Ostfriesen-Zeitung von heute:
Am Donnerstag unterschrieb Wojciech Pollok bei Kickers Emden einen Vertrag, Sonnabend gelang dem Stürmer der erste Treffer für seinen neuen Klub. Doch Freude kam beim 24-Jährigen nicht auf. „Zum Einstand willst du gewinnen, sonst nichts“, sagte der Pole noch auf dem Spielfeld, wo er nach dem Abpfiff enttäuscht hin und her lief. „Wer die Tore schießt, ist egal, es zählt die Mannschaft.“
Doch von mannschaftlicher Geschlossenheit war bei Kickers beim 1:3-Debakel gegen Wilhelmshaven nichts zu sehen. Das sah nicht nur Präsident Engelbert Schmidt so, sondern auch die Fans. Und die machten ihren Unmut nach dem Abpfiff Luft. Auf ihrem Weg in die Kabine wurden Kickers-Spieler gnadenlos beschimpft: „Wir sind Emder und ihr nicht!“, skandierten wütende Kickers-Fans und zündeten Plakate an. Weil Mitglieder eines Kickers-Fanclubs die Spieler, die fluchtartig das Gelände verließen, schützen wollten, kam es fast zu Handgreiflichkeiten. Sitzkissen und Plastik-Trompeten flogen aufs Spielfeld. Die Polizei rückte an, sorgte für Ruhe.
Pollok sah das vom Mittelkreis mit Erstaunen. Torwart-Trainer Michael Boris nahm den Neuen kurz in den Arm. „So ist das hier, wenn du verlierst, wirst du beschimpft. Es geht aber weiter, Kopf hoch.“
Etwas gelassener, aber nicht freundlicher fiel die Kritik des Großteils des Emder Publikums aus. Bereits zur Pause wurden die Emder mit Pfiffen in die Kabine verabschiedet. Andere schimpften: „Ich zahle 650 Euro für eine Saison“, sagte ein Kickers-Fan auf der Sitzplatztribüne. „Aber wofür? Das ist kein Fußball, das ist keine Mannschaft.“
Zum dritten Mal in Folge hat Kickers vor dieser Saison fast die komplette Mannschaft ausgetauscht. Zwei Mal ging es gut. In dieser Saison : so hatte es Sonnabend den Anschein : taumelt der BSV mit dieser Methode dem Abstieg entgegen. „Wir haben weniger Spieler als letzte Saison, dafür mehr Qualität“, hatte Präsident Engelbert Schmidt den Fans vor dem ersten Punktspiel versprochen. Sonnabend sah das ganz anders aus.