Die HAZ beschreibt da sehr gut die Meinung der Vereine, die in Zukunft in den fünften Klassen möglicherweise ewig um die goldene Ananas kicken werden.
Die Beschreibung "Regionalliga ist schon Bundesliga..." ist nicht ganz ohne, wenn man den Schritt von der 5. in die 4.Klasse betrachtet. Interessant auch für die Kandidaten Meppen und Co.
HAZ Hannoversche Allgemeine 5.4.2008 hat geschrieben: Eine Reform, die keiner will
Die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtet über die Auswirkungen der Verbandsreform für die Niedersachsenligisten
Viel Kampf um nichts: In den Derbys der Niedersachsenliga, die künftig Oberliga Niedersachsen heißt, wird es in Zukunft wohl kaum noch im eine realistische Aufstiegschance geben – da können sich Havelses Hannes Winzer (oben) und Ramlingens Marco Kirsch noch so strecken. (zur Nieden)
Von Björn Franz
Hannover. Es ist ein einsames Rennen, das der VfL Oldenburg derzeit an der Spitze der Fußball-Niedersachsenliga bestreitet. Und das gar nicht einmal nur deshalb, weil der Tabellenführer bereits zehn Punkte Vorsprung auf seine Verfolger hat und schon mit einem Bein in der Aufstiegsrunde zur neuen Regionalliga Nord steht. Vielmehr sind die Oldenburger der einzige Klub, der den Sprung in die 4. Liga überhaupt ernsthaft ins Auge gefasst hat. Alle Konkurrenten, darunter auch die sechs Teams aus der Region Hannover, haben bereits mehr oder weniger deutlich abgewinkt. Für sie ist das Resultat der nach dieser Saison greifenden Spielklassenreform des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) eindeutig: Den meisten Amateurvereinen ist die Tür zur 4. Liga mit Wucht vor der Nase zugeschlagen worden.
Man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass es eine Reform ist, die niemand will. Was den Klubs sauer aufstößt, ist vor allem die lange Liste der Auflagen, die potenzielle Regionalligisten zwingend erfüllen müssen: ein Stadion mit mehr als 5000 Plätzen – darunter 1000 Sitzplätze –, hauptamtliche Geschäftsführer und Schatzmeister, ein zumindest in Teilzeit angestellter Verantwortlicher für den Medienbereich, ein professioneller Ordnungsdienst sowie eine für Fernsehübertragungen ausreichende Flutlichtanlage mit mindestens 400 Lux. Angesichts des letzten Punktes flüchtet sich Rüdiger Solisch, Vorstandsmitglied des SV Ramlingen/Ehlershausen, in schwarzen Humor. „Wenn wir eine derartige Flutlichtanlage einschalten würden, gingen in Ramlingen und Ehlershausen sämtliche Lichter aus“, meint Solisch. Und sein Klubchef Jürgen Stern ergänzt: „Für mich ist die Regionalliga nichts anderes als die 4. Bundesliga. Dort mit einem Etat von weniger als einer Million Euro zu spielen, ist unmöglich.“
Für die Ramlinger stellte sich die Frage, ob sie am Lizenzierungsverfahren für die neue Regionalliga teilnehmen sollten, angesichts ihrer sportlichen Situation in dieser Saison ohnehin nicht. Doch auch die Klubs, die in der Tabelle unmittelbar hinter dem Spitzenreiter aus Oldenburg rangieren, haben das Thema abgehakt. Der Tabellenzweite TSV Havelse erklärte bereits vor zwei Wochen seinen Verzicht, und der zwei Plätze schlechter platzierte Aufsteiger Heeßeler SV beschäftigte sich sogar erst gar nicht mit dem Thema. „Unser Ziel ist es weiterhin, in der Niedersachsenliga zu bleiben. Und darüber ist jetzt eine ganz klare Trennlinie zum Amateurfußball gezogen worden“, sagte Heeßels Klubchef Rüdiger Zach.
