Vergesslicher VfB scheitert an Lauenstein
Von
Fabian Speckmann
Oldenburg. Eigentlich hätte das Spiel zwischen dem VfB Oldenburg und Eintracht Braunschweig II nur einen Sieger haben dürfen, die Gastgeber. Tatsächlich allerdings hieß es nach 90 höchst unterhaltsamen Minuten 2:2. Die Oldenburger hatten vor 2.340 Zuschauern schlicht vergessen, den Sack zuzumachen und wurden dafür bestraft.
Insbesondere Thomas Friauf wird sich in der Nachbetrachtung ungläubig fragen, ob er wirklich nur einmal getroffen hat. Der starke VfB-Stürmer leistete sich ein privates Duell mit dem überragenden Nico Lauenstein im Tor der Eintracht, das Letzterer für sich entscheiden konnte. Er parierte gleich fünf hundertprozentige Möglichkeiten der Oldenburger und wäre beinahe zum Matchwinner für seine Mannschaft geworden.
Lediglich in der Anfangsphase war das Spiel des VfB nicht stimmig. Die neuformierte Elf, in der Sebastian Wojcik den gesperrten Spielmacher David van der Leij ersetzte, hatte Anlaufschwierigkeiten. Das nutzten die defensiv gut strukturierten Gäste allerdings nicht. Ein Fehler, wie sich zeigen sollte, denn nach gut zwanzig Minuten übernahmen die Oldenburger das Kommando, setzten die Eintracht in deren Hälfte fest und kamen zu Chancen.
Schnell sollte deutlich werden, dass Friauf in diesem Spiel eine besondere Rolle spielen würde. Für seine Flanke war der freistehende Erkan Kilicaslan noch zu klein (24.), seine Volley-Abnahme dagegen eine leichte Beute von Lauenstein (30.). Drei Minuten später hatte der Torhüter Glück, denn Friauf traf nur den Innenpfosten. Der Angreifer allerdings war längst in Fahrt gekommen und sollte für sein beherztes Spiel belohnt werden. Statt den Ball quer zum besser postierten Sebastian Ghasemi-Nobakht zu legen, nahm Friauf aus 16 Metern Maß und traf zum 1:0 (42.).
Der muntere Wettstreit zwischen dem jetzt klar überlegenen VfB und Lauenstein sollte auch nach der Halbzeitpause weitergehen. Zuerst parierte der Fänger vor Friauf (51.), dann meisterte er Schüsse von Kilicaslan und Ghasemi-Nobakht aus kurzer Distanz (53.). Auch bei einem Schlenzer von Friauf war er zur Stelle (55.). Und weil er gerade so gut drauf war, holte sich Lauenstein auch den strammen Schuss von Ghasemi-Nobakht (60.). Das Spiel hätte längst entschieden sein müssen.
War es aber nicht und weil bekanntlich bestraft wird, wer seine Chancen nicht nutzt, reichte der Eintracht ein Oldenburger Fehler zum Ausgleich. Justin Eilers, von der VfB-Deckung sträflich ignoriert, schob den Ball ins lange Ecke (64.). Sebastian Bönig hätte sogar das 1:2 nachlegen können, scheiterte aber an Rene Damerow (74.). Sechzig Sekunden später war allerdings auch der VfB-Torhüter machtlos. Stefan Frye hatte Eilers gelegt, Kai Koitka den fälligen Elfmeter versenkt. Sein Jubel über die schmeichelhafte Führung hätte allerdings anders ausfallen sollen. Koitka zog sich das Trikot über den Kopf und kassierte dafür gelb-rot. Eine harte Entscheidung des strengen Schiedsrichters Lars Becker, dem man nicht vorwerfen konnte, er hätte keine Linie gehabt. Gleichwohl waren beide Mannschaft längst nicht mit allen Entscheidungen einverstanden.
Der VfB setzte jetzt alles auf eine Karte, brachte in Marcel Salomo und Mehmet Koc zwei weitere Stürmer und wurde belohnt. Adil Boukantar holte Friauf von den Beinen, den daraus resultierenden Elfmeter nutzte Alexander Eckel zum 2:2 (80.). In der Schlussphase drängte der VfB auf den Sieg, scheiterte aber an Lauenstein.
VfB Oldenburg: Damerow – Baal, Frye, Tailor, Rizzo (78. Salomo) – Eckel (88. Thölking), Wojcik, Müller (78.Koc) – Kilicaslan, Friauf, Ghasemi-Nobakht
Tore: 1:0 Friauf (42. Minute), 1:1 Eilers (64.), 1:2 Koitka (78.), 2:2 Eckel (80.)
Gelb-rot: - / Koitka (79.)
Stimmen zum Spiel
Uwe Hain, Trainer Eintracht Braunschweig: Wir haben gut angefangen, die Räume sehr gut zugemacht. Wir wussten, dass der VfB spielstark ist und waren gut darauf eingestellt. Eigentlich hätten wir sogar in Führung gehen können. Oldenburg wurde dann stärker und wir haben die Ordnung verloren. Eigentlich hätten wir das 0:2 kriegen müssen, aber unser Torwart hat sehr gut gehalten und was können wir dafür, wenn der VfB die Chancen nicht nutzt. Unser 2:1 war dann nicht unverdient. Zum Schiedsrichter will ich eigentlich nichts sagen, aber das war schon eine arrogante Leistung. Der Punkt ist für den VfB hochverdient, sie hätten auch gewinnen können.
Joe Zinnbauer, Trainer VfB Oldenburg: Wir haben 10 bis 15 Minuten gebraucht, um ins Spiel zu finden. Man hat gemerkt, dass mit David van der Leij ein wichtiger Spieler gefehlt hat, allerdings hat Wojcik, der auf seiner Position gespielt hat, seine Sache sehr gut gemacht. Wir haben erfrischenden Fußball gespielt und hatten vier tausendprozentige Chance, leider war Lauenstein heute so gut wie noch nie. Nach dem Rückstand hat die Mannschaft Moral gezeigt. Mit dem Defensivverhalten bin ich nicht zufrieden, denn wir haben die Tore mitverschuldet. Allerdings hat die Mannschaft auch nach dem Rückstand weiter an sich geglaubt. Nächste Woche in Meppen holen wir uns die drei Punkte, die wir heute nicht bekommen haben.
Stefan Frye, VfB Oldenburg: Wir haben sehr gut gespielt, überragend gekämpft. Das wirft uns nicht um, auch wenn wir uns mehr erhofft hatten. Nächste Woche in Meppen wird es ein harter Kampf.
Alexander Eckel, VfB Olenburg: Beim 1:2 mache ich einen Fehler im Mittelfeld, der bestraft wird. Dennoch haben wir gut gespielt, hätten bei dem Chancenverhältnis eigentlich gewinnen müssen. Wir haben die Punkte liegen lassen. Trotzdem, unsere Spielanlage war heute klasse, wir haben unsere Möglichkeiten alle rausgespielt. Diese Spielzüge haben wir in der ganzen Woche trainiert.
Rene Damerow, VfB Oldenburg: Wir haben unnötige Fehler gemacht, vor allem in der Defensive. Außerdem hätten wir das Spiel früher entscheiden müssen. Solche Sachen werden bestraft. In der Regionalliga bekommt man gar nicht erst so viele Chancen, daran müssen wir arbeiten.