Aktuell: Die Folgen des Emder Rückzuges
Wie SportNord bereits berichtete, zog der BSV Kickers Emden aus finanziellen Gründen seinen Antrag auf die Erteilung einer Lizenz für die Dritte Liga beim Deutschen Fußball-Bund zurück und wird vermutlich in der kommenden Spielzeit in der fünfthöchsten Klasse, der Oberliga Niedersachsen Ost, spielen. (siehe unten stehenden Link). Was hat dies für Folgen im Auf- und Abstiegs-Geschehen?
Zunächst gab es Spekulationen, die drei Regionalliga-Vizemeister Hallescher FC (Nord-Staffel), 1. FC Kaiserslautern II (West) und KSV Hessen Kassel (Süd) könnten nun in einer Dreier-Aufstiegsrunde einen vierten, zusätzlichen Aufsteiger in die Dritte Liga ausspielen. Doch dem schob der DFB schnell einen Riegel vor: „Von dem aus der Emdener Entscheidung resultierenden verminderten Abstieg profitiert Wacker Burghausen. Die Bayern können trotz des sportlich verpassten Klassenerhalts in der kommenden Saison in der 3. Liga spielen“, hieß es auf der Internet-Seite des DFB. Das einzig Falsche an diesem Satz ist der Begriff „Emdener“ (richtig als Adjektiv-Form wäre „Emder“), denn in der Spielordnung des DFB ist ganz klar festgelegt, dass sich nur drei Regionalligisten für den Aufstieg in die Dritte Liga qualifizieren können.
Unter § 55, Absatz B, „Aufstieg in die 3. Liga“, heißt es:
„1. Für den Aufstieg in die 3. Liga können sich in jedem Spieljahr insgesamt bis zu drei Vereine der Regionalliga sportlich qualifizieren und aufsteigen.“
Unter § 55, Absatz A, „Abstieg aus der 3. Liga“, heißt es zudem:
„1. Am Ende der Spielrunde steigen aus der 3. Liga die drei Vereine mit der geringsten Punktezahl und Platzierung in der Tabelle in die Regionalliga ab.
Die Staffeleinteilung der Regionalliga erfolgt gemäß § 55e der DFB-Spielordnung.
2. Steigen weniger als drei Vereine der Regionalliga in die 3. Liga auf, so vermindert sich die Zahl der absteigenden Vereine entsprechend.
3. Wird einem Verein der 3. Liga eine für die kommende Spielzeit bereits erteilte Lizenz vor dem 1. Spieltag entzogen oder eine beantragte Lizenz nicht wieder erteilt, obwohl er nicht abgestiegen ist, oder gibt er sie zurück, so gilt er vorbehaltlich der dort gültigen Zulassungsvoraussetzungen als Absteiger in die Regionalliga und rückt somit an den Schluss der Tabelle der 3. Liga der vorausgegangenen Spielzeit.“
Der SV Wacker Burghausen, der sportlich als Drittletzter den Klassenerhalt in der Dritten Liga wegen der um 16 Treffer schlechteren Tordifferenz gegenüber dem punktgleichen Tabellen-17. SV Werder Bremen II eigentlich verpasst hatte, muss also nicht in die Regionalliga Süd absteigen. Dank des Kickers-Rückzuges wird es auch in der Saison 2009/2010 im Wacker-Stadion Drittliga-Fußball geben. Der Burghausener Geschäftsführer Dr. Wolfgang Grellner erklärte auf der Internet-Seite seines Klubs: „Der DFB hat mich verständigt, wir sind offiziell Nachrücker. Und wir können davon ausgehen, dass es mit unserem Zulassungsbescheid klappt. Aus unserer Sicht sind alle Auflagen erfüllt. Wir können uns freuen!" Jürgen Press, neuer Trainer und Sportlicher Leiter an der Salzach, erklärte: „Natürlich ist Burghausen happy. Das ist sehr, sehr schön!"
