Re: VfB - BSV Rehden, 06.08., 15 Uhr
Verfasst: 07.08.2017 18:59
Ich bin der vom Niederrhein, der seit 1979 VfB-Fan ist und schon mal gerne in alten Zeiten schwelgt... Da bin ich mit 17 Jahren zu jedem Heimspiel, das ich mir leisten konnte, mit dem Zug nach Oldenburg gefahren. Und auswärts bis nach Lüneburg, im Pokal sogar nach Nördlingen, immer so, wie ich Zeit und Geld hatte. Da hat mich eine VfB-Betreuerin (ich hoffe, hier kennt noch jemand die wunderbare Elsa Hauser, der man beim VfB sogar noch vor Mecki Niehoff ein Denkmal setzen müsste) beim Testspiel in Husbäke meinen Lieblingsspielern vorgestellt - und ich war im 7. Himmel, als die Jungs mir feundlich die Hand gaben und "Moin" sagten.
Egal, ich erwähne das nur, um zu sagen, dass ich von außen komme, und (sollte es die geben) mit keiner irgendwie gearteten Richtung oder Fraktion beim VfB oder den Fans irgendwas zu tun habe und dass ich zwar einerseits zugeben muss, den VfB nur noch sporadisch zu sehen. Andererseits kann ein unbelasteter Blick von ganz außen aber auch nicht schaden. Und egal, was ich jetzt schreibe, nichts daran ändert etwas daran, dass der VfB mein Verein ist und immer bleiben wird.
So, gestern war ich mal wieder in Oldenburg, habe mit netten Menschen auf der Tribüne geplaudert und nebenher nur gedacht: Hilfe, da muss was passieren. Das war schon mein Eindruck nach den Fernsehbildern aus Lübeck, aber nun erst recht. Ich habe irgendwann in der Vorsaison ein Heimspiel gesehen, ich weiß nicht mehr welches, war glaube ich ein Unentschieden ohne Tore oder vielleicht ein 1:1 oder sowas, und damals habe ich gedacht: Was für ein Gegurke. Und nun, mindestens ein halbes Jahr später denke ich: Was für ein Gegurke.
Was mir aufgefallen ist:
Mental: Die Mannschaft wirkt jetzt schon, obwohl die Saison kaum begonnen hat, blockiert. Da will erstmal nur keiner einen Fehler machen. Da ist nichts Leichtes, da gibt es keinen, der die anderen mitreißt, keinen, der was riskiert. Da ist kein Feuer drin, kein Tempo, das wirkt alles irgendwie bemüht, aber mehr leider auch nicht. Gehemmt, blockiert: Klare Aufgabe des Trainers, die Köpfe frei zu bekommen, wie man das immer so schön sagt, aber das scheint nicht zu funktionieren. Bleibt wohl nur die Hoffnung, dass das nach ein, zwei Siegen von selber kommt. Danach sieht es im Moment aber nicht aus. Denn damit komme ich zur...
Taktik: Im Gegenteil scheint auch da die Angst vorzuherrschen, zu verlieren. Rehden kommt nach Oldenburg mit nem 1:4 gegen Lüneburg im Gepäck und der VfB beginnt abwartend und mit einer Spitze? Geht's denn noch? Wie soll denn da Selbstvertrauen entstehen?
Jaja, jetzt können mir die Taktikfüchse sagen, das war doch nicht defensiv, das war doch ein 4-2-3-1 (so habe ich es zumindest interpretiert), und bei Ballbesitz sollten die Außen im Mittelfeld zu Spitzen werden etc etc.
Hat aber nie funktioniert vor der Pause. Das war 45 Minuten lang einfach nur grotte (und gegen welchen biederen Gegner!) und die Bankrotterklärung dieser Sicherheitstaktik (ich schreib's nochmal: zuhause gegen Rehden) war der Doppelwechsel. Dazu kam, dass Lüttmer als Spitze nichts gebracht hat, allerdings auch kein Zuspiel bekommen hat. Zentral dahinter Meunier, da war mein Eindruck, dass das als 10 auch nicht funktionieren kann, da kommt ja außer nem Pass über drei Meter auf Sicherheit auch nichts. Und Lüttmann kam rechts auch nicht zur Geltung. Ich kenn die Diskussionen nicht genau, wen der VfB noch in der Hinterhand hat und wer rein müsste und wer raus, aber klar ist: So wie gegen Rehden wird das nichts. Zweite Halbzeit war zwar etwas besser, aber letztlich reicht das auch nicht.
