Vor nahezu exakt 4 Jahren habe ich das hier in diesem Thread gepostet, vielleicht findet sich ja erneut ein zusätzliches Argument darin, welches von irgendjemandem hier irgendwo gewinnbringend angebracht werden kann.
„Meine Gedanken zum Thema der Bereitstellung von städtischen Mitteln zum Bau eines Fußballstadions in Oldenburg:
Es gibt gute Argumente, die für einen Bau sprechen, jedoch auch solche dagegen. Die Entscheidung ist aus Sicht vieler Menschen in Oldenburg und der Region umzu von großer Tragweite, da aus Sicht vieler die Zukunftsperspektive des professionellen Fußballs in Oldenburg auf dem Spiel steht - und damit die Zukunft eines nicht unwesentlichen kulturellen Angebots für die Region.
Folgende Gedanken fanden bislang kaum oder kein Gehör, können jedoch bei Entscheidungsfindung Beachtung finden und einbezogen werden.
Der VfB Oldenburg war in der Vergangenheit sportlich erfolgreich, bis hin zum Beinahe-Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga. In dieser Zeit wurde das Begeisterungspotential erkennbar, die Fußball vom VfB Oldenburg in der Region auslösen kann.
Bereits mit Verkauf des Stadions Donnerschwee durch den VfB Oldenburg und Umzug in das Marschwegstadion (folgend: MWS) wurde das Thema Stadionneubau in Oldenburg diskutiert. Der damalige Manager des VfB Oldenburg Rudi Assauer hat 1991/92 seinen Verbleib in Oldenburg unter anderem an der Entscheidung zum Stadionbau festgemacht. Seit mehr als 25 Jahren wird das Thema Stadionneubau kontrovers diskutiert.
Welche Chancen bietet der Stadionneubau?
Der Neubau eines Stadions bietet eine Grundlage für professionellen Fußball in Oldenburg und eine wertvolle Zukunftsperspektive für die vielen Nachwuchsfußballer der Stadt und Region. Die aktuell von Funktionsträgern des VfB Oldenburg, Zuschauern, Fans und Wirtschaftspartnern (Sponsoren) wahrgenommenen Nachteile des MWS können bei Planung eines Stadionneubaus berücksichtigt und behoben werden. Investitionen, die im MWS zwingend erforderlich werden, können größtenteils eingespart werden.
Lizenzauflagen, die in naher Zukunft auch für den Regionalligabetrieb gelten werden, sind ohne Aufwendung hoher Investitionen in die aktuelle Spielstätte MWS nicht erfüllbar - z. B. in eine im MWS aufgrund der Autobahn aufwändigere und nicht wirtschaftlich sinnvoll umsetzbare Flutlichtanlage, die ab der Saison 18/19 in der Regionalliga verpflichtend sein wird. In der Folge wäre auch ein Regionalligabetrieb ohne Investition in das MWS nicht realisierbar. Vereine mit dem Anspruch auf Regionalliga-Niveau müssten auf Sportstätten im Umland zurückgreifen (z. B. in Rastede). Oldenburg wäre hier nicht konkurrenzfähig.
Zuschauer und Wirtschaftspartner beklagen fehlende Atmosphäre im MWS, die z. B. durch große Entfernung des Spielfelds von den Rängen, zu große Größe des Stadions insgesamt und geringe Zuschauerzahlen geprägt wird. Zuschauer bleiben u. a. auch deshalb fern, da die Tribüne zugig ist und keinen wirklichen Wetterschutz bietet. Die fehlende Flutlichtanlage ermöglicht Spielbetrieb nur am Sonntagnachmittag, was zusätzlich Zuschauer fernhalten kann, die eher Veranstaltungen mit Event-Charakter am Freitagabend suchenWeiter bedingt das Fehlen der Flutlichtanlage, dass aufgrund von rechtlichen Vorgaben des Niedersächsichen Fußballverbands NFV ein Anstoß nur bis 18:30 Uhr stattfinden darf. Das MWS ist allein aus diesen Gründen schon zeitnah nicht geeignet für Austragungen im Regionalligafußball.
