setzen würde, wobei die jeweiligen Unterschiede natürlich mal größer und mal kleiner sind.
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Senf
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Senf »

Johann Ohneland hat geschrieben:Ich glaube auch, dass niemand behauptet hat, dass Zuschauer bei RB Teil des Projekts sind. Das ist ja schon allein strukturell gar nicht möglich im Gegensatz zu einem Verein.
Meines Erachtens gab es in diesem Punkt eine leichte Verquickung:
Johann Ohneland hat geschrieben:Sich dabei aber so eine Art gesellschaftskritischen Anstrich zu geben und irgendwie zu versuchen, die Stadt Leipzig in den Vordergrund zu stellen, wobei aus der Geschichte RBs doch durchaus deutlich wird, dass sie Leizpig als solches überhaupt nicht interessiert, dann bleibt das albern.
Es wäre dann nur albern, wenn gesagt werden würde, dass sie als Teil des Verein angesehen werden - was in der Außenwahrnehmung auch durchaus der Fall ist.
Johann Ohneland hat geschrieben:Und ja, ich finde, wer sich bereit erklärt, RB zu unterstützen, der erklärt sich auch mit den Geschaftsgebahren des Red Bull-Konzerns am Ende einverstanden, da beides zumindest für mich eine untrennbar miteinander verbundene Einheit ist.
Wenn ich diesen Gedanken weiterspinne hieße es: Wenn ich Sneaker von x, y und co trage erkläre ich mich mit Kinderarbeit einverstanden. Natürlich hinkt der Vergleich, da ich glaube dass innerhalb des Red Bull Konzerns keine Kinder exploitiert werden. Aber ich selbst trage solche fiesen Sneaker, obwohl ich Kinderarbeit grundsätzlich scheiße finde. Wenn ich jetzt sage, dass ich Kinderarbeit scheiße finde, würde es sicherlich auch albern wirken. Oder mein Smartphone, dass mit Sicherheit auch in irgendwelchen Ausbeuterbetrieben gebastelt wurde... Ich finde es so betrachtet schwierig. Aus diesem Standpunkt heraus möchte ich RB Fans eine kommerzkritische Haltung nicht absprechen wollen. Wir leben halt in einer widersprüchlichen Welt und der Fußball bildet hier auch keine Ausnahme.
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Johann Ohneland
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Johann Ohneland »

Senf hat geschrieben: Es wäre dann nur albern, wenn gesagt werden würde, dass sie als Teil des Verein angesehen werden - was in der Außenwahrnehmung auch durchaus der Fall ist.
Das finde ich wie gesagt nicht, aber da drehen wir uns im Kreis. Für mich ist es so, dass der Versuch sich bei RB kommerzkritisch zu positionieren ungefähr so sinnvoll ist, wie als Veganer bei McDonald's n Burger zu bestellen, aber sich gleichzeitig über Massentierhaltung zu beschweren.
Senf hat geschrieben:Wenn ich diesen Gedanken weiterspinne hieße es: Wenn ich Sneaker von x, y und co trage erkläre ich mich mit Kinderarbeit einverstanden. Natürlich hinkt der Vergleich, da ich glaube dass innerhalb des Red Bull Konzerns keine Kinder exploitiert werden. Aber ich selbst trage solche fiesen Sneaker, obwohl ich Kinderarbeit grundsätzlich scheiße finde. Wenn ich jetzt sage, dass ich Kinderarbeit scheiße finde, würde es sicherlich auch albern wirken. Oder mein Smartphone, dass mit Sicherheit auch in irgendwelchen Ausbeuterbetrieben gebastelt wurde... Ich finde es so betrachtet schwierig. Aus diesem Standpunkt heraus möchte ich RB Fans eine kommerzkritische Haltung nicht absprechen wollen. Wir leben halt in einer widersprüchlichen Welt und der Fußball bildet hier auch keine Ausnahme.
Das mit der Widersprüchlichkeit würde ich sofort unterschreiben. Ich will auch RB-Fans ihre kommerzkritische Haltung nicht absprechen, ich kann nur nicht nachvollziehen, wie sich das mit dem RB-Fandasein vereinen lässt. Das geht eigentlich nur in souveräner Missachtung der Gegebenheiten vor Ort, der eigenen Rolle im Konzept des Unternehmens und der Strukturen der Clubgründung. Um mal im Kleidungsbild zu bleiben, würde ich das eher nicht mit den Kauf von Sneakern gleichsetzen, sondern mit dem Gang zu Primark.
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von soccer »

Ich versteh den ganzen Klimbim hier nicht!
Was ist denn mit den "kommerziellen Verquickunen" beim VfL WOB, Bayer LEV, FCB, Hoffenheim, den Baskets pp.
Das ist die Zeit und weder Ihr noch sonstwer werden das ändern können.
Die A...karte haben nur die Vereine, die nicht aus solchen Quellen gespeist werden, weil die sehen müssen, wo sie die
Kohle herkriegen und deshalb auch nicht hoch kommen. Übrigens können gar nicht alle Vereine "hoch" kommen. Dann
würden die Ligen ja platzen!
:lol:
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Soccer_Scientist »