Der Knackpunkt ist meiner Meinung nach auch nicht, nun X links oder Y zentral spielt oder ob das andersrum besser wäre. Klar, das muss auch stimmen.
Aber was ist denn das bitteschön für ein Signal an einer so biedere Truppe wie Rehden? Und viel schlimmer noch: Was ist das für ein Signal an die eigenen Leute? Ich muss mich im eigenen Stadion an Rehden orientieren, die nach meinem Eindruck in die untere Hälfte einer Regionalliga gehören? Will gar nicht darüber nachdenken, was das dann über den VfB aussagt... Zumal Rehden tatsächlich phasenweise etwas besser kombiniert hat und wenn die 7 nicht so blind (oder war's überheblich?) gewesen wäre und den Ball an die Latte gejagt hätte... au weia.
Fazit: Spielerisch war's vor einem halben Jahr Mist, war's gestern Mist. Mehr muss man dazu nicht sagen.
Ich bin keiner, der immer sofort Trainer raus ruft, aber ich sehe da einfach keine Entwicklung. Jedenfalls nichts, was darauf hindeutet, dass der VfB in absehbarer Zeit einfach mal mit Dampf und Feuer spielt und so etwas wie eine Spielidee hat, den Mut, dem Gegner sein Spiel aufzwingen zu wollen.
Dietmar Hirsch halte ich für einen Trainer, der sicherlich akribisch arbeitet, aber ich glaube nicht, dass er einer ist, der begeisternden Fußball rauskitzeln kann. Ich glaube eher, er ist als Trainer so, wie er als Spieler war: Ein unauffälliger Handwerker, wogegen grundsätzlich nichts zu sagen ist. Aber damit hebt man in dieser Schweineliga nicht ab.
Was also müsste die VfB-Chefetage tun? Sie wird vermutlich an die ganzen finanziellen Zwänge denken, vermutlich muss man ja frische Sponsorengelder locker machen, um Abfindungen zu zahlen und die Nachfolger für Hirsch und/oder Voigt zu zahlen. Dazu kommt, dass mein Eindruck aus dem Forum und Presseberichten ist, dass da nicht unbedingt Leute an der Vereinsspitze stehen, die das ganz große Fußballwissen haben oder stark vernetzt sind. Kann falsch sein, keine Ahnung, ich kenne sie nicht persönlich. Wenn es stimmt, ist das auch kein Vorwurf, ich muss als Präse nicht unbedingt der riesen Fußball-Experte sein, dafür muss ich eben die richtigen Leute in die sportliche Leitung holen. Ich brauche aber trotzdem eine Antenne für Stimmungen und Entwicklungen. Und den Mut, zu handeln, wenn ich das Gefühl habe, dass es so nichts mehr bringt. Dazu gehört auch der Mut, sich gedanklich von Leuten zu lösen, auf die ich lange gesetzt habe und die mir natürlich jeden Tag erzählen werden, warum es mit ihnen voran geht.
Dazu noch eine Erinnerung an alte Zeiten: In dem Schweinejahr 92/93, in dem der VfB unmittelbar nach dem verpassten Bundesliga-Aufstieg abgestiegen ist, war ich am ersten Spieltag in Oldenburg. Ich meine, das war ein 2:2 gegen Freiburg. Nach dem Spiel bin ich nach Hause gefahren und hatte das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt in der Elf, ohne es benennen zu können. Jahre später lese ich ein Interview mit dem damaligen Präsi Klaus Berster, und er erzählt, dass ihm in der Halbzeit des 1. Saisonspiels klar war, dass er etwas tun muss um eine Katastrophe zu verhindern, nämlich entweder Wolfgang Sidka oder Rudi Assauer zu entlassen. Und sein Bauchgefühl war wohl, dass es mit Sidka nicht mehr geht. In dem Interview sagte Berster, was ich gut verstehen kann, dass er sich das nicht getraut habe. Sidka war damals ja Volksheld und Berster hätte ganz sicherlich allein in einem Sturm gestanden. Ende vom Lied: Chance verpasst, ein sang- und klangloser Abstieg nach einer beschissenen Saison, Assauer am Ende weg, Sidka viel zu spät gefeuert, Panikkäufe, Schulden, Mannschaft zerstritten etc etc, muss ich keinem erzählen.