Sponsoren finden im MWS keine drittligattaugliche Infrastruktur vor - seien es VIP-Lounges oder eine angemessene Anzahl an Parkplätzen, die im professionellen Fußballsponsoring von Sponsoren größerer Größenordnung erwartet werden. Dies ist ein weiterer Wettbewerbsnachteil für den VfB Oldenburg, der die Gewinnung von Partnern zusätzlich erschwert.
Ein Stadion böte jedoch nicht nur dem VfB Oldenburg Chancen - auch andere Nutzungskonzepte erscheinen denkbar, die durch die Betreibergesellschaft der Weser-Ems-Hallen (folgend: WEH) organisiert werden und ihr somit eine zusätzliche Wirtschaftsperspektive bieten könnte. Dies können unter anderem Tagungen in den VIP-Räumlichkeiten sein, die das bisherige Angebot der WEH ergänzen. Das kulturelle Angebot der weiter wachsenden Stadt Oldenburg könnte mehr Anschluss an andere Städte vergleichbarer Größe erhalten - wenn auch andere Herausforderungen wie der ebenfalls seit mehr als 25 Jahren beklagte Mangel an hochwertiger Hotel-Infrastruktur in ausreichender Quantität angegangen und behoben werden könnte.
Im Hinblick auf Parkraum und Anfahrt zum MWS bietet ein potentieller Stadionneubau ebenfalls deutliche Vorteile. Während der ÖPNV am Wochenende außerhalb des Stadtkerns nicht nur bei hohen, sondern bereits bei geringen Zuschauerzahlen im MWS Kapazitätsgrenzen erreichtni, ergäbe sich am potentiellen Standort des Stadionneubaus an der Maastrichter Straße durch die unmittelbare Nähe zum ZOB und zum Bahnhof eine deutlich bessere Anreisemöglichkeit, und gemeinsame Ticketangebote (Eintrittskarte und Bus/Bahn) könnten umgesetzt werden. Zudem stünden an der WEH deutlich mehr Parkplätze zur Verfügung, als dies bisher und künftig am MWS realisierbar ist. Veranstaltungen im MWS konkurrieren mit dem Olantis und sorgen dort für zusätzliche Spannungen. Für barrierefrei befahrbare Behindertenparkplätzegibt es bis heute keine Lösung am MWS.
Welche Risiken / Kosten stehen dem gegenüber?
Mittel aus dem Haushalt der Stadt Oldenburg, die für einen Stadionbau aufgewendet werden, können nicht für andere Zwecke verwendet werden. Auch andere Interessenvertreter haben Ideen zur Verwendung der Haushaltsmittel. Investitionen in die Sanierung / Instandhaltung bestehender Sporthallen, den Bau neuer Sporthallen, aber auch Investitionen in öffentliche Infrastruktur wie z. B. Kitas, das Olantis oder Schulräume können mit einem Budget zum Stadionneubau konkurrieren. Dieses Argument gilt jedoch für sämtliche Ausgaben, die im städtischen Haushalt vorgesehen sind.
Der Gesamthaushalt 2017 der Stadt Oldenburg beträgt etwa 500 Mio. €, darin enthalten ein geplantes Investitionsvolumen von ca. 59 Mio. € (Quelle:
http://www.oldenburg.de/startseite/poli ... hmigt.html" onclick="window.open(this.href);return false;). Die Machbarkeitsstudie zum Stadionbau zeigt auf, dass Kosten in Höhe von ca. 20 Mio. € erwartet werden - also einmalig ca. 34% des Investitionsvolumens eines mit dem Jahreshaushalt 2017 der Stadt Oldenburg vergleichbaren Jahreshaushaltes. Vor dem Hintergrund, dass bereits über 25 Jahre über das Thema diskutiert wird, erscheint diese Summe gering. In den Folgejahren entfielen voraussichtlich weitere Investitionen in das MWS, die zudem gegengerechnet werden können.
