neo hat geschrieben:Auch mal ein interessantes und vor allem belastbares Argument in der Stadion-Diskussion (zitiert aus einem Beitrag von der Ashampoo-Seite):
Hallo liebe Leute, ich hab mir gerade das Gutachten (Sportentwicklungsplan) auf der Homepage der Stadt Oldenburg durchgelesen. Auf den Seiten 75-81 werden ganz klar Empfehlungen gegeben, dass sich an der WEH ein kleines Fussball-Stadion mit erweiterungsmöglichkeiten ansiedeln soll. Außerdem werden in dem Gutachten auch Möglichkeiten aufgezeigt, wo die Leichathleten trainieren können. Diese Leute haben sich ja hier schon mehrmals beschwert, dass es dann keine Möglichkeiten mehr zum trainieren für Sie geben würde, wenn das MWS geschlossen wird. Dann ist noch zu sagen, dass das Gutachten von einem unabhängigen Gutachter erstellt wurde und nicht von der Stadt Oldenburg !!!
Genanntes Gutachten findet ihr übrigens hier:
http://www.oldenburg.de/stadtol/fileadm ... -klein.pdf
5.3 Marschwegstadion
Eine besondere Problematik ergibt sich dadurch, dass das Stadion auf einer alten
Hausmülldeponie liegt. Die 24 Jahre alte Kunststofflaufbahn, der Rasenplatz im Stadion,
die Stehtribünen und die Nebenplätze sind sehr stark sanierungsbedürftig.
Das Amt für Schule und Sport hat in seinem Bericht für die Sitzung des Sportausschusses
am 11.05.2005 die Kosten für die Herstellung der Laufbahn sowie des Rasenplatzes
auf 1.500.000 Euro geschätzt. Die Sanierungskosten der Nebenplätze
werden auf 50.000 Euro geschätzt. Eine konventionelle Sanierung der Stehplatztribünen
(11.470 Stehplätze) wird auf 1.400.000 Euro geschätzt. Diese Kosten könnten
sich auf 2.875.000 Euro erhöhen, wenn an Stelle der konventionellen Sanierung eine
Tiefengründung erforderlich wird. Die Sporthalle ebenso wie die Trainingsanlage für
Leichtathletik befindet sich in einem guten Zustand.
Um eine Empfehlung abgeben zu können, sollen zunächst die Nutzergruppen und
die Nutzungsinteressen betrachtet werden.
Leichtathletik
Eine Stadt mit mehr als 150.000 Einwohnern benötigt ohne jeden Zweifel eine
Leichtathletikanlage, auf der Wettbewerbe bis hin zu Landesmeisterschaften durchführbar
sind. Neben Lauf-, Sprung- und Wurfanlagen gehören dazu auch Spezialanlagen
für Stabhochsprung, Diskus- und Hammerwurf.
Sportentwicklungsplan Oldenburg: 5 Entwicklungsschwerpunkte 79
Die Daten des Stadtsportbundes weisen aus, dass in 9 Vereinen 781 Leichtathleten
gemeldet sind. Von Seiten des Leichtathletik-Verbandes wurden zur Nutzung des
Marschwegstadions folgende Angaben gemacht:
Das Stadion am Marschweg wird von den Leichtathleten nur von Mitte März bis Mitte
Oktober zum Training von Montag bis Donnerstag und für Wettkämpfe genutzt. Etwa
in der gleichen Zeit findet jeden Montag die Abnahme der leichtathletischen Übungen
des Deutschen Sportabzeichens statt. Folgende Vereine trainieren im Stadion: Bürgerfelder
TB und OTB (= LG), DSC, VfL, TuS Eversten. Von den 895 gemeldeten
Leichtathleten trainieren regelmäßig im Stadion 30 vom Bürgerfelder TB und 10 vom
OTB, 45 vom DSC, 35 vom VfL und 15 vom TuS Eversten.
Die Bevölkerungsbefragung ergab, dass insgesamt 2,5 % der Befragten Leichtathletik
betreiben und 0,8 % der Befragten diese Sportart häufig ausübt. Hinzu kommen
Aktive, die sich auf das Sportabzeichen vorbereiten. 2004 wurden 842 Abzeichen
abgenommen, davon 386 in Vereinen und 191 durch sonstige Veranstaltungen.
