Revo hat geschrieben:Lieber Senf, ich kann verstehen, dass du versuchst, eine differenzierte Perspektive auf RB Leipzig zu propagieren. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass du dich hier in der Position als ewiger Kritiker verrannt hast. Nach dem Motto: Wenn die Kommerzkritik zum Mainstream wird, dann muss ich die Kritik kritisieren.
Die Tatsache, dass RB von vielen Arschlöchern auf ziemlich fragwürdige Weise angefeindet wird, macht den "Verein" aber nunmal nicht besser. Und auch das positive Engagement der "Fans" dieses Konstrukts ändert daran prinzipiell erstmal nichts.
Ansonsten stimme ich Herrn Ohneland fast in jedem seiner Sätze zu. (Wozu schreibe ich das eigentlich, wenn er es sowieso wieder viel besser formulieren könnte...)
Leiber Revo,
ich denke, dass du meine Intention nicht ganz verstanden hast. Vielleicht deshalb zum Anfang gesprungen: Als RB Leipzig gegründet wurde konnte ich es mir nicht vorstellen, dass dort überhaupt eine Art Fankultur möglich ist, wie wir sie bei anderen Vereinen kennen. Meine Denke war es, dass RB sie versuchen würde gleich im Keim zu ersticken und mit gesponsorten Fanclubs die Lücke in Form von Klatschpappen und "RBL" rufenden ZuschauerInnen zu schließen. Choreos wären dann auch vollkommen Vereinssache / Sponsorensache gewesen. Gut, es gab das Verbot des "Block 28" Banners aber ansonsten konnte sich dort eine halbwegs freie Fankultur entwickeln, die auch bis zu einem gewissem Grad kommerzkritisch eingestellt ist und sehr differentiert zu betrachten ist.
Wie passt das eigentlich zusammen? RBL könnte doch gleich Gruppen wie Red Aces und Rasenballisten verbieten lassen und so den Fokus komplett auf sich lenken; Bilder von Familien anstatt von Kurvenaktivitäten generieren. Letztendlich braucht aber einen Verein Stimmung und Unterstützung in der Art. Weniger auf Grund des sportlichen Erfolges, welcher eh mit den finanziellen Mitteln generierbar gewesen wäre, sondern auf Grund des Fußballerlebnisses welches geschaffen wird. Das hat weniger damit zu tun, dass RB so tut als sei er ein Verein wie jeder anderer, sondern aus wirtschaftlichen / marketingtechnischen Erwägungen, die im übrigen Hand in Hand gehen, denn sonst würde sich Red Bull auch nicht im Fußball stark machen. Und gerade diese Erwägung lässt RBL in diesem Kontext wie fast jeder andere Verein sein. Als Beispiel dient dafür Hannover und der Boykott von UH. Daraus folgte die Entschuldigung von Martin Kind. Diese wird nicht bloß aus Einsicht passiert sein, sondern aus Sachzwängen heraus, da das Image der Marke Hannover 96 gelitten hat.
Die Frage, die ich mir stelle ist ob eine Demokratisierung des Vereins von außen stattfinden kann, also durch die Fanszene, die sich gerade entwickelt. Es ist zwar utopisch, dass Red Bull dort komplett freie Hand gewähren lässt aber immerhin braucht der Verein und somit auch das Unternehmen ultràorientierte Gruppen, um seine wirtschaftlichen Interessen erfüllen zu können. Das ist quasi wie bei anderen Vereine, nur das die Sponsoren weniger direkt involviert sind. Da Fans also für die Wertschöpfung des Produkts direkt mitverantwortlich sind, kommt ihnen nicht bloß die Rolle der Kunden zu. Wenn also die Fanszene von Red Bull beschließen würde zu schweigen, handelt es sich demnach nicht um einen Boykott, sondern um einen streikähnlichen Vorgang. Das wiederum böte Möglichkeit zur Veränderung.
Eben das ist es auch was beim FC Sankt Pauli greift. Wäre zB nicht die Jolly Rouge Aktion durchgeführt worden, wären zum Beispiel die Bedingen auf St. Pauli heute andere. Auch die Mitbestimmung im Verein ist nicht natürlich gegeben, sondern sie wurde sich erkämpft - sicherlich aus einer besserenPosition heraus.
Vielleicht hat Johann Ohneland ja damit recht, mit dem Bild was er vom RB Publikum zeichnet aber ich sehe da durchaus Möglichkeiten zur Verbesserung.