Rechnet man die aktuell erforderlichen, bei Stadionneubau aber im MWS entfallenden Kosten der dortigen zeitnah erforderlichen Sanierung / des dortigen Ausbaus gegen, so verringert sich diese Summe erneut erheblich. Und bezieht man das Konzept des aktuell aufgrund der Marktlage günstig umsetzbaren Verkaufs der Grünflächen am MWS zur Umnutzung für qualitativ hochwertige Wohnflächen mit ein, verbleibt ein voraussichtlich lediglich einstelliger Millionenbetrag an Mehrbelastung des Haushalts 2017 für den Stadionbau. Aber auch ohne den Verkauf der Grünflächen neben dem MWS wird kurz- und mittelfristig ein hoher einstelliger Millionenbetrag fällig: entweder durch zwingende Maßnahmen (Betonsanierung) oder lizenzrechtliche Vorgaben (u.a. Flutlicht und damit auch Lichtschutz für die angrenzende Stadtautobahn, Funktionsräume und weiteres). Da zudem nach 18:30 Uhr aufgrund rechtlicher, nur spezifisch am MWS bestehender Auflagen kein Anpfiff mehr erfolgen darf, erscheinen weitere Invesitionen im MWS nicht wirtschaftlich oder sinnvoll.
Wird ein Stadionneubau sportlichen Erfolg garantieren?
Nein. Weder Geld, noch ein neues Stadion garantieren sportlichen Erfolg und wirtschaftliche Prosperität. Jedoch gilt der Umkehrschluss: bleibt es bei der Situation im MWS, so wird der VfB Oldenburg es weiter schwer haben, Sponsoren zu gewinnen und Zuschauerzahlen zu steigern. Die Folge ist eine weiterhin angespannte finanzielle Situation des Vereins, die Chancen zur gezielten und wirtschaftlich nachhaltigen Verstärkung der Mannschaft und damit sportlicher Erfolge weiter verhindert und damit den Teufelskreis schließt: ohne Geld kein Erfolg, und ohne Erfolg kein Geld. Der Stadionneubau ist daher völlig zurecht einzuschätzen als eine Voraussetzung für sportlichen Erfolg und professionellen Fußball - nicht als Belohnung (sinngemäß zitiert nach Oberbürgermeister Jürgen Krogmann). Die Entscheidung des Rates über den Stadionneubau ist damit als Entscheidung über die Bewahrung der Chance auf professionellen Fußball in Oldenburg zu werten - oder über die endgültige Absage an professionellen Fußball.
Wie sieht die Zukunft des professionellen Fußballs ohne Stadionneubau aus?
Der VfB Oldenburg wird in naher Zukunft im MWS nicht mehr die Lizenzauflagen für die Regionalliga erfüllen können, da wie zuvor beschrieben u.a. Flutlicht zeitnah Lizenzvoraussetzung werden wird. Es bleiben dann drei Alternativen:
Alternative 1: ökonomisch nicht sinnvolle Investitionen ins MWS, die von der Stadt getragen werden, da der VfB Oldenburg dies bei aktueller Finanzsituation nicht tragen kann und schon heute nicht Eigentümer, sondern lediglich Mieter der Immobilie ist. Geld, welches dann in das MWS investiert wird, wäre im Stadionneubau wesentlich wirtschaftlicher aufgehoben, da hier die o. g. Nachteile aller Interessensgruppen adressiert und wirtschaftlicher investiert werden kann.
Alternative 2: das Ausweichen auf alternative regionalligataugliche Stadien. Heimspiele des VfB müssten so in Rastede oder Jeddeloh ausgetragen werden - sicher auch im Sinne des Stadtmarketings Oldenburgs nicht förderlich.
Alternative 3: die dauerhafte Aufgabe der Bestrebungen nach Realisierung von professionellem Fußball in Oldenburg.
Andere Beispiele aus der Bundesrepublik zeigen exemplarisch, dass mit einer neuen Infrastruktur eine wirtschaftliche und damit auch sportliche Weiterentwicklung einhergehen kann. So konnte z. B. der 1. FC Magdeburg, der aus einer zum VfB vergleichbaren Position heraus startete, durch einen Stationneubau Grundlagen für wirtschaftlichen Erfolg legen, der einen folgenden sportlichen Erfolg bedingte. Die Handballdamen des VfL Oldenburg und die Basketballer der EWE Baskets konnten ebenfalls nach Umzug in die keine EWE-Arena große sportliche Erfolge realisieren, die auch mit auf eine aus Hallenbau und -miete resultierende Verbesserung der wirtschaftlichen Situation zurückzuführen sind.
