Bjoern_OL hat geschrieben: 08.03.2024 13:07
Kann bitte jemand den kompletten Artikel hier reinkopieren?
Im Umfeld des VfB Oldenburg sind mindestens 15 gewaltsuchende Hooligans aktiv. Sie fallen auf durch Schlägereien und kriminelle Verbindungen. Zudem suchen sie die Nähe zur Mannschaft und wollen Einfluss nehmen.
Oldenburg - Hooligans sind ein großes Problem in den Fußball-Stadien und im Umfeld von Vereinen. Auch beim VfB Oldenburg, der in der Fußball-Regionalliga antritt, steigt die Zahl sogenannter gewaltsuchender Fans („Kategorie C“) an. Das Niedersächsische Innenministerium zählt 15 dieser Hooligans beim VfB auf. Dazu kommen 60 gewaltbereite Fans („Kategorie B“). 2022/2023 wurden zum ersten Mal seit vielen Jahren überhaupt wieder Hooligans in Oldenburg festgestellt. Diese Entwicklung erklärt sich Fanforscher Robert Claus mit einer Rekrutierung durch Rechtsextreme. Dabei gilt die Fanszene hier als mehrheitlich linksgerichtet.
Hooligans gewinnen Einfluss
„Ich nehme die Oldenburger Fanszene als politisch ausdifferenziert wahr. Da gibt es eher linke Gruppen, die für eine progressive Fankultur stehen. Wie fast überall firmiert der Hooligan-Flügel als rechtsextremer Teil“, sagt Claus. Nach seinen Informationen ist die Fanszene politisch umkämpft – es geht um die Deutungshoheit. Im Herbst 2022 gab es beispielsweise einen Vorfall, bei dem eine Gruppe von Hooligans eine Regenbogenfahne entwenden wollte. „Rechtsextreme Hooligans machen Druck auf progressive Fans“, so der Fanforscher.
In den vergangenen Jahren hätten Rechtsextreme in vielen Stadien die Hoheit verloren. Allerdings ringen sie weiterhin um Einfluss und Macht und greifen dabei oft auf Gewalt als Mittel zurück, so der Fanforscher: „Dazu zähle ich auch den VfB Oldenburg.“ Offenbar hängt das mit dem Rückzug der Ultra-Gruppierungen „Commando Donnerschwee“ und „Entourage Ultras“ zusammen. Hooligans versuchen seitdem, dieses Vakuum auszufüllen. Im Stadion waren und sind sie bereits mit einem Infotisch, eigenem Merchandise und Choreografien sowie Trommeln und Fangesängen präsent. Auch eine „Hooligans Oldenburg“-Fahne war bereits zu sehen.
Prügeleien auf dem Acker
Die Hauptaktivität der Hooligans besteht laut Fanforscher Claus darin, Gewalt zu organisieren. „Diese Gruppen betätigen sich bei verschiedenen Kämpfen. Dazu gehören Stadiongewalt und auch Straßenschlachten.“ Ein szenetypisches Sportformat sind die sogenannten „Acker Matches“, die auch von den Oldenburger Hooligans organisiert werden. Diese illegalen Kämpfe finden auf Wiesen, Parkplätzen oder im Wald weit entfernt von den Fußball-Stadien statt und sind ähnlich geregelt wie Kampfsport-Veranstaltungen. Dabei treten zwei gleich große Hooligan-Gruppen gegeneinander an, erkennbar durch unterschiedliche T-Shirt-Farben. „Manchmal gibt es sogar einen Schiedsrichter“, so Claus. Diese Auseinandersetzungen seien zum prägenden Phänomen der Hooligan-Szene geworden.
Die Gewalt bei den „Acker Matches“ wird über Social Media inszeniert. Dort werden die Ergebnisse bekannt gegeben und Gruppenfotos der Hooligans veröffentlicht. Organisiert werden diese Kämpfe ligenunabhängig an fast allen Standorten, wo es eine größere Fanszene gibt. „Die Teilnehmer sind nicht alle rechtsextrem, auch wenn die Tendenz dahin geht“, sagt Claus. An eher linksorientierten Standorten gebe es „Acker Matches“ ebenfalls.
Verbindungen nach Aachen
Fanforscher Claus sieht enge Verbindungen der Oldenburger Hooligans zur „Boxstaffel 520“ aus Aachen, welche als besonders problematisch gilt. „Deutlich augenfälliger als bei anderen Hooligan-Szenen ist bei den Aachenern die enge Vernetzung mit organisierter Kriminalität.“ Dazu gehörten Mitglieder von Rocker-Chaptern. Der VfB bestätigt, dass eine kleine Gruppe aus dem Umfeld von Alemannia Aachen in dieser Saison ein Spiel in Oldenburg besucht hat. Das habe bei einigen Oldenburgern ein Befremden ausgelöst. „Unsere Fanbetreuer stehen dazu mit den Fans im Austausch.“
Direkten Einfluss hatten die Aachener „Problemfans“ auch auf ein Testspiel des VfB bei Rot-Weiß Oberhausen. Wie die Oldenburger berichten, musste die Partie witterungsbedingt aus dem Stadion Niederrhein auf einen Kunstrasen neben dem Stadion verlegt werden. Die Oberhauser hätten den VfB darüber informiert, dass eine Fantrennung auf diesem Platz nicht möglich sei und deshalb entschieden, dass unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt wird. Nach Informationen unserer Redaktion hatten sich die Oldenburger Hooligans mit Aachenern verabredet.
Nähe zu VfB-Spielern
Die Oldenburger Hooligans suchen engen Kontakt zur Mannschaft. So sind VfB-Spieler in den sozialen Medien immer wieder auf Fotos mit Rechtsextremen zu sehen. „Die Aktivitäten unserer Spieler in den sozialen Netzwerken sind Privatsache, sodass sich eine konkrete Einflussnahme durch den Verein verbietet. Gleichwohl sensibilisieren wir die Spieler hinsichtlich ihrer Auftritte in sozialen Netzwerken“, teilt VfB-Geschäftsführer Michael Weinberg dazu mit.
Für den VfB sei es „schwer bis gar nicht umsetzbar“, direkten Einfluss auf die Hooligans zu nehmen, so Weinberg. Er stellt aber klar: „Der VfB Oldenburg distanziert sich ausdrücklich von Gewalt, Rassismus, Homophobie und Diskriminierung.“ Das gelte auch für die „kreative, bunte und lebendige Fanszene, die dafür – und darüber hinaus für ihr soziales Engagement – bekannt ist und überregional geschätzt wird“.