Von
Fabian Speckmann
Wilhelmshaven. Es hätte die Vorentscheidung sein können, ja müssen, in dieser 38. Minute im schmucken Jadestadion. Freistehend war Sebastian Ghasemi-Nobakht an den Ball gekommen, hätte selbigen aus kürzester Distanz nur noch über die Linie schieben müssen. Doch der Oldenburger Stürmer zögerte zu lange, schoss Torhüter Amir Halilovic an und hatte damit das mögliche 0:2 vergeben. Am Ende eines spannenden Derbies hieß es zwischen dem SV Wilhelmshaven und dem VfB Oldenburg 2:2.
Ein Resultat, das dem Spielverlauf durchaus gerecht wurde, für die Gäste allerdings zu wenig sein könnte. Allenfalls über die Relegation können die Oldenburger die neue Regionalliga noch erreichen, doch selbst die hängst am seidenen Faden. Ein Sieg über den SV Henstedt/Rhen ist Pflicht, außerdem darf der SV Meppen nicht bei Holstein Kiel gewinnen.
Rechenspiele wie diese hätten eigentlich nicht sein müssen, doch zu selten zeigten die Oldenburger in der Rückrunde eine derart gute Leistung wie an der Jade. Trainer Joe Zinnbauer hatte sich für eine offensive Ausrichtung mit drei Stürmern entschieden. Neben Ghasemi-Nobakht stürmten Thomas Friauf und Erkan Kilicaslan. Im Mittelfeld sollten Christian Thölking und Josip Jurcevic Akzente setzen. Ein Konzept, das durchaus aufging. Immer wieder wurde schnell über die Flügel gespielt, um so zum Abschluss zu kommen.
Wilhelmshaven, das auf den verletzten Sergey Zimin verzichten musste, hielt allerdings routiniert dagegen. Vor allem in der Anfangsphase wurde deutlich, warum die Elf von Predrag Uczelac in der kommenden Saison in der Regionalliga spielt. Bei Ballbesitz wurde schnell umgeschaltet und vor allem Sergio Sagarzazu versuchte das Spiel schnell zu machen.
Die erste Chance dagegen hatte Christian Thölking. Nach einer Ecke hatte er aus 19 Metern abgezogen, doch Halilovic, der den verdeckten Schuss erst spät sehen konnte, brachte noch eine Hand an den Ball (13. Minute). Zehn Minuten später fehlten Leo Baal mit einem strammen Schuss nur wenige Zentimeter und gut die Hälfte der 1.700 Zuschauer schöpfte Hoffnung. Sollte der VfB hier tatsächlich gewinnen können?
Zumindest ließen die Oldenburger keine Zweifel daran aufkommen, dass sie alles dafür tun würden. Selbiges galt allerdings auch für die Gastgeber, die in einem bissig geführten Derby nach 26 Minuten einen Elfmeter forderten. Riley O’Neil war nach einem Zweikampf mit Torhüter Rene Damerow zu Boden gegangen, doch Schiedsrichter Arne Aamink dachte gar nicht daran, zu pfeifen. Der Angreifer habe nur das Ziel gehabt, einen Elfmeter zu ergattern, aber es sei keiner gewesen, lautete seine Erklärung.
Der nächste emotionale Höhepunkt ließ nur vier Minuten auf sich warten. Erneut versuchten es die Oldenburger aus der Distanz und diesmal war der Ball drin. Alex Baal hatte aus 15 Metern genau gezielt und zum 0:1 getroffen (30.). Ein Treffer, der seine Wirkung nicht verfehlte, denn für einige Minuten verloren die Gastgeber ihre Ordnung, Während der VfB weiter Druck machte. Das 0:2 lag in der Luft und in eben dieser 38. Minute hätte es fallen müssen. Kilicaslan hatte von der rechten Seite geflankt, die Abwehr konnte nicht klären und der Ball landete bei Ghasemi-Nobakht, der eine Sekunde zu lange zögerte, Halilovic kam angeflogen und konnte klären.
Der Oldenburger Frust ob dieser vergebenen Chance sollte noch größer werden. Waldemar Kowalczyk hatte sich den Ball zum Freistoss hingelegt, die Kugel hoch und weit in den Strafraum getreten, wo sich Stanley Tailor und Grzegorz Lekki zum Kopfballduell in die Luft schraubten. Der Wilhelmshavener war eher am Ball, konnte zu Viktor Pekrul passen, der zum 1:1 traf (40.). Nur zwei Minuten später konnte Leo Baal gerade noch vor dem erneut torhungrigen Pekrul klären.
Die Spannung sollte auch in der zweiten Halbzeit erhalten bleiben. Wilhelmshaven hatte jetzt ein optisches Übergewicht, war aber im Abschluss nicht zwingend. Der VfB indes setzte auf Konter und hatte bei einem Heber von Jurcevic die erste Chance (57.). Sekunden später setzte Kilicaslan den Ball über das Eck, Duftmarken, die deutlich machten, dass die Oldenburger durchaus gefällig nach vorne spielten.