Einzig der SC Langenhagen hatte seinen Hut zumindestens für die erste Stufe der Lizenzerteilung Mitte März in den Ring geworfen. Doch die zweite und entscheidende Phase, für die die Klubs bis zum 15. April ihre wirtschaftliche Situation offenlegen müssen, wird der SCL nicht mehr mitmachen. Manager Stefan Pralle wollte diese Entscheidung zwar noch nicht offiziell bestätigen, doch seine kritische Analyse der Ausgangslage für Klubs wie seinen eigenen ist deutlich genug. „Durch diese Reform macht man vielen Klubs die Aufstiegschance zunichte“, sagt er: „Um den tiefen Graben zu überschreiten, den der Verband geschaffen hat, benötigt man professionelle Strukturen.“
Seit Anfang des Jahres beschäftigt sich deshalb ein Gremium um den ehemaligen Profi Martin Groth mit der Frage, welche Voraussetzungen man in Langenhagen schaffen müsste, um in einigen Jahren vielleicht den Sprung in die Regionalliga anpeilen zu können. Pralles Einschätzung dürfte dem SCL und den Nachbarklubs allerdings wenig Mut machen: „Die Hürden sind nicht groß, sie sind riesig.“
Das sagen die anderen Fünftligisten
„Für uns stellt sich die Frage, ob wir die Lizenz beantragen, unter den jetzigen Voraussetzungen nicht. Der Sprung in die Regionalliga wird in Zukunft so gewaltig sein, dass sich viele Vereine überlegen werden, ob sie ins Lizenzierungsverfahren gehen. Der Sprung vom Amateur- zum Profifußball ist so groß wie noch nie.“
Jürgen Scholz (Vorsitzender von Arminia Hannover)
„Der Amateurbereich endet künftig mit der Oberliga. Über eine andere Liga nachzudenken, ist für den TSV Stelingen völlig zwecklos. Das können wir nicht einmal in zehn Jahren realisieren.“
Manfred Recht (Manager des TSV Stelingen)
„Die Auflagen für die Regionalliga sind für Amateurvereine kaum zu erfüllen. Wir können es jedenfalls nicht. Ich gehe davon aus, dass diese Reform in ein, zwei Jahren noch einmal überarbeitet wird.“
Rolf Svete (Manager des TSV Havelse)
Das neue Fussballgesicht
Die Klassen in Niedersachsen von der Saison 2008/2009 an.
1. Bundesliga
l 18 Mannschaften
l Zwei direkte Absteiger in die 2. Liga, der Drittletzte macht zwei Relegationsspiele gegen den Dritten der 2. Liga
2. Bundesliga
l 18 Mannschaften
l Zwei direkte Aufsteiger in die 1. Liga, der Dritte macht zwei Relegationsspiele gegen den Drittletzten der 1. Liga
l Zwei direkte Absteiger in die 3. Liga, der Drittletzte spielt zwei Relegationsspiele gegen den Dritten der 3. Liga
3. Liga
l 20 Mannschaften
l Zwei direkte Aufsteiger in die 2. Liga
l Der Dritte spielt zwei Relegationsspiele gegen den Drittletzten der 2. Liga
l Drei direkte Absteiger in die Regionallligen Nord, Süd und West (jeweils einer pro Regionalliga)
Regionalliga Nord
l 18 Mannschaften
l Ein direkter Aufsteiger in die 3. Liga
l Drei direkte Absteiger in die Landesverbände (Sonderregelung: 2008/2009 und 2009/2010 sind es vier !!!!!! Absteiger)
Oberliga Niedersachsen West
l 16 (maximal 18) Mannschaften
l Meister spielt Entscheidungsspiel zur Regionalliga gegen den Meister der Oberliga Niedersachsen Ost um den Aufstieg
l Abstiegsregelung steht noch nicht fest
Oberliga Niedersachsen Ost
l 16 (maximal 18) Mannschaften
l Meister spielt Entscheidungsspiel zur Regionalliga Nord gegen den Meister der Oberliga Niedersachsen West um den Aufstieg
l Abstiegsregelung steht noch nicht fest
Bezirksoberligen Weser-Ems, Hannover, Lüneburg, Braunschweig
l Auf- und Abstiegsregelungen in den vier Staffeln noch offen
(HAZ vom 5. April 2008)