Schulsport
Zur Vorbereitung und Durchführung von Bundesjugendspielen in den Klassen 5 bis
13 werden normgerechte Leichtathletikanlagen benötigt (Laufbahnen, Weit- und
Hochsprung, Wurf- und Stoß). Nach Auskunft der Stadtverwaltung nutzen zwischen
April und Oktober folgende Schulen die Anlage je nach Wetterlage:
Helene-Lange-Schule, Hermann-Ehlers-Schule, Schule an der Kleiststraße, Altes
Gymnasium, Herbartgymnasium, Cäcilienschule, Neues Gymnasium, Realschule
Osternburg, Hauptschule Osternburg, Freie Waldorfschule, Liebfrauenschule, Graf-
Anton-Günther-Gymnasium, OS Osternburg, OS Alexanderstraße.
Im 2-Stundenwechsel haben 180 – 240 Schülerinnen und Schüler (6 bis 8 Klassen)
Sportunterricht im Stadion. Der Sportunterricht wird zum Teil bis 16.00 Uhr, einige
Kurse sogar bis 18.00 Uhr durchgeführt. Das Gymnasium Eversten führt 4 bis 5 Prüfungen
im Jahr durch und würde gerne den gesamten Sportunterricht in das
Marschwegstadion verlagern, was aus Platzgründen nicht möglich ist. Die KGS Rastede
führt 3 Prüfungen pro Jahr durch. Bis zu den Sommerferien werden 4 bis 6
Sportfeste, nach den Sommerferien 2 bis 2 veranstaltet. Es nehmen daran pro Veranstaltung
bis zu 700 Schülerinnen und Schüler teil.
Diese Auskunft deckt sich leider nicht mit den von uns erhobenen Daten der Schulbefragung,
wonach nur 3 Schulen angaben, dass sie in den Sommermonaten regelmäßig
Sportunterricht im Marschwegbereich durchführen.
Fußball
Auch wenn die 1. Mannschaften des VfB und VfL Oldenburg zur Zeit nur in der Niedersachsenliga
spielen und zu den Spielen teilweise weniger als 1.000 Zuschauer
kommen, benötigt Oldenburg ein Stadion für Fußballspiele, um die Funktion eines
Oberzentrums zu haben.
Sonderveranstaltungen
Für Veranstaltungen wie Turnfeste, Faustballturniere, Städteolympiaden usw. sollte
in Oldenburg eine zentrale Sportanlage zur Verfügung stehen.
Freizeitsport
Die Anlage kann durch die Umzäunung für den Freizeitsport nicht genutzt werden,
obwohl zukünftig immer mehr jüngere und ältere Menschen im Innenstadtbereich
wohnen werden und dort Sportmöglichkeiten suchen (s. die Ausführungen oben).
Sportentwicklungsplan Oldenburg: 5 Entwicklungsschwerpunkte 80
Städtebauliche Lage
Das Marschwegstadion befindet sich durch seine unmittelbare Nachbarschaft zum
Schlossgarten und zum neuen Olantis-Bad in einer grünen „Innenstadtlunge“. Durch
die Umzäunungen und die speziellen Funktionen der Sportanlage gibt es keine Synergien
mit den umliegenden Flächen.
Hinzu kommt eine enge Wohnbebauung im Umfeld, die die Durchführung von Veranstaltungen
mit lauter Beschallung einschränkt. Es bestehen nur begrenzt Parkmöglichkeiten
für Autos. Die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist nur über eine
Buslinie gegeben (anders als z.B. bei der EWE-Arena mit der Anbindung an den
Bahnhof).
