30 Jahre Heimspielstätte Marschwegstadion
Verfasst: 25.02.2021 13:13
Im Sommer 2021 wird es so weit sein: 30 Jahre Heimspielstätte Marschwegstadion
Ja, wir wünschen uns nach Donnerschwee zurück. Ja, es gibt unzählige Geschichten über die Hölle des Nordens. Und ja, das Marschwegstadion wird wohl nie ein Fußballtempel werden. Es ist aber unsere Realität. Viermal hat es in den jüngsten 30 Jahren größere Anstrengungen für ein neues Stadion gegeben, wenn ich mich nicht verzählt habe. Viermal ist man gescheitert. Geblieben ist das Marschwegstadion. Zwei Generationen von VfB-Fans haben ihre Mannschaft mittlerweile ausschließlich am Marschweg erlebt und kennen Donnerschwee nur aus alten Geschichten. Ich zähle mich selbst dazu, da meine persönlichen VfB-Erinnerungen leider erst 1992 beginnen. Seit 30 Jahren spielen wir nun am Marschweg. Seit 30 Jahren meckern wir darüber. Und seit 30 Jahren hoffen wir auf eine Alternative. Das führt immer mal wieder zu einer negativen Grundstimmung. Diese sollten wir zum Jubiläum durch positive Erinnerungen überwinden, finde ich und mache deshalb direkt mal den Anfang.
Atmosphäre
Es muss irgendwann Anfang der 90er gewesen sein, da machte ich als kleiner Junge mit meinen Eltern und deren Freunden eine große Radtour. So ist es Brauch an Himmelfahrt, Pfingsten oder dem 1. Mai. Auf dem Rückweg kamen wir am Marschweg vorbei, der für mich aus dem Norden der Stadt damals eine gefühlte Weltreise entfernt gewesen sein muss. Da hörte ich auf einmal ein ohrenbetäubendes Raunen. Ich hielt mit meinem kleinen Rad an, schaute hoch und sah zum ersten Mal in meinem Leben die Rückseite der Haupttribüne. Die Geräuschkulisse, die von dort zu mir drang, war so laut und fesselnd, dass ich eine ganze Zeit lang stehenblieb und zuhörte. Es brandete ein regelrechter Geräuschdruck zu mir herüber. Das war echte Fußball-Atmosphäre. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Es ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Das muss damals ein aufregendes Spiel am Marschweg gewesen sein, von denen es Anfang der 90er ja zum Glück viele gegeben hat.
Eingang unter der Autobahn
Als ich Mitte der 90er anfing, regelmäßig ins Stadion zu gehen, betrat ich das Stadion immer durch den Eingang unter der Autobahn. Das hatte wahrscheinlich den einfachen Grund, dass mich mein Vater zumeist mit dem Auto brachte und er von dort besser wieder vom Stadion wegkam. Jahre lang wusste ich überhaupt nicht, dass man auch durch den Haupteingang zu den Stehplätzen gelangen konnte. Der Eingang unter der Autobahn ist für mich bis heute ein Sehnsuchtsort geblieben. Erst die Eintrittskarte am Häuschen kaufen, dann zum Zaun. Jedes Mal die kritische Nachfrage des Ordners, ob ich denn auch wirklich berechtigt war, eine Kinder-Karte zu haben. Ja, war ich. Und dann ging es gemeinsam mit unzähligen anderen Fans die Stufen zur Gegengerade hoch. So etwas braucht jedes Stadion. Dann geht man hoch, und nach und nach wächst der Blick ins weite Stadionrund. Das war jedes Mal aufregend. Dazu muss man wissen, dass damals ja noch das gesamte Stadion (sprich: jeder Block) offen gewesen ist. Und überall waren (mal mehr, mal weniger) Menschen. Dazu gab es die große Getränkebude direkt hinter dem Eingang in der Kurve vor der Autobahn. Dieses "Ins-Stadion-kommen" hatte Charakter. Da war ich jedes Mal sofort im VfB-Fieber. Und auch der eine oder andere Rückweg nach den Spielen ist mir als Pilgerweg zahlreicher Fans in guter Erinnerung geblieben. Durch die Schließung dieses Eingangs hat das Marschwegstadion für mich nochmals deutlich an Flair verloren. Aber vielleicht ist diese Entscheidung ja nicht für die Ewigkeit?!
