Ich entschuldige mich schon mal, die Bild zu zitieren. Aber hier ein Bericht über Addy von 2007:
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Addy-Waku Menga (24) hat bei Hansa keine leichte Zeit.
Viermal wechselte Trainer Frank Pagelsdorf seinen Ziehsohn aus Osnabrück ein, die letzten drei Spiele nahm er ihn nicht mal in den Kader.
Der Stürmer sagt dennoch: „Solange die Mannschaft Erfolg hat, freue ich mich. Ich gebe weiter Gas, lasse mich davon nicht unterkriegen. Nicht bei dem, was ich schon erlebt habe...“
Ein Leben in Angst. In BILD spricht Menga über die Zeit in der Heimat, der Demokratischen Republik Kongo.
„Manchmal bin ich morgens im Bett hochgeschreckt, da standen Soldaten im Zimmer und richteten ihre Gewehre auf mich. Sie suchten Waffen. Ich hatte Todesangst. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Ohne Gott, ohne seinen Halt, hätte ich das nicht ausgehalten.“
Seit 1996 tobt im Kongo, dem ehemaligen Zaire, der Bürgerkrieg. Addy: „Mein Vater musste schon 1990 aus politischen Gründen fliehen. Da war ich sieben. Ich habe ihn so vermisst.“
Addy musste sich als ältestes Kind um die vier Geschwister kümmern: „Es war vor allem schwer für meine Mama Jeanne. Sie musste uns ja irgendwie ernähren.“
Die Mengas waren in der Hauptstadt Kinshasa zuhause. Fast 8 der 61 Millionen Einwohner des Landes leben hier – die meisten in ganz ärmlichen Verhältnissen.
Menga: „Wir wohnten in zwei Räumen. Es gab nur ein Klo für alle im Haus. Gekocht wurde auf der Straße auf einem Grill.“ Wenn es etwas zu kochen gab...
„Morgens gab es ein kleines Brot für die Schule. Wenn Essen da war, wurde Mittag gekocht. Wenn nicht, gab es erst abends was. Wir hatten Glück, weil Papa Geld schickte. Andere haben zwei, drei Tage nichts gegessen. Es ist das drittgrößte Land Afrikas. Es gibt fast alles an Bodenschätzen – und trotzdem ist Hungersnot.“
Noch viel schlimmer war die Bedrohung durch die Rebellen. Menga: „Wir lebten in ständiger Angst.“
Was ihm Kraft gab, war der Glaube. „Meine Familie ist sehr gläubig. Wir sind evangelisch und jeden Sonntag in der Kirche. Allerdings geht es bei uns anders zu als hier. Wir singen und machen richtig Stimmung. Ich habe nie an Gott gezweifelt, er hat mich immer unterstützt.“
Gegen die Angst half auch der Fußball. „Erst spielte ich auf der Straße. Mit 15 fing ich im Verein an. Wir spielten in der dritten Liga.“
Als Addy 11 war, beantragten die Mengas die Ausreise: „Es hat dann noch sechs Jahre gedauert, bis die deutsche Behörde uns das Visum ausstellte. Ein ewiges Hoffen.“ 2000 durften sie nach Deutschland. Nach zehn Jahren schloss Addy seinen Vater in die Arme.
Sie lebten in Venne bei Osnabrück, wo Addy bis Juli für den VfL kickte.
Hier lernte er 2002 auch seine Freundin Dany kennen. Seit anderthalb Jahren sind sie ein Paar. „Dany studiert dort Sozialpädagogik. Deshalb sehen wir uns vorläufig nur einmal pro Woche.“
In seiner Heimat war Addy nie wieder. „Meine Oma und meine Freunde sind noch da. Wir telefonieren oft. Aber ich traue mich nicht hin. Die Unruhen können jederzeit wieder losgehen. Ich bin froh, in Sicherheit zu sein. Journalisten dort können nur unter Lebensgefahr berichten.“
Wenn er betet, bittet er immer um Frieden für sein Land. „Ich wünsche mir, dass Ruhe einkehrt. Die Menschen dort sind so bestraft. Sie besaßen nichts und dann noch dieser Krieg.“
Große Hoffnungen setzt Menga auf die WM 2010 in Südafrika. „Es ist das erste Mal, dass Afrika so etwas besonderes hat. Es ist eine Chance, die Armut zu bekämpfen. Und eine Chance