Das soll kein Vergleich zur Gegenwart sein und ich will damit nicht sagen, dass der VfB jetzt absteigt oder sowas, sondern nur das: Manchmal ist ein Ende mit Schrecken besser als der fußballerische Schrecken ohne Ende, den der VfB seit längerer Zeit bietet. Und ich sehe nicht, wie ihn einer der dafür sportlich Verantwortlichen beenden kann.
Egal, ich erwähne das nur, um zu sagen, dass ich von außen komme, und (sollte es die geben) mit keiner irgendwie gearteten Richtung oder Fraktion beim VfB oder den Fans irgendwas zu tun habe und dass ich zwar einerseits zugeben muss, den VfB nur noch sporadisch zu sehen. Andererseits kann ein unbelasteter Blick von ganz außen aber auch nicht schaden. Und egal, was ich jetzt schreibe, nichts daran ändert etwas daran, dass der VfB mein Verein ist und immer bleiben wird.
So, gestern war ich mal wieder in Oldenburg, habe mit netten Menschen auf der Tribüne geplaudert und nebenher nur gedacht: Hilfe, da muss was passieren. Das war schon mein Eindruck nach den Fernsehbildern aus Lübeck, aber nun erst recht. Ich habe irgendwann in der Vorsaison ein Heimspiel gesehen, ich weiß nicht mehr welches, war glaube ich ein Unentschieden ohne Tore oder vielleicht ein 1:1 oder sowas, und damals habe ich gedacht: Was für ein Gegurke. Und nun, mindestens ein halbes Jahr später denke ich: Was für ein Gegurke.
Was mir aufgefallen ist:
Mental: Die Mannschaft wirkt jetzt schon, obwohl die Saison kaum begonnen hat, blockiert. Da will erstmal nur keiner einen Fehler machen. Da ist nichts Leichtes, da gibt es keinen, der die anderen mitreißt, keinen, der was riskiert. Da ist kein Feuer drin, kein Tempo, das wirkt alles irgendwie bemüht, aber mehr leider auch nicht. Gehemmt, blockiert: Klare Aufgabe des Trainers, die Köpfe frei zu bekommen, wie man das immer so schön sagt, aber das scheint nicht zu funktionieren. Bleibt wohl nur die Hoffnung, dass das nach ein, zwei Siegen von selber kommt. Danach sieht es im Moment aber nicht aus. Denn damit komme ich zur...
Taktik: Im Gegenteil scheint auch da die Angst vorzuherrschen, zu verlieren. Rehden kommt nach Oldenburg mit nem 1:4 gegen Lüneburg im Gepäck und der VfB beginnt abwartend und mit einer Spitze? Geht's denn noch? Wie soll denn da Selbstvertrauen entstehen?
Jaja, jetzt können mir die Taktikfüchse sagen, das war doch nicht defensiv, das war doch ein 4-2-3-1 (so habe ich es zumindest interpretiert), und bei Ballbesitz sollten die Außen im Mittelfeld zu Spitzen werden etc etc.
Hat aber nie funktioniert vor der Pause. Das war 45 Minuten lang einfach nur grotte (und gegen welchen biederen Gegner!) und die Bankrotterklärung dieser Sicherheitstaktik (ich schreib's nochmal: zuhause gegen Rehden) war der Doppelwechsel. Dazu kam, dass Lüttmer als Spitze nichts gebracht hat, allerdings auch kein Zuspiel bekommen hat. Zentral dahinter Meunier, da war mein Eindruck, dass das als 10 auch nicht funktionieren kann, da kommt ja außer nem Pass über drei Meter auf Sicherheit auch nichts. Und Lüttmann kam rechts auch nicht zur Geltung. Ich kenn die Diskussionen nicht genau, wen der VfB noch in der Hinterhand hat und wer rein müsste und wer raus, aber klar ist: So wie gegen Rehden wird das nichts. Zweite Halbzeit war zwar etwas besser, aber letztlich reicht das auch nicht.
Der Knackpunkt ist meiner Meinung nach auch nicht, nun X links oder Y zentral spielt oder ob das andersrum besser wäre. Klar, das muss auch stimmen.