Johann Ohneland hat geschrieben:Das finde ich wie gesagt nicht, aber da drehen wir uns im Kreis. Für mich ist es so, dass der Versuch sich bei RB kommerzkritisch zu positionieren ungefähr so sinnvoll ist, wie als Veganer bei McDonald's n Burger zu bestellen, aber sich gleichzeitig über Massentierhaltung zu beschweren.
Es soll sogar kommerzkritische St.Pauli-Fans geben und der "Kiezclub" ist wohl einmalig, was den Aufbau und die kommerzielle Ausbeute der eigenen Marke angeht. Dort wurde doch auch ein "linkes, rebellisches Lebensgefühl" massentauglich und kantenlos vermarktet. Das Produkt "St. Pauli" wurde auf diese Weise auch für das links-intellektuelle Lehrerehepaar kaufbar, welches die Fußballmannschaft ansonsten nur aus dem Fernsehen kennt. Trotzdem käme niemand auf die Idee, St. Pauli-Fans generell die Kritikfähigkeit bezüglich des eigenen Kommerzes abzusprechen.
Männer, die gern tanzen, seh'n beim Tanzen super aus (Detlef)

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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von MarS »

Ist es aber nicht was grundsätzlich völlig anderes, wenn man schon seit seiner Kindheit an einem Verein hängt und einfach emotional bereits "verloren" ist, und man muss sich dann später mit dessen Kommerzialität auseinandersetzen als wenn man sich in vollem Bewusstsein einem Konstrukt wie RB Leipzig verschreibt, das in der 5. Liga mit dem Anspruch antritt in zehn Jahren in der Champions League zu spielen (und das dann auch so umsetzt wie ich früher bei Bundesliga Manager Professional mit dem "unendlich viel Geld"-Cheat)? Wie kann das eine vergleichbare Emotion wecken?

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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Kane »

soccer hat geschrieben:Ich versteh den ganzen Klimbim hier nicht!
Was ist denn mit den "kommerziellen Verquickunen" beim VfL WOB, Bayer LEV, FCB, Hoffenheim, den Baskets pp.
Das ist die Zeit und weder Ihr noch sonstwer werden das ändern können.
Ich verstehe was du meinst, ich glaube auch die wenigsten würden sich hier beschweren, wenn die EWE auf einmal 30 Millionen im Jahr in den VfB pumpt.

Ich finde es besteht aber schon ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Traditionsklub der gesponsort wird oder einem Club der extra dafür gegründet wurde um als Werbeträger zu dienen und nur Mittels Geld den Durchmarsch macht. Das bezieht sich nur auf RB.

WOB, Bayer ist schon wieder eine andere Geschichte.
Wer Rechtschreibfehler findet, kann sie gerne behalten.

"Wo Grenzen verschwinden, fängt die Freiheit an"

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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von kanzlermirko »

Soccer_Scientist hat geschrieben:
Johann Ohneland hat geschrieben:Das finde ich wie gesagt nicht, aber da drehen wir uns im Kreis. Für mich ist es so, dass der Versuch sich bei RB kommerzkritisch zu positionieren ungefähr so sinnvoll ist, wie als Veganer bei McDonald's n Burger zu bestellen, aber sich gleichzeitig über Massentierhaltung zu beschweren.
Es soll sogar kommerzkritische St.Pauli-Fans geben und der "Kiezclub" ist wohl einmalig, was den Aufbau und die kommerzielle Ausbeute der eigenen Marke angeht. Dort wurde doch auch ein "linkes, rebellisches Lebensgefühl" massentauglich und kantenlos vermarktet. Das Produkt "St. Pauli" wurde auf diese Weise auch für das links-intellektuelle Lehrerehepaar kaufbar, welches die Fußballmannschaft ansonsten nur aus dem Fernsehen kennt. Trotzdem käme niemand auf die Idee, St. Pauli-Fans generell die Kritikfähigkeit bezüglich des eigenen Kommerzes abzusprechen.
Das aktuelle Trikot des VfB Oldenburg wird übrigens in Pakistan hergestellt.

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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Senf »

MarS hat geschrieben:Ist es aber nicht was grundsätzlich völlig anderes, wenn man schon seit seiner Kindheit an einem Verein hängt und einfach emotional bereits "verloren" ist, und man muss sich dann später mit dessen Kommerzialität auseinandersetzen als wenn man sich in vollem Bewusstsein einem Konstrukt wie RB Leipzig verschreibt, das in der 5. Liga mit dem Anspruch antritt in zehn Jahren in der Champions League zu spielen (und das dann auch so umsetzt wie ich früher bei Bundesliga Manager Professional mit dem "unendlich viel Geld"-Cheat)? Wie kann das eine vergleichbare Emotion wecken?
Ich denke, dass dein Ansatz nicht stimmt. Die Leute gehen doch nicht darum zu RB Leipzig, weil der Verein aus marketingtechnischen Gründen gegründet wurde. Auch dürfte der Kreis derer ziemlich klein sein, die mit der Intention zu RB gehen, um dort kommerzkritischer Fan zu werden. Es sollte annerkannt werden, dass Menschen auch emotional an RB verloren gehen können.
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Johann Ohneland »

