Bergdoktor hat geschrieben:Was mich am meisten bei den Vereinen TSG, VFL und RB nervt ist die Tatsache, das alle anderen Vereine sich ihr Kapital durch sportlichen Erfolg, in langjähriger mühsamer Arbeit, erwirtschaftet haben. Man hat für Werbeverträge, Zuschauer usw.... gearbeitet, der eine Verein etwas mehr/besser und andere Vereine eben weniger erfolgreich.
Und in Hoffenheim, Wolfsburg oder Leipzig macht einer die Geldbörse auf und haut das Geld so raus. Die TSG Wirtschaftet seit Jahren in den ROTEN Zahlen und ohne die Ausgleichszahlungen von VW würde der VFL auch nur von Jahr zu Jahr mehr minus machen.
Ganz so einfach ist es ja aber auch nicht. Auch viele Bundesligisten hatten in ihrer Frühphase Kapitalgeber und Mäzene. Beim 1. FC Köln hat z.B. Franz Kremer - meines Wissens nach - auch durchaus mit seinem Privatvermögen die für die Vereinsgründung notwendige Fusion und den späteren Aufstieg zum Bundesligameister mitfinanziert. Und auch die großen Ruhrpott-Clubs haben ihre Erfolge der Montanindustrie zu verdanken, die immer wieder Geld investierte, um ihre Arbeitnehmer bei Laune zu halten. Nicht ohne Grund ist der Westfußball nach dem Grubensterben erstmal in eine elementare Krise gestürzt, da die Vereine auf die Gelder der Kohleindustrie angewiesen waren. Das ist aber der selbe Grund, warum mittlerweile auf einmal im Südwesten ein Dorf nach dem anderen in den oberen Ligen auftaucht. Da sitzt einfach Geld und Wirtschaftskraft, die von der lokalen -zumeist tatsächlich ortsverbundenen- Wirtschaft in den Sport investiert wird. Mäzenatentum hat es ebenfalls auch schon immer gegeben (Fortuna Köln, Westfalia Herne, HSV Barmbek-Uhlenhorst), gleiches gilt für professionalisierte Betriebssportmannschaften (Bayer Uerdingen, Bayer Leverkusen). Was sich aber natürlich geändert hat, ist der Fußball an sich. Waren zum Beispiel im Westen die Spieler zumeist noch direkt bei den Kohlewerken angestellt oder arbeiteten im Bayer-Konzern, so hat sich das natürlich mit der ransanten Kommerzialisierung des Sports verändert und den Fußball damit auch seiner lokalen Identität beraubt. Auch solch durchgeplante Mangement-Projekte wie Hoffenheim wären damals sicherlich eher nicht möglich gewesen (und es ist mir von seiner ganzen Beschaffenheit auch unsympathisch). Es hat sich aber vor allem auch die Wahrnehmung der Fans selber geändert, die heute viel sensibler auf ihren Sport achten, als das noch vor 15 Jahren der Fall war. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass der BVB seine Umwandlung in eine Aktiengesellschaft heutzutage ohne größeren Protest durchbekommen würde. Das geht ja noch ein entscheidenden Schritt weiter als das, was letztens beim HSV passiert ist.
RB hat hier natürlich trotzdem eine gewisse Sonderrolle. Das Ziel eines jeden Fußballvereins ist es normalerweise, auf Basis vorhandener Mittel a) nicht pleite zu gehen und damit b) den größtmöglichen sportlichen Erfolg zu erreichen. Bei RB ist ja eher das Ziel a) auf Basis de facto unbegrenzter finanzieller Ressourcen b) die maximale Werbewirkung für den Mutterkonzern zu erreichen, bei der der sportliche Erfolg c) nur Mittel zum Zweck ist. Diese Entwicklung ist zwar aus der Gesamtentwicklung des Fußballsports in Deutschland zu verstehen, stellt für mich aber einen weiteren Schritt der Entfernung von einem Fußball als am solidargedankenorientiertes Allgemeingut im Rahmen allgemeingültiger Regeln da, der mir als Idealbild von Fußball vorschwebt. Daher gibt es genug Gründe für mich RB scheiße zu finden, aber man sollte dabei nicht in die Romantisierung der Vergangenheit abdriften oder sich die Argumentation zu einfach machen. Nichtsdestotrotz muss ich auch jedesmal Grinsen, wenn RB (oder Hoffenheim) nicht gewinnt.
Am Ende wird man sich aber entscheiden müssen, was man will. 50+1 oder nicht. Momentan haben wir ja so einen Misschzustand, der irgendwie albern ist. Wenn man über genug Finanzkraft verfügt, gilt die Regel nicht, ansonsten schon. Da wäre es eigentlich aus Gerechtigkeitsgründen konsequent, den Kram ganz aufzuheben. Allerdings erscheinen mir die Konsequenzen daraus nicht wirklich verlockend. Ich mein, ein Blick nach England, Spanien, Italien oder Frankreich sagt mir, dass ich solche Zustände in Deutschland eher nicht haben möchte. Ich glaube auch, dass es gerade die 50+1 Regel ist, die deutsche Vereine in der Masse vernünftiger haushalten lässt, als Vereine in anderen Ländern und dass gerade das die nachhaltige Entwicklung der Bundesliga bei gleichzeitiger Steigerung der Talentausbildung befördert hat.