Aber was ist denn das bitteschön für ein Signal an einer so biedere Truppe wie Rehden? Und viel schlimmer noch: Was ist das für ein Signal an die eigenen Leute? Ich muss mich im eigenen Stadion an Rehden orientieren, die nach meinem Eindruck in die untere Hälfte einer Regionalliga gehören? Will gar nicht darüber nachdenken, was das dann über den VfB aussagt... Zumal Rehden tatsächlich phasenweise etwas besser kombiniert hat und wenn die 7 nicht so blind (oder war's überheblich?) gewesen wäre und den Ball an die Latte gejagt hätte... au weia.
Fazit: Spielerisch war's vor einem halben Jahr Mist, war's gestern Mist. Mehr muss man dazu nicht sagen.
Ich bin keiner, der immer sofort Trainer raus ruft, aber ich sehe da einfach keine Entwicklung. Jedenfalls nichts, was darauf hindeutet, dass der VfB in absehbarer Zeit einfach mal mit Dampf und Feuer spielt und so etwas wie eine Spielidee hat, den Mut, dem Gegner sein Spiel aufzwingen zu wollen.
Dietmar Hirsch halte ich für einen Trainer, der sicherlich akribisch arbeitet, aber ich glaube nicht, dass er einer ist, der begeisternden Fußball rauskitzeln kann. Ich glaube eher, er ist als Trainer so, wie er als Spieler war: Ein unauffälliger Handwerker, wogegen grundsätzlich nichts zu sagen ist. Aber damit hebt man in dieser Schweineliga nicht ab.
Was also müsste die VfB-Chefetage tun? Sie wird vermutlich an die ganzen finanziellen Zwänge denken, vermutlich muss man ja frische Sponsorengelder locker machen, um Abfindungen zu zahlen und die Nachfolger für Hirsch und/oder Voigt zu zahlen. Dazu kommt, dass mein Eindruck aus dem Forum und Presseberichten ist, dass da nicht unbedingt Leute an der Vereinsspitze stehen, die das ganz große Fußballwissen haben oder stark vernetzt sind. Kann falsch sein, keine Ahnung, ich kenne sie nicht persönlich. Wenn es stimmt, ist das auch kein Vorwurf, ich muss als Präse nicht unbedingt der riesen Fußball-Experte sein, dafür muss ich eben die richtigen Leute in die sportliche Leitung holen. Ich brauche aber trotzdem eine Antenne für Stimmungen und Entwicklungen. Und den Mut, zu handeln, wenn ich das Gefühl habe, dass es so nichts mehr bringt. Dazu gehört auch der Mut, sich gedanklich von Leuten zu lösen, auf die ich lange gesetzt habe und die mir natürlich jeden Tag erzählen werden, warum es mit ihnen voran geht.
Dazu noch eine Erinnerung an alte Zeiten: In dem Schweinejahr 92/93, in dem der VfB unmittelbar nach dem verpassten Bundesliga-Aufstieg abgestiegen ist, war ich am ersten Spieltag in Oldenburg. Ich meine, das war ein 2:2 gegen Freiburg. Nach dem Spiel bin ich nach Hause gefahren und hatte das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt in der Elf, ohne es benennen zu können. Jahre später lese ich ein Interview mit dem damaligen Präsi Klaus Berster, und er erzählt, dass ihm in der Halbzeit des 1. Saisonspiels klar war, dass er etwas tun muss um eine Katastrophe zu verhindern, nämlich entweder Wolfgang Sidka oder Rudi Assauer zu entlassen. Und sein Bauchgefühl war wohl, dass es mit Sidka nicht mehr geht. In dem Interview sagte Berster, was ich gut verstehen kann, dass er sich das nicht getraut habe. Sidka war damals ja Volksheld und Berster hätte ganz sicherlich allein in einem Sturm gestanden. Ende vom Lied: Chance verpasst, ein sang- und klangloser Abstieg nach einer beschissenen Saison, Assauer am Ende weg, Sidka viel zu spät gefeuert, Panikkäufe, Schulden, Mannschaft zerstritten etc etc, muss ich keinem erzählen.
Das soll kein Vergleich zur Gegenwart sein und ich will damit nicht sagen, dass der VfB jetzt absteigt oder sowas, sondern nur das: Manchmal ist ein Ende mit Schrecken besser als der fußballerische Schrecken ohne Ende, den der VfB seit längerer Zeit bietet. Und ich sehe nicht, wie ihn einer der dafür sportlich Verantwortlichen beenden kann.