Soccer_Scientist hat geschrieben:
Es soll sogar kommerzkritische St.Pauli-Fans geben und der "Kiezclub" ist wohl einmalig, was den Aufbau und die kommerzielle Ausbeute der eigenen Marke angeht. Dort wurde doch auch ein "linkes, rebellisches Lebensgefühl" massentauglich und kantenlos vermarktet. Das Produkt "St. Pauli" wurde auf diese Weise auch für das links-intellektuelle Lehrerehepaar kaufbar, welches die Fußballmannschaft ansonsten nur aus dem Fernsehen kennt. Trotzdem käme niemand auf die Idee, St. Pauli-Fans generell die Kritikfähigkeit bezüglich des eigenen Kommerzes abzusprechen.
Gleichzeitig verfügt der Verein aber tatsächlich über ein immenses soziales Engagement und steht seinen Fans und Mitgliedern Mitsprecherechte zu, wie in kaum einem anderen Profi-Verein. Natürlich melken die auch ihre Marke, aber sie gehen mit ihrer Tradition, ihren gesellschaftspolitischen Überzeugungen und ihren Anhängern doch noch deutlich anders rum, als so manch anderer Verein. Und das sage ich als jemand, der den Verein nur bedingt mag. Ist für mich aber durchaus kohärenter hier kommerzkritisch zu sein, als bei anderen Vereinen oder Konstrukten. Dieser Spagat ist einem Großteil der Pauli-Fans übrigens vollkommen klar. Daneben gibt es aber natürlich eine Vielzahl von Personen, die sich selbst als links verstehen und es dann total toll finden, so ne Pauli-Kappe zu tragen auch wenn sie Fußball eigentlich gar nicht interessiert. Aber das ist ein anderes Thema.
Senf hat geschrieben:

Ich denke, dass dein Ansatz nicht stimmt. Die Leute gehen doch nicht darum zu RB Leipzig, weil der Verein aus marketingtechnischen Gründen gegründet wurde. Auch dürfte der Kreis derer ziemlich klein sein, die mit der Intention zu RB gehen, um dort kommerzkritischer Fan zu werden. Es sollte annerkannt werden, dass Menschen auch emotional an RB verloren gehen können.
Wie gesagt. Menschen können auch an Apple-Produkte, Nationen, Parteien oder religiöse Führer emotional verloren gehen und tuen das auch regelmäßig. Das ist menschlich und so gesehen hast du recht. Ebenso wie Apple gelingt es RB den Fußball als geschicktes Lifestyle-Produkt aufzuziehen, das gezielt in eine Marktlücke stößt und diese monetarisiert. Sie bieten ein überzeugendes und erfolgreiches Fußballprodukt, das in absehbarer Zeit um Meisterschaften und Championsleague spielen wird und haben so das Interesse der Zuschauer geweckt. Denn es ist ja auch kaum etwas schöner als das Versprechen auf eine große Zukunft. Bei manchen mag sich das bis zu einer emotionalen Bindung gesteigert haben. Das soll wegen meiner so sein, aber ebenso wie ich nicht verstehen kann, wie man bei einer Steve Jobs-Präsentation in helle Aufregung gerät, kann ich nicht wirklich nachvollziehen, wie man sich in ein Konstrukt wie RB "verlieben" kann. Das mag es geben, ich kann es auch wegen meiner akzeptieren, dass es so was gibt, aber wirklich verstehen kann ich es nicht.
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Re: Das Leipziger Fußballdrama

Beitrag von Senf »

Johann Ohneland hat geschrieben: Wie gesagt. Menschen können auch an Apple-Produkte, Nationen, Parteien oder religiöse Führer emotional verloren gehen und tuen das auch regelmäßig. Das ist menschlich und so gesehen hast du recht. Ebenso wie Apple gelingt es RB den Fußball als geschicktes Lifestyle-Produkt aufzuziehen, das gezielt in eine Marktlücke stößt und diese monetarisiert. Sie bieten ein überzeugendes und erfolgreiches Fußballprodukt, das in absehbarer Zeit um Meisterschaften und Championsleague spielen wird und haben so das Interesse der Zuschauer geweckt. Denn es ist ja auch kaum etwas schöner als das Versprechen auf eine große Zukunft. Bei manchen mag sich das bis zu einer emotionalen Bindung gesteigert haben. Das soll wegen meiner so sein, aber ebenso wie ich nicht verstehen kann, wie man bei einer Steve Jobs-Präsentation in helle Aufregung gerät, kann ich nicht wirklich nachvollziehen, wie man sich in ein Konstrukt wie RB "verlieben" kann. Das mag es geben, ich kann es auch wegen meiner akzeptieren, dass es so was gibt, aber wirklich verstehen kann ich es nicht.
Es soll auch Menschen geben, die sich in Fußballvereine "verlieben". Damit muss aber nicht zwangsläufig RB gemeint sein. Ich denke, dass können auch nicht alle verstehen.


BTW: Etwas Gründungsmythos:
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