Oft ist bei derartiger Kritik am neuen Modell Unwissenheit die Grundlage. Bornierte graue Vereins- und Verbandsmänner meckern jetzt, dass „das Gewinnen abgeschafft“ wird, was doch Quatsch ist.Dino hat geschrieben: 11.08.2023 15:26 Dass man jetzt (ab kommender Saison) im Bereich der E- und F-Jugend Fussball gar nicht mehr als Ergebnissport betreiben will, und dass die A-Junioren-Bundesliga durch eine Nachwuchsliga ersetzt werden soll, aus der Mannschaften von BL-Nachwuchs-Leistungszentren nicht mehr absteigen können, passt ins Bild.
Wenn wir im sportlichen Wettbewerb mit Sieg und Niederlage, mit Erfolg und Scheitern nicht mehr mit anderen mithalten können, dann schaffen wir diesen Wettbewerb (jedenfalls bei uns zu Hause) einfach ab. Problem gelöst! Oder vielleicht doch nicht?
Der „neue“ Kinderfußball hat sich längst bewährt. Warum ist Belgien eigentlich trotz deutlich weniger Einwohner so gut im Fußball? Neben dem Erfolg in anderen Ländern folgt das Modell wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Die deutsche Nachwuchsförderung ist nicht schlecht wegen solcher Neuerungen, sondern weil man viel zu lange an altem festhält.
Einige NLZ in Deutschland sind übrigens schon vor Jahren in diesen Altersklassen aus dem normalen Ligaspielbetrieb ausgestiegen.
Ich war sehr lange Trainer im Kinder- und Jugendfußball, später im Herrenbereich. Gerade bei den Kleinen ist häufig das Problem gewesen, dass der unausgebildete Vater (es reicht ja, dass er mal höher gespielt hat und Fußball muss ihm keiner erklären) Bankwärmer generiert und Erwachsenenfußball spielen lässt für den Aufstieg in der U9. Die Entsprechenden Spieler haben irgendwann keine Lust mehr. Ist auch besser so sagt der Trainer, der war „eh kein Fußballer“ - dabei kann er nicht wissen, wie der Spieler sich bei altersgerechtem Training und fairer Spielzeit über Jahre entfaltet hätte. Und selbst wenn nicht: auch ein Spieler der dritten Herrenmannschaft trägt zum Vereinsleben bei und zahlt Beiträge.
Bei der Sportschau ist es ganz gut zusammengefasst:
Wenn Tabellen, dann auch konsequent Offenbar hat Watzke trotz Wolfs Worten nicht verstanden, dass die Kinder auch künftig Sieg und Niederlage erleben werden, sogar häufiger als zuvor. Selbst im Training wissen Kinder immer ganz genau, ob sie gewonnen oder verloren haben, wer die Tore geschossen hat und welche Kinder besser sind, Tränen und Jubelschreie inklusive. Diese intrinsische Motivation braucht keinen Liga-Spielbetrieb. Tabellen haben ohnehin nur Sinn und Aussagekraft, wenn die Beteiligten auch alles dafür tun, ganz oben zu stehen. Beim bisherigen Ligabetrieb im Sieben gegen Sieben bedeutet das auch im Training: taktische Positionen, viel Spielzeit für die Stärkeren, Ballaktionen hauptsächlich für die zwei Besten im Team.Leistungs- und Breitensport profitieren Dabei ist längst klar, dass Kinder in kleineren Gruppen sehr viel mehr Ballaktionen und Zweikämpfe haben, dadurch effektiver lernen. Dieses Prinzip nun auch im Spielbetrieb umzusetzen, ist konsequent, denn so werden alle Trainerinnen und Trainer dazu angeregt, auch im Training vermehrt auf Kleinfelder zu setzen. Der Leistungssport wird davon profitieren, dass Deutschland am Ende mehr technisch gut ausgebildete Elfjährige hat. Und der Breitensport profitiert dadurch - da müssen die Kritiker jetzt stark sein -, dass auch weniger ambitionierte Kinder mehr Spaß und Beteiligung haben können.Der DFB ist spät dran Übrigens hat sich der DFB hier nichts Verrücktes ausgedacht, sondern er holt nach, was Länder wie Belgien, die Niederlande oder England seit Jahren erfolgreich umsetzen. Die Grundidee Funino stammt aus den 1980er Jahren. Dass es so lange gedauert hat, den Kinderfußball hierzulande zeitgemäß zu reformieren, liegt an der föderalen Struktur des DFB. Für die Ausgestaltung des Kinder-Spielbetriebs sind nämlich die Landesverbände und mancherorts sogar die Kreis- und Stadtverbände zuständig. Es hat viele Jahre gedauert, bis alle schließlich im März 2022 beim DFB-Bundestag gemeinsam beschlossen haben, die neuen Spielformen ab der Saison 2024/25 bundesweit verpflichtend einzuführen. Watzke gibt verheerendes Bild ab Auch das Präsidium ist Teil des Bundestages, hat damals mitgestimmt. Umso verheerender ist das Bild, das Watzke jetzt mit seinem Pauschal-Urteil abgibt. Über Details lässt sich natürlich streiten, deshalb setzen viele lokale Verbände auch auf andere Regeln als der DFB vorschlägt. Die DFB-Vorschläge sehen übrigens schon in der E-Jugend (U10, U11) optional einen klassischen Spielbetrieb im Sieben gegen Sieben vor. Das bedeutet, dass der Umstieg auf Spielfeste lediglich für Kitakinder, Erst-, Zweit- und Drittklässler verpflichtend ist. Doch selbst darin sehen viele ältere Männer aus dem Profibereich einen Skandal - was viel aussagt über die Kultur im deutschen Fußball.