Leidenschaftlicher VfB läßt Kickers keine Chance
Von
Fabian Speckmann
Oldenburg. Wenn Fußballfans einen schönen Tag besingen, Spieler Freudentänze aufführen und Zuschauer noch lange Minuten nach dem Abpfiff auf ihren Plätzen verweilen, um die Protagonisten mit Ovationen zu verabschieden, ist zumeist Überraschendes passiert. Im Marschwegstadion sind derlei Jubelszenen indes mittlerweile an der Tagesordnung. Nur zwei Tage nach dem 2:1 über den FC Oberneuland langte der VfB Oldenburg erneut zu. Der Aussenseiter fertigte Kickers Emden hochverdient mit 2:0 ab.
Vielleicht hatte Stefan Emmerling die Oldenburger dann doch ein klein wenig unterschätzt. Zumindest leistete er sich den Luxus, seine Elf im Vergleich zum Sieg in Essen gleich auf sechs Positionen zu verändern. Ein Fehler, wie sich schnell zeigen sollte, denn der biedere Regionalliga-Zweite brachte vor allem offensiv wenig bis gar nichts zustande.
Das allerdings war vor allem dem bissigen Spiel des VfB geschuldet. Die Oldenburger spielten erneut Tempofußball, störten den Gegner schon bei der Ballannahme und suchten ihre Chance mit schnellem Flügelspiel. Allein der Abschluss wollte in der ersten Halbzeit noch nicht so recht klappen. Salomo verfehlte das Tor nach einer feinen Kombination über Eckel und van der Leij knapp (24. Minute), auch Ghasemi-Nobakht fehlten aus der Distanz einige Zentimeter (38.).
Und die Kickers? Die hatten bis dahin nicht eine einzige Chance, verloren die Mehrzahl der Zweikämpfe und sorgten für schlechte Laune bei Präsident Engelbert Schmidt. Zu Beginn dürfte er noch gedacht haben, sein Blick sei durch die Sonnenbrille getrübt. Tatsächlich spielten sich die Oldenburger regelrecht in einen Rausch, während der Favorit immer nervöser wurde.
Es dauerte bis zur 53. Minute, ehe Bork aus spitzem Winkel erstmal für einen Hauch von Gefahr sorgte. Sein Schuss verfehlte das Ziel. Es war indes eine seltene Szene, denn die Emder fanden kaum eine Lücke, und ihre Spitzen waren in der starken VfB-Abwehr abgemeldet.
Auf der anderen Seite rückte Torhüter Rickert mehr und mehr in den Mittelpunkt. Erst verfehlte Tailor nach einem Freistoss von Thölking (60.) das Tor, Sekunden später schoss Ghasemi-Nobakht nach einer grandiosen Vorlage von Salomo daneben. Emmerling reagierte, brachte mit Neitzel einen frischen Stürmer. Dessen erste Ballberührung war allerdings ein Anstoss. Tailor hatte nach einem Pass von Thölking zur verdienten Führung getroffen (62.).
Und der VfB legte nach. Wie schon am Sonntag hatte sich Ghasemi-Nobakht den Ball zum Freistoss zurechtgelegt und demonstriert, wieviel Gefühl und Dampf er im rechten Fuß hat. Der leicht abgefälschte Schuss landete zum 2:0 im Tor (78.) und sorgte für die Entscheidung. Die Kickers mühten sich, offenbarten aber viel zu große spielerische und läufersiche Mängel, um den leidenschaftlich kämpfenden VfB in Bedrängnis zu bringen. Erst in der Nachspielzeit konnte sich auch Torhüter Damerow nochmals auszeichnen, als er einen Schuss von Vujanovic aus dem Winkel holte.
VfB Oldenburg: Damerow – Wegner, Tailor, Frye, Eckel – Wojcik, Thölking, van der Leij (88. Janssen) – Ghasemi-Nobakht (83. Koc), Salomo, Kilicaslan (90.+1. Baal)
Zuschauer: 1.700
Tore: 1:0 Tailor (62. Minute), 2:0 Ghasemi-Nobakht (78.)
In der nächsten Runde spielt der VfB Oldenburg am Mittwoch, 12. September bei Eintracht Nordhorn.
Stimmen zum Spiel
Stefan Emmerling, Trainer BSV Kickers Emden: Es konnte nur einen Sieger geben, den VfB. Sie waren heißer, stärker im Zweikampf und haben verdient gewonnen. Wir konnten nicht an unsere Leistung aus der Liga anknüpfen. Erst nach dem 0:1 haben wir gemerkt, dass es eng wird.
Joe Zinnbauer, Trainer VfB Oldenburg: Wenn man einen Regionalligazweiten besiegt, ist man natürlich stolz. Die Jungs sind bis an den Rand der Erschöpfung gegangen und auch noch darüber hinaus. Frye war für mich der überragende Spieler, er hat hinten alles aufgefressen.
Rene Wegner, VfB Oldenburg: Was hier abgeht, kann man locker mit Braunschweig vergleichen. Die Stadt lebt Fußball. Aber der Pokal ist für uns nur Nebensache und ein schöner Bonus. Wichtig ist, dass wir in der Liga unter die ersten fünf kommen.
Stefan Frye, VfB Oldenburg: Wir haben takisch clever gespielt und waren einfach heißer.
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In dieser Szene hatte Sebastian Ghasemi-Nobakht (rechts) noch Pech, Marcel Salomo hatte perfekt aufgelegt, doch der Schuss ging daneben. Minuten später setzte Basti dann allerdings einen Freistoss in die Maschen. Foto: Speckmann
Artikel vom 28.08.2007
Quelle: huntereport.de