Entwicklungen
Als bundesweiter Trend zeichnet sich ab, dass Fußball und Leichtathletik immer seltener
in einer gemeinsamen Sportanlage durchgeführt werden. Beim Fußball möchten
die Zuschauer möglichst eng am Spielgeschehen sein. In den kommenden Jahren
ist nicht zu erwarten, dass eine Oldenburger Fußballmannschaft hochklassig
(z.B. 2. Liga) spielen wird, da die Sponsorengelder zur Zeit hinsichtlich des Spitzensports
eher beim Basketball gebunden sind. Die Leichtathletik gehört nicht mehr
zu den „großen“ Sportarten, sondern ist eine Spezialsportart. Die Aktiven sind es gewohnt,
zum Erreichen wettkampfgerechter Leichtathletikanlagen längere Strecken
zurück zu legen.
Hinsichtlich des Leistungssports wird die Leichtathletik für niedersächsische Talente
in Hannover konzentriert. Durch die begrenzten Finanzmittel besteht für Oldenburg
keine Chance, einen weiteren Standort aufbauen zu können.
Lösung 1: Sanierung
Bauliche Sanierung des Marschwegstadions nach üblichem Standard, um über
eine zentrale Anlage für hochklassigen Fußball und hochklassige Leichtathletik
zu verfügen.
Lösung 2: Zukunftsorientierte Modernisierung
Rückbau und Neugestaltung des Marschwegstadions nach freizeitsportlichen
Gesichtspunkten unter Einbeziehung des Schlossgartens und des Hallen- und
Freibades Olantis bei Schaffung von Alternativen für die Leichtathletik und den
Fußball.
Sportentwicklungsplan Oldenburg: 5 Entwicklungsschwerpunkte 81
Zu Lösung 1: Sanierung
Auf die Stadt würden Kosten auf über 5 Mio. Euro zukommen.
Der Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass früher getroffene Entscheidungen zur
Sportentwicklung nicht rückgängig gemacht werden müssten.
Der Nachteil der Lösung besteht darin, dass sie lediglich für die Leichtathletik zukunftsorientiert
ist, nicht aber für den Fußball und für den Freizeitsport. Die freizeitsportlichen
Bedürfnisse von Kindern, Familien und einer im statistischen Mittel älter
werdenden Bevölkerung blieben unberücksichtigt. Mögliche Synergien (Wohnumfeld,
Schlossgarten, Olantis) könnten bei einer Sanierung der Anlage, die lediglich in einen
funktionsfähigen Zustand versetzt wird, nur begrenzt genutzt werden. Weiterhin
bleibt ungeklärt, ob das Stadiongelände auch zukünftig finanziell ein „Fass ohne Boden“
bleibt.
Zu Lösung 2: Zukunftsorientiert
Der Rückbau und die Neugestaltung des Marschwegbereichs ist finanziell zur Zeit
nicht kalkulierbar, weil sich die Kosten erst nach Vorliegen eines Entwurfs berechnen
lassen.
Der Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass der Bereich Schlossgarten, Olantis und
Marschweg in seiner Gesamtheit als Sport- und Erholungspark geplant und gestaltet
werden kann.
Der Nachteil besteht darin, dass Investitionen für neue Sportanlagen erforderlich
sind, so dass die Lösung 2 am Ende nicht wesentlich kostengünstiger als Lösung 1
sein dürfte. Langfristig ist sie jedoch kalkulierbarer als die Sanierung des Marschwegstadions.
Hinsichtlich der Alternativen für die Leichtathletik bieten sich u. a. an:
- Vertragliche Vereinbarung mit der Universität zur gemeinsamen Nutzung der
Leichtathletikanlagen in Wechloy, wo entsprechende Spezialanlagen für Stabhochsprung
und Hammerwurf vorhanden sind.
- Verbesserung der Leichtathletikanlage an der Schlieffenstraße, wo eine
Kunststofflaufbahn sowie Wurf- und Sprunganlagen vorhanden sind (s. ausführlicher
die Ausführungen zur Kaserne Donnerschwee).
Für den Fußball besteht die Möglichkeit, in der Nähe der Weser-Ems-Halle einen
Fußballbereich mit einem kleinen Stadion zu schaffen, das bei Bedarf hinsichtlich der
Zuschauerkapazitäten erweiterbar ist (s. die Ausführungen zur Weser-Ems-Halle).
Empfehlung 49:
Erstellung eines Gutachtens mit genauer Gegenüberstellung der Nutzen- und
Kostenanalyse für die Lösungen 1 und 2.