Hans Jörg...
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Hans Jörg Butt:
'Rivalität beschränkt sich auf den Platz'
15.01.2009
Wenn Hans Jörg Butt am Donnerstagvormittag am Ball war, wurde es gefährlich - vor allem für die Trainingskiebitze. Diese nahm der Ersatztorwart des FC Bayern nämlich mit Fernschüssen ganz gerne aufs Korn. Leidtragende waren allerdings nur die Rollläden an der Fassade des ServiceCenters, die der FCB-Keeper nach der Einheit mit einem geübten Handgriff persönlich wieder reparierte.
Später - nach Dopingkontrolle, Duschen und Mittagessen - wurde Butt dann selbst zur Zielscheibe. Er traf sich mit fcbayern.de zum Interview. Darin sprach der 34-Jährige, der letzten Sommer von Benfica Lissabon nach München gewechselt war, über sein erstes Halbjahr beim FC Bayern, seine Motivation als Nummer zwei und sein Verhältnis zu Michael Rensing.
Das Interview mit Hans Jörg Butt:
fcbayern.de: Jörg, die Hälfte der Vorbereitung ist vorbei. Wie läuft es bisher?
Butt: „Sehr gut. Wir haben sehr intensiv trainiert, ich fühle mich absolut topfit. Dabei ist die Trainingsmethodik hier bei Bayern zu großen Teilen neu für mich.“
fcbayern.de: Was meinst Du damit?
Butt: „Im Vergleich zu früher haben wir wesentlich weniger lange Ausdauerläufe gemacht, sondern intensiver und fußballspezifischer trainiert. Im Spiel läuft man ja auch nicht am Stück immer nur ein Tempo, sondern hat viele Tempowechsel. Ansätze dazu gab es schon zu meiner Zeit in Leverkusen und auch in Lissabon, aber hier beim FC Bayern wurde das Ganze noch einmal optimiert. Ich persönlich habe früher die Läufe der Mannschaft immer fast komplett mitgemacht. Jetzt haben wir das Training viel, viel genauer auf die Bedürfnisse der Torhüter abgestimmt. Wir haben zum Beispiel sehr intensiv im Bereich Schnellkraft gearbeitet. Das finde ich sehr, sehr gut. Jetzt freue ich mich, wenn die Rückrunde endlich losgeht. Die wird sehr spannend und fordert jeden Einzelnen von uns richtig heraus.“
fcbayern.de: Wie fällt Deine Bilanz nach einem halben Jahr in München aus?
Butt: „Ich habe mich sehr gut beim FC Bayern eingelebt. Als Familie haben wir schnell ein Haus gefunden, wir fühlen uns privat sehr wohl in München. Und sportlich hat sich die Mannschaft nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr gut entwickelt. Insofern fällt die Bilanz sehr positiv aus, auch wenn ich natürlich gerne häufiger gespielt hätte.“
fcbayern.de: Bislang kamst Du nur in Freundschaftsspielen zum Einsatz. Wie sehr brennst Du auf Dein erstes Pflichtspiel im Bayern-Trikot?
Butt: „Von Woche zu Woche mehr. Sicherlich ist es nicht immer ganz einfach. Ich war ja immer die Nummer eins, jetzt ist die Situation aber anders. Das ist eine Herausforderung. Man muss sich hundertprozentig auf den einen Tag vorbereiten, ohne zu wissen, wann er kommt.“
fcbayern.de: Wie motivierst Du Dich da?
Butt: „Ich bin bei einem Verein, der das Nonplusultra in Deutschland ist. Da ist jede Trainingseinheit eine absolute Herausforderung, die Qualität ist unglaublich hoch, so einen ausgeglichen Kader habe ich selten gesehen. Ich glaube, dass wir in der näheren Zukunft sehr erfolgreich sein können. Und ich bin mir sicher: Es wird Spiele geben, in denen ich zum Einsatz komme.“
fcbayern.de: Wie ist Dein Verhältnis zu Michael Rensing?
Butt: Sehr gut. Sicherlich sind wir Konkurrenten, natürlich will ich auch spielen - aber das braucht ja nicht ins Persönliche gehen. Unsere Rivalität begrenzt sich auf den Fußballplatz. Ich gebe im Training Gas, was letztendlich allen zugute kommt: Michael, mir und der Mannschaft. Es ist einfach wichtig, dass auch die Ersatzspieler möglichst gut arbeiten, um die Qualität im Training hoch zu halten und sich auf den Moment vorzubereiten, in dem man reinkommt.“
fcbayern.de: Als Nachfolger von Oliver Kahn stand Michael Rensing in der Hinrunde unter starker Beobachtung der Öffentlichkeit. Das war nicht immer einfach für ihn. Habt Ihr über diese besondere Situation gesprochen?
Butt: „Ich halte nichts davon, Ratschläge zu verteilen. Das geht eher über das Training. Da spricht man über bestimmte Spielsituationen, da pushen wir uns auch gegenseitig. Aber über die Allgemeinsituation zu sprechen, ist nicht notwendig. Jeder muss seinen eigenen Weg finden.“
fcbayern.de: Wie schwer war Dein Weg zur Nummer eins bei einem Bundesligaklub? Du bist damals vom VfB Oldenburg, dem Tabellenletzten der Zweiten Liga, zum Hamburger SV gewechselt.
Butt: „Ich habe mir das zugetraut, sonst wäre ich nicht zum HSV gegangen. Es war immer mein Ziel, bei einem Bundesligaklub im Tor zu stehen.“
fcbayern.de: Beim HSV hast Du Richard Golz im Tor verdrängt. War das eine schwierige Situation?
Butt: „Sicher war es schwierig. Richard war lange Jahre die Nummer eins in Hamburg - und dann kommt ein junger Kerl, der spielen will. Diese Konkurrenz hat sich bei uns aber immer auf das Sportliche beschränkt. Richard hat sich immer fair verhalten, unser Verhältnis war sehr kollegial. Deswegen sage ich immer, dass man den Konkurrenzkampf zwischen den Torhütern nicht überbewerten sollte. Letztendlich hat man ein gemeinsames Ziel, dem man alles unterordnet.“
fcbayern.de: Deine Karriere ist bislang durchzogen von vielen zweiten Plätzen: in der Bundesliga, im DFB-Pokal, in der Champions League, bei der Weltmeisterschaft…
Butt: „Mit Oldenburg bin ich Regionalliga-Meister geworden. Die vielen zweiten Plätze rühren vor allem von der einen Saison in Leverkusen her.“
fcbayern.de: Inwiefern hat Dich dieses Jahr in Leverkusen geprägt?
Butt: „Überhaupt nicht. Wir hatten damals eine sehr gute Mannschaft, allerdings nicht so sehr in der Breite. Und zum Schluss ist uns einfach die Luft ausgegangen. Mit Jens Nowotny und Zoltan Sebescen sind zudem zwei wichtige Spieler in der Schlussphase verletzt ausgefallen. Das Ende war sicherlich unglücklich, aber wir haben in diesem Jahr europaweit mit den besten Fußball gespielt. Um Titel zu gewinnen, bin ich jetzt zum FC Bayern gekommen.“
fcbayern.de: Welcher Titel wäre Dir am liebsten?
Butt: „Für den Verein wäre die Champions League sicherlich am schönsten. Für mich ist es aber auch wichtig, noch Deutscher Meister zu werden.“
Das Interview führte: Nikolaus Heindl