Gegengerade
Mittlerweile sitze ich bei Heimspielen meistens auf der Tribüne (und seit ich die Gästekäfige nicht mehr ertrage, auch oft bei Auswärtsspielen). Ich bin lange vor Corona auf die Tribüne gewechselt, weil dort die meisten Leute sind, mit denen ich die jüngsten sieben, acht Jahre zu den VfB-Spielen gegangen bin/gehe. Aber schöner war es eigentlich meistens auf der Gegengerade. Vor allem ist man dort viel dichter am Spielfeld dran. Und zu Zeiten, als auf den Stehplätzen noch mehrere hundert Menschen in die Gesänge mit eingestimmt haben, war ich dort auch immer vorne mit dabei. Früher ist Heiko über den ganzen Platz gelaufen und hat vor dem Block die Mannschaftsaufstellungen vorgelesen. Und die Leute kannten sogar noch genug Namen der VfB-Spieler, um sie zu rufen. Davor wurde natürlich jeder gegnerische Vorname mit einem genüsslichen "Arschloch"-Ruf komplettiert. So musste das sein. Wie oft haben wir da außerdem im strömenden Regen gestanden oder aber eine Halbzeit lang direkt in die untergehende Sonne gucken müssen! Nicht immer schön, aber erinnerungswürdig. Auch die Gesangsscharmützel mit dem Gästeblock gingen von der Gegengerade aus immer deutlich besser. Wenn genug Leute da sind, fühlt es sich für mich auf den Stehplätzen immer noch etwas mehr nach VfB an. Und ich hoffe, dass wir bald wieder dahin zurückkehren dürfen.
Ja, wir wünschen uns nach Donnerschwee zurück. Ja, es gibt unzählige Geschichten über die Hölle des Nordens. Und ja, das Marschwegstadion wird wohl nie ein Fußballtempel werden. Es ist aber unsere Realität. Viermal hat es in den jüngsten 30 Jahren größere Anstrengungen für ein neues Stadion gegeben, wenn ich mich nicht verzählt habe. Viermal ist man gescheitert. Geblieben ist das Marschwegstadion. Zwei Generationen von VfB-Fans haben ihre Mannschaft mittlerweile ausschließlich am Marschweg erlebt und kennen Donnerschwee nur aus alten Geschichten. Ich zähle mich selbst dazu, da meine persönlichen VfB-Erinnerungen leider erst 1992 beginnen. Seit 30 Jahren spielen wir nun am Marschweg. Seit 30 Jahren meckern wir darüber. Und seit 30 Jahren hoffen wir auf eine Alternative. Das führt immer mal wieder zu einer negativen Grundstimmung. Diese sollten wir zum Jubiläum durch positive Erinnerungen überwinden, finde ich und mache deshalb direkt mal den Anfang.
Atmosphäre
Es muss irgendwann Anfang der 90er gewesen sein, da machte ich als kleiner Junge mit meinen Eltern und deren Freunden eine große Radtour. So ist es Brauch an Himmelfahrt, Pfingsten oder dem 1. Mai. Auf dem Rückweg kamen wir am Marschweg vorbei, der für mich aus dem Norden der Stadt damals eine gefühlte Weltreise entfernt gewesen sein muss. Da hörte ich auf einmal ein ohrenbetäubendes Raunen. Ich hielt mit meinem kleinen Rad an, schaute hoch und sah zum ersten Mal in meinem Leben die Rückseite der Haupttribüne. Die Geräuschkulisse, die von dort zu mir drang, war so laut und fesselnd, dass ich eine ganze Zeit lang stehenblieb und zuhörte. Es brandete ein regelrechter Geräuschdruck zu mir herüber. Das war echte Fußball-Atmosphäre. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Es ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Das muss damals ein aufregendes Spiel am Marschweg gewesen sein, von denen es Anfang der 90er ja zum Glück viele gegeben hat.