Tatsächlich sollten sie abermals in Führung gehen. Ghasemi-Nobakht, in der zweiten Halbzeit unendlich bemüht, seinen Fehler wieder gutzumachen, brachte die Kugel auf den kurzen Pfosten, Friauf war zur Stelle und es hieß 1:2 (60.). Die Hoffnung der Gäste, die Wilhelmshavener könnten jetzt endlich die Lust verlieren, erfüllte sich nicht. Im Gegenteil, Uzelac brachte mit Robert Franke für Luc-Arsene Diamesso einen weiteren Angreifer. Der war kaum auf dem Platz, als der Ball schon wieder im Netz lag. Riley O’Neil hatte aus stark abseitsverdächtiger Position getroffen (68.). Jetzt zeigten die Oldenburger Nerven, denn nur eine Minute später hatte O’Neil sogar das 3:2 auf dem Fuß.
Auf der anderen Seite versuchte es Kilicaslan mit Gefühl, schob den Ball aber am langen Pfosten vorbei (72.). Zehn Minuten vor Schluss hatten die Oldenburger Glück, denn ein Schuss von Kowalczyk wurde zur Ecke abgefälscht. Am Ende hatten beide Mannschaft im Dauerregen viel versucht, so dass die Punkteteilung durchaus gerecht war. Sebastian Ghasemi-Nobakht mochte das nicht trösten. Der kleine Angreifer brach in Tränen aus, konnte die Szene aus der 38. Minute offenbar nicht verdrängen. Aufmunternde Worte der Mitspieler konnten ihn ebenso wenig trösten, wie die Gesänge der Fans, die ihre Mannschaft für deren Kampfgeist lange feierten. „Wir sind alle deprimiert, denn wir haben den Sieg auf dem Fuß gehabt. Dennoch werden wir an uns glauben, es ist noch nicht vorbei“, formulierte Joe Zinnbauer nach dem Abpfiff eine Kampfansage.
VfB kann Relegationsrunde nicht mehr aus eigener Kraft erreichen
FUßBALL 2:2 beim SV Wilhelmshaven zu wenig für Oldenburger
WILHELMSHAVEN - Beim Tabellenzweiten der Fußball-Oberliga, dem SV Wilhelmshaven, konnte der VfB Oldenburg nicht die erhofften drei Zähler einfahren. Am Sonntagnachmittag verabschiedeten sich beide Mannschaften nach einem spannenden Spiel mit 2:2-Unentschieden. Für den VfB jedoch zu wenig: Mit diesem Ergebnis können die Oldenburger die Relegationsrunde für die künftige Regionalliga nicht mehr aus eigener Kraft erreichen.
Nach neun Spielen ohne Sieg musste für den VfB eigentlich Zählbares her. Vor rund 2000 Zuschauern, darunter 500 aus Oldenburg, beginnen die Oldenburger druckvoll. Die ersten Chancen indes lagen auf Seiten der Wilhelmshavener: In der 9. Minute pariert Rene Damerow gegen Sergio Sagarzazu, in der 12. Minute hält der VfB-Keeper einen Schuss von Victor Pekrul. Dann kommen die Oldenburger zum Zuge: Zuerst scheitert Christian Thölking an SVW Keeper Amir Halilovic, der auch den Nachschuss von Thomas Friauf pariert. Zehn Minuten später verfehlt Alexander Baal aus 18 Metern knapp das Tor. Mehr Glück hat Baal in der 30. Minute: Sein fulminanter Schuss aus zwölf Metern landet im Tor zum 1:0 für den VfB.
Im Anschluss kommt der VfB durch Friauf und Sebastian Ghasemi-Nobakht zu weiteren Chancen - ohne Resultat. Kurz vor der Pause jedoch der Ausgleich: Nach einem Freistoß von Waldemar Kowalczyk legt Marc Heitmeier per Kopf auf Pekrul ab, der zum 1:1 verwandelt.
Nach der Pause erarbeitet sich der VfB erneut Möglichkeiten: Jurcevic und Kilicaslan setzen ihre Schüsse jedoch übers Tor, bis in der 61. Minute Friauf eine scharfe Flanke von Ghasemi-Nobakht verwandeln kann. Sieben Minuten später erneut der Ausgleich: O’Neill verwandelt ein Anspiel von Conrad zum 2:2.
Der VfB hat noch einige Hochkaräter in petto, kann sie aber nicht verwerten. In der letzten Minute haben die Oldenburger aber noch einmal Glück, als Damerow mit einer Glanzparade gegen Pekrul das 2:2-Unentschieden festhält.
