INTERVIEW Schalkes Ex-Manager will bei Beschaffung von finanziellen Mitteln Hilfestellung leisten
„Geld schießt mittlerweile Tore“: Rudi Assauer
Der VfB müsse unbedingt Fünfter werden. Sonst würde das Stadionbau-Projekt um zwei Jahre zurückgeworfen.
VON HENNING BUSCH
FRAGE: In Gelsenkirchen gab es ein weiteres Treffen mit Vertretern der Stadionbau-Initiative „GO-OL“, waren die Gespräche fruchtbar?
ASSAUER: In der Tat. Das Wichtigste ist, dass die Initiative „GO-OL“ und der VfB ab sofort beim geplanten Bau einer multifunktionalen Fußball-Arena in Oldenburg an einem Strang ziehen. Darüber bin ich sehr froh, sonst hätte die Basis für eine fruchtbare Zusammenarbeit gefehlt.
FRAGE: Was wird als nächstes zu tun sein, um das Projekt voranzutreiben?
ASSAUER: Zunächst einmal muss die sportliche Geschichte laufen, das heißt wir müssen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der VfB in dieser Saison mindestens Fünfter wird und sich für die neue Regionalliga qualifiziert. Wenn das nicht gelingt, hängen wir mit dem Projekt mindestens zwei Jahre hinterher. Ein bekannter Trainer, Otto Rehhagel, hat einmal gesagt, Geld schießt keine Tore. Das gilt heute nicht mehr. Geld schießt mittlerweile Tore.
FRAGE: VfB-Trainer Joe Zinnbauer würde gerne Verstärkungen einbauen, betont aber, dass das nötige Geld fehlt . . .
ASSAUER: Dann muss man eben die Initiative ergreifen, andere Wege gehen, etwas Neues versuchen.
FRAGE: Haben Sie schon einen handfesten Plan?
ASSAUER: Ich habe mir etwas ausgedacht, was greifen würde. In den nächsten Tagen könnte sich in dieser Hinsicht etwas ergeben, mehr kann ich aber jetzt noch nicht dazu sagen. Fakt ist, der aktuelle Kader muss – so gut er erfreulicher Weise in die Saison gestartet ist – in Absprache mit dem Trainer, der die Situation in der Mannschaft natürlich am besten kennt, verstärkt werden. Und es gibt genügend Spieler, die noch nicht unter Vertrag sind, aber die sportliche Klasse haben, dem VfB weiterzuhelfen. Zumal in Carsten Linke jemand das Stadionprojekt unterstützt, der nicht zuletzt aus seiner Zeit bei Hannover 96 weiß, welche Spieler auf dem Markt sind.
FRAGE:Was sagen Sie Pessimisten, die ein neues Stadion in Oldenburg für utopisch halten, weil es am nötigen Geld mangelt?
ASSAUER: Zunächst mal habe ich Verständnis dafür. Allerdings gab es wesentlich stärkere Stimmen gegen den Bau der Schalke-Arena, und es hat trotzdem geklappt. Man muss es nur wollen.
Quelle: NWZ vom 14.09.2007
Aha. Dachte ich. Der Herr Assauer hat also einen Plan. Prima. Neue Spieler unter Vertrag nehmen, die den VfB nach vorne bringen. Toll. Und das Stadion ist auch noch nicht aus der Welt. Super. Und dann ist da ja auch noch Carsten Linke. Sagenhaft.
Hallo?
Ich fühlte mich spontan an „alte Zeiten“ erinnert. Zeiten, die etwas mit Hochmut, die vor dem Fall kommt, zu tun hatten. Zeiten, die dem VfB einen tiefen Stich in das blau-weiße Herz verpasst haben. Zeiten, in denen man den Namen des Vereins in Zusammenhang mit Großkotzigkeit, Vetternwirtschaft und blindem Kommerz brachte. Zeiten, die alles andere als schön waren - nämlich Scheiße!
Wenn ich jetzt lese, dass wir neue Spieler verpflichten sollen - immer mit dem Einverständnis des Trainers (der ja seine Mannschaft gut kennt, wäre ja auch schlimm wenn nicht...) und im Einklang mit der momentanen Situation, dann stelle ich mir automatisch die Frage, wie denn das bitte schön funktionieren soll.