Eingang unter der Autobahn
Als ich Mitte der 90er anfing, regelmäßig ins Stadion zu gehen, betrat ich das Stadion immer durch den Eingang unter der Autobahn. Das hatte wahrscheinlich den einfachen Grund, dass mich mein Vater zumeist mit dem Auto brachte und er von dort besser wieder vom Stadion wegkam. Jahre lang wusste ich überhaupt nicht, dass man auch durch den Haupteingang zu den Stehplätzen gelangen konnte. Der Eingang unter der Autobahn ist für mich bis heute ein Sehnsuchtsort geblieben. Erst die Eintrittskarte am Häuschen kaufen, dann zum Zaun. Jedes Mal die kritische Nachfrage des Ordners, ob ich denn auch wirklich berechtigt war, eine Kinder-Karte zu haben. Ja, war ich. Und dann ging es gemeinsam mit unzähligen anderen Fans die Stufen zur Gegengerade hoch. So etwas braucht jedes Stadion. Dann geht man hoch, und nach und nach wächst der Blick ins weite Stadionrund. Das war jedes Mal aufregend. Dazu muss man wissen, dass damals ja noch das gesamte Stadion (sprich: jeder Block) offen gewesen ist. Und überall waren (mal mehr, mal weniger) Menschen. Dazu gab es die große Getränkebude direkt hinter dem Eingang in der Kurve vor der Autobahn. Dieses "Ins-Stadion-kommen" hatte Charakter. Da war ich jedes Mal sofort im VfB-Fieber. Und auch der eine oder andere Rückweg nach den Spielen ist mir als Pilgerweg zahlreicher Fans in guter Erinnerung geblieben. Durch die Schließung dieses Eingangs hat das Marschwegstadion für mich nochmals deutlich an Flair verloren. Aber vielleicht ist diese Entscheidung ja nicht für die Ewigkeit?!
Gegengerade
Mittlerweile sitze ich bei Heimspielen meistens auf der Tribüne (und seit ich die Gästekäfige nicht mehr ertrage, auch oft bei Auswärtsspielen). Ich bin lange vor Corona auf die Tribüne gewechselt, weil dort die meisten Leute sind, mit denen ich die jüngsten sieben, acht Jahre zu den VfB-Spielen gegangen bin/gehe. Aber schöner war es eigentlich meistens auf der Gegengerade. Vor allem ist man dort viel dichter am Spielfeld dran. Und zu Zeiten, als auf den Stehplätzen noch mehrere hundert Menschen in die Gesänge mit eingestimmt haben, war ich dort auch immer vorne mit dabei. Früher ist Heiko über den ganzen Platz gelaufen und hat vor dem Block die Mannschaftsaufstellungen vorgelesen. Und die Leute kannten sogar noch genug Namen der VfB-Spieler, um sie zu rufen. Davor wurde natürlich jeder gegnerische Vorname mit einem genüsslichen "Arschloch"-Ruf komplettiert. So musste das sein. Wie oft haben wir da außerdem im strömenden Regen gestanden oder aber eine Halbzeit lang direkt in die untergehende Sonne gucken müssen! Nicht immer schön, aber erinnerungswürdig. Auch die Gesangsscharmützel mit dem Gästeblock gingen von der Gegengerade aus immer deutlich besser. Wenn genug Leute da sind, fühlt es sich für mich auf den Stehplätzen immer noch etwas mehr nach VfB an. Und ich hoffe, dass wir bald wieder dahin zurückkehren dürfen.