Kann ein Stadionneubau nicht auch später beschlossen werden - z. B. nach Aufstieg des VfB in den professionellen Fußball / die 3. Liga?
Es bietet sich aktuell die Chance, an einem aus Sicht der Machbarkeitsstudie optimalen Standort ein Stadion zu errichten. Diese Chance ist historisch einmalig: zu Beginn der Diskussion vor 25 Jahren war das Areal nicht ausreichend entwickelt. Bei Verpassen der Chance heute wird eine alternative Entwicklung für den Standort Maastrichter Straße gefunden werden, die einen Stadionneubau dauerhaft verhindern wird. Die Lage ist nach Erkenntnissen der Machbarkeitsstudie am besten geeignet, und zieht - anders als alternative Lagen im Marschwegviertel oder am Fliegerhorst - keine sicherheitsrelevanten Problemstellungen nach sich. Zuschauergruppen der Gäste könnten per Bahn anreisen und kontrolliert ins Stadion geleitet werden. Anwohner von Wohnquartieren wie dem Marschwegviertel oder allen Straßenzügen zwischen HBF und potentiellen Stadionstandorten würden so nicht beeinträchtigt werden.
Zudem ist die Bewirtschaftung durch den Betreiber der WEH aufgrund der unmittelbaren Integration in dessen Standort optimal abbildbar. Entscheidet sich der Rat gegen einen Stadionbau, so geht die dafür ideal geeignete Fläche verloren. Sollte diese Entscheidung von Stadt oder Verein oder Wirtschaft in Zukunft dann anders gefällt werden, so bliebe nur die Möglichkeit des Baus im Oldenburger Umland - bzgl. der Umwegrentabilität und weiterer Aspekte die ungünstigste Lösung.
Welche weiteren Effekte kann ein Stadionneubau mit sich bringen?
Nicht nur die Chance auf professionellen Fußball, der das kulturelle Angebot der Stadt bereichern würde - auch die Chance auf weitere Veranstaltungen aus Sport, Musik und Unterhaltung wären in Oldenburg umsetzbar – in den neuen, großzügigen Hospitality-Angeboten. Aktuell werden die Flächen am Bahnhof ebenfalls beplant. Wird hier ein ganzheitliches Konzept umgesetzt, welches auch den Bau eines ebenfalls in Oldenburg fehlenden qualitativ und quantitativ hochwertigen Hotelbaus umfasst, so wäre dies eine deutlich wahrnehmbare Steigerung der Attraktivität Oldenburgs. Ein Umstand, der auch anderen Initiativen der Stadt - beispielsweise zur Gewinnung von Fachkräften - in die Karten spielen und Oldenburg insgesamt attraktiver machen würde. Oldenburg und Umland umfassen mehr als 300.000 Einwohner. Im Hinblick auf andere Städte dieser Größenordnung ist Oldenburg aktuell im Nachteil.
Es liegt in der Hand des Rates zu entscheiden, inwieweit Chancen erhalten / geschaffen werden oder endgültig eine Absage erteilt wird. Die aus einem Stadionbau entstehenden Chancen sind groß. Die Kosten erscheinen vor dem Hintergrund der bereits 25 Jahre andauernden Diskussion und mit dem Ausblick, in den kommenden Jahren weitere Umwegrentabilität zu erreichen, angemessen und können aktuell auch als realisierbar eingeschätzt werden. Es geht um die Frage, ob sich die Stadt Oldenburg neben Handball und Basketball auch die Chance auf professionellen Fußball als Volkssportart mit größtem Zuschauerinteresse erhalten möchte . Eine Entscheidung gegen den Stadionbau wirkt sich langfristig nachteilig auf die Attraktivität der Stadt aus aufgrund von möglichen resultierenden Einschränkungen im kulturellen Angebot, vor allem aber durch das endgültige Verhindern von professionellem Fußball in Oldenburg. Rückwirkend kann die verpasste Chance nicht korrigiert werden, da die optimal geeignete Fläche bei Alternativnutzung für immer verloren ginge.
Der Rat sollte für den Stadionbau stimmen.
Für ein Nordwest-Stadion!“