Ich persönlich finde, dass auch die verbale Grenzüberschreitung in gewisser Weise Teil des Fußballs ist. Also damit man mich da nicht falsch versteht, ich finde das nicht unbedingt immer gut und richtig - oft ist es auch ein bißchen peinlich -, finde aber nicht, dass das etwas ist, was diese massive Sanktions- und Kontrollbereitschaft rechtfertigt. Zu berücksichtigen ist da meines Erachtens auch der massive Machtunterschied zwischen Stadionbesuchern und Funktionären. Letzteren stehen die Medien als Sprachroher dauerhaft offen, sie verfügen über Sanktions- und Repressionsmittel sowie über die Gestaltungsmacht über das Umfeld, in dem sich erstere bewegen (müssen), wenn sie ihrer Leidenschaft folgen wollen. Du sagst eigentlich richtig, dass in Hoffenheim nicht viel mehr als ein erfolgreich arbeitender Mäzen agiert. Allerdings natürlich auch gemischt mit allerlei neoliberal-bürgerlicher Brimboriumsrhetorik sowie gedeckt von einem Verband und politischer Öffentlichkeit, die immer wieder das Engagement von Herrn Hopp betonen. Mag stimmen, ist aber kein Schutzschild vor der Kritik, dass man auch beim Projekt Hoffenheim geschickt mit den Statuten gespielt hat und wo auch immer der Verdacht im Raum steht, dass aufgrund der Nähe der Familie Hopp zum DFB da etwas das Auge zugedrückt wird. Das scheint aber als Majestätsbeleidigung aufgefasst und auch entsprechend verfolgt zu werden. Wollen Fans in dem Umfeld Aufmerksamkeit finden, dann ist eine mitunter eher ziellos umsichschlagende Form der Kritik auch so eines der wenigen Mittel. Ein Banner mit "Herrn Hopps Engagement finden wir, in Abwägung aller Aspekte und in Berücksichtigung unserer Verantwortung für das Klima in diesem Land, nicht ganz so gut.", würde halt auch niemand wirklich mitbekommen - außer vielleicht jetzt gerade. Das wäre natürlich eine schöne Art, das ganze absurde Verfahren vorzuführen, glaube aber nicht, dass die Dortmunder Szene dafür die entsprechende Bereitschäft hätte (leider)...
Ich finde, dass jemand Hurensohn beim Fußball genannt wird, sollte grundsätzlich erlaubt sein. Ob das klug oder aufgeklärt ist und ob es nicht sinnvoll sein könnte, dass sich Szenen bei soetwase selbst eine Zurückhaltung auferlegen sollten, ist halt ne ganz andere Frage. Aber auch nicht alle Dinge im Leben müssen klug sein. Das Fadenkreuz-Ding ist tatsächlich quatsch, aber auch das muss man als Teil einer Eskalationsspirale sehen, an der die TSG und Herr Hopp nicht ganz unschuldig waren. Wie gesagt, das ist ja erst aufgetaucht, nachdem es zum Beispiel die Geräuschangriffe auf den Hoffenheimer Gästeblock gegeben hat - den der DFB ja letztendlich abgesegnet hat. Herr Hopp hat sich durch seine Dünnhäutigkeit und sein Verhalten symbolisch in eine Rolle als stellvertreter für einen modernen, bürokratischen und emotionsentlasteten Fußball gebracht. Das wäre alles auch viel einfacher zu lösen gewesen. Wegen meiner kann man sagen, die die das Fadenkreuz-Ding zu verantworten haben, dürfen dann halt mal nicht mitfahren im nächsten Jahr, aber ich finde das in dem ganzen Verfahren eine Unwucht drin ist, die mal wieder die "Mächtigen" (bei aller Problematik dieser Terminologie) im Fußball ihrer Verantwortung entbindet.
Wahrscheinlich sind wir letztendlich auch gar nicht soweit auseinander