Sollte der BSV Kickers Emden in der nächsten Saison am Regionalliga-Spielbetrieb teilnehmen, würde er aller Voraussicht nach vom DFB in die Nord-Staffel eingeteilt werden. Sollte sich der ostfriesische Klub in die fünfthöchste Spielklasse, die Oberliga Niedersachsen-Ost, oder sogar in die Sechste Liga (Bezirksoberliga Weser/Ems) zurückziehen, wäre in den drei Regionalliga-Staffeln, durch den Nicht-Abstieg der Burghausener aus der Dritten in die Vierte Liga, einer von 54 Plätzen Platz frei. Fraglich ist noch, welches Team diesen freien Platz einnehmen würde. Möglich, dass dann Türkiyemspor 1978 Berlin, das in der Nord-Staffel als Tabellen-15. sportlich eigentlich in die Oberliga Nordost-Nord abstieg, doch in der Regionalliga bleiben würde. Kann Türkiyemspor-Trainer Uwe Erkenbrecher, der einst auch beim VfB Lübeck und VfL 93 Hamburg tätig war, doch noch den Klassenerhalt feiern?
Da die drei Regionalligen nach Rechtsauffassung des DFB offiziell als eine Spielklasse gelten, können sich aber auch die Teams, die im Westen und Süden eigentlich sportlich abgestiegen sind, Hoffnungen machen, für Kickers Emden nachzurücken. Davon, dass im Westen der Rang-Zwölfte FSV Ludwigshafen-Oggersheim mit an hundert Prozent grenzender Wahrscheinlichkeit vom DFB keine Regionalliga-Lizenz bekommen wird, wird zunächst einmal der Drittletzte VfR Wormatia 08 Worms profitieren. Nächster Nachrücker wäre hier der Vorletzte BV Cloppenburg. Im Süden zog sich der Tabellen-13. Viktoria Aschaffenburg aus finanziellen Gründen zurück, so dass der Dritttletzte Karlsruher SC II den Klassenerhalt sicher hat. Weil der Vorletzte TSV Großbardorf keine Regionalliga-Lizenz beantragte, könnte hier das Schlusslicht SpVgg Unterhaching II nachrücken.
Wie wird der DFB klären, wer von einem möglichen Regionalliga-Verzicht von Kickers Emden profitiert? Manuel Hartmann, beim DFB für Regionalliga-Fragen zuständig, erklärte: „Am Ende dieser Woche entscheidet das Präsidium über diese Angelegenheit.“ Möglich wäre also sogar, dass noch eine Abstiegsrunde mit den drei Teilnehmern Türkiyemspor Berlin, Cloppenburg und Unterhaching II angesetzt wird – oder, wenn die Hachinger Reserve verzichtet (SpVgg-Präsident Engelbert Kupka deutete dies bereits an), es zwei Abstiegsspiele zwischen Cloppenburg und Türkiyemspor gibt. Die Berliner können aber auch noch darauf hoffen, direkt den Klassenerhalt zu schaffen: Wenn sich nämlich der SV Wilhelmshaven 92 aus der Regionalliga Nord zurückzieht (darüber wird an der Jade in Kürze entschieden), wäre Türkiyemspor definitiv der feste Nachrücker.
In diesem Fall übrigens hätte eigentlich Altona 93, als Drittletzter der Regionalliga Nord, das Recht, in einer Abstiegsrunde gegen Cloppenburg und Unterhaching II um den Regionalliga-Platz, der bei einem Emder Rückzug frei werden würde, zu kämpfen. Aber weil der Hamburger Traditionsverein vom DFB keine Regionalliga-Lizenz für die kommende Saison erhielt, und gleiches für den Vorletzten FC Sachsen Leipzig, über dem zudem das Damoklesschwert eines Insolvenzverfahrens schwebt, gilt, könnte plötzlich das Schlusslicht FC Energie Cottbus II gegen Cloppenburg (und eventuell auch Unterhaching II) um den Verbleib in der Regionalliga kämpfen ...
Fakt ist: Für jeden Regionalligisten, der sich bis zum 30. Juni 2009 zurückzieht, wird ein sportlich aus der Regionalliga abgestiegenes Team, und kein Aufstiegsanwärter aus den fünfthöchsten Spielklassen, nachrücken!
http://www.sport-nord.de/news/index.php?news_id=11451