Herr Assauer hat einen Plan. Schön. Wir haben ein Marketingkonzept und ein Vertragskonzept. Beides läuft. Und wir haben eine Mannschaft, die spielen kann und dies zur Zeit auch recht erfolgreich tut. Und wir sind Aufsteiger!!! Das scheint mir in letzter Zeit bei zu vielen Leuten aus den Köpfen verschwunden zu sein. Dafür ist da jetzt der Platz mit dem „neuen Multifunktionsstadion“ belegt.
Wie sollen denn neue Spieler - mit Regional- oder Oberliga-Erfahrung - bezahlt werden
Verpflichten wir also zur Winterpause dann erst mal Spieler X, Y und Z.
X und Y kommen aus der Regionalliga, sind verteufelt gute Granaten und echte Kampfschweine. Spieler Z hat sogar schon zweite Liga gespielt und gilt als großes Talent - kam er doch bei seinem alten Verein kaum zum Einsatz auf Grund des immens großen Kaders...
X, Y und Z kommen aber nicht nur einfach so nach Oldenburg. Weil das hier so toll ist, weil hier so nette Menschen wohnen und weil die Luft hier so gesund ist. Achja - und weil hier der VfB in der Oberliga kickt.
Die Herren wollen schließlich auch von was leben. Wer soll diese Spieler bezahlen? Woher kommt das Geld?
Herr Assauer sagt, dass, wenn dem Trainer die nötigen finanziellen Mittel fehlen, Verstärkungen einzubauen, man die Initiative ergreifen muß, andere Wege gehen soll, etwas neues versuchen muß. Bitte? Haben das die Verantwortlichen denn in den letzten drei Spielzeiten nicht getan? Noch innovativer und strukturierter als das momentane Konzept geht es wohl kaum noch. Selbst andere Vereine betrachten mit großem Interesse das Geschehen in Oldenburg. Warum also das Rad neu erfinden?
Ich beginne langsam mir Sorgen zu machen, dass die Welle der Euphorie und die Aussicht auf eine neues Stadion langsam aber sicher zu einer Sache wird, die mir zur Zeit nicht wirklich geheuer ist. Das einzige, was für mich im Moment zählt, ist die Lage in der Liga.
Sicherlich werden wir uns noch mit dem einen oder anderen Spieler verstärken müssen. Das steht außer Frage. Aber nicht mit Geld, dass wir nicht haben. Das ist schon einmal verdammt in die Hose gegangen. Und da hilft uns auch Carsten Linke nicht.
Interessant übrigens, dass Geld auf einmal Tore schießen kann. Ich verweise an dieser Stelle immer gerne auf einen Verein, der mittlerweile wieder mit uns in einer Liga spielt. Da schießt Geld keine Tore, obwohl es reichlich vorhanden ist. Mehr sage ich dazu nicht.
Ich hoffe und wünsche mir, dass wir unter die ersten fünf Teams kommen. Ich bete darum, dass wir am Ende der Saison auf einem dieser Plätze stehen. Dafür war ich sogar neulich mal wieder in einer Kirche. Zwar nicht am Sonntag aber immerhin.
Vielleicht reagiere ich auch ein wenig (vielleicht auch zuviel) über. Aber ich bin schließlich Fan der blauen Zitrone. Seit mittlerweile fast 26 Jahren. Mehr oder weniger. Die Angst ist latent vorhanden, dass es wieder einmal in die falsche Richtung laufen könnte. Wohlgemerkt: KÖNNTE! Zur Zeit läuft es nämlich. Und das aufgrund der Tatsache, dass mit Herz und Einsatz an dem einzig wichtigen Ziel gearbeitet wird: AUFSTIEG!
In der Regionalliga können wir auch gerne erst einmal im Marschweg spielen. Mittlerweile habe ich mich an die alte Trümmerkiste gewöhnt. Warum auch nicht. Von einem neuen Stadion, einer Multifunktionsarena in der Nähe der alten „Hölle“ können wir dann immer noch sprechen...
Auch wenn ich mit dieser Meinung wohl in letzter Zeit ziemlich alleine da stehe.
James
(... der gar nicht wußte, dass er noch so schnell tippen kann. Sapperlot!)
