Ich frag mich gerade, worin jetzt genau die Wettbewerbsverzerrung bei einer Spielabsage liegen soll. Gut, man könnte argumentieren, zum angesetzten Termin, sind vielleicht wichtige Spieler verletzt oder was weiß ich, aber die Gefahr besteht bei einer neuen Terminierung doch auch. Ich durchschaue Hürings Argumentation wirklich nicht. Vielleicht ist er tatsächlich nur sauer, zeugt somit aber nicht gerade von Größe. Manchmal ist es klüger sich öffentlich gar nicht zu äußern.
Nach dem Meppen-Spiel in November letzten Jahres wußte die NWZ zuvermelden:
„Unterdessen steht die Polizei mit der Auswertung des Videomaterials von Übergriffen im und vor dem Stadion durch Anhänger beider Mannschaften unmittelbar vor dem Abschluss. Daraus lassen sich laut Münch (Einsatzleiter Norbert Münch von der Polizeiinspektion Oldenburg/Ammerland) gegebenenfalls Anzeigen und Stadionverbote ableiten. Diesbezüglich habe sich auch der Niedersächsische Fußball-Verband (NFV) in die Diskussion eingebracht und nachgefragt, ob sich Täter namhaft machen lassen.“
So denke der NFV in schweren Fällen über landesweite Stadionverbote nach – ein Schritt, den sowohl Münch als auch Hoffmann (Holger Hoffmann, Sicherheitsbeauftragter des VfB) begrüßten.
Diese prallen Aussagen waren mit meinen seinerzeitigen Beobachtungen nicht so ganz in Übereinstimmung zu bringen. Ich schrieb hier dazu (im November):
„Soweit ich es (von der Haupttribüne her) sehen konnte, hat die Polizei die Beteiligten auf beiden Seiten des Zauns wieder auseinandergebracht, ohne dass es zuvor Tätlichkeiten zwischen den Gruppen beiderseits des Zauns gegeben hat.“
Wie nun der NWZ zu entnehmen ist, war es auch so:
„Die Auswertungen des Videomaterials durch die Polizei zu den Vorkommnissen beim Fußball-Oberliga-Derby zwischen dem VfB Oldenburg und SV Meppen am 16. November vergangenen Jahres – die NWZ berichtete – haben keine Stadionverbote für VfB-Anhänger nach sich gezogen. Das bestätigte Holger Hoffmann, Sicherheitsbeauftragter des Oberliga-Spitzenreiters. „Sicherlich ging es in einigen Situationen zwischen den Zuschauern beider Vereine hoch her, doch reicht dies nicht aus, um neue Stadionverbote auszusprechen“, erläuterte Hoffmann. Sehr wohl stünden einige damals auffällig gewordene Stadionbesucher bei Heimspielen des VfB nun unter besonderer Beobachtung.“
Ich vermute mal, auf der „Meppener Seite“ des Zauns „reicht dies nicht aus, um neue Stadionverbote auszusprechen“. Die Formulierung „reichte dies nicht aus ...“ klingt schon fast nach einem Bedauern, so als ob ungesagt das Wort „leider“ mitschwingt. Ich hoffe mal, da wurde nur etwas unbeholfen formuliert.
Insgesamt ist die publizistische Aufbereitung der Angelegenheit durchaus beispielhaft dafür, wie schnell gegenüber Fußballfans eine Vorverurteilung mit Umkehrung der Beweislast völlig selbstverständlich zu sein scheint. „Wie schön, dass hier Videobeweise zugunsten der Betroffenen vorlagen“, möchte man da fast schon sagen.
„Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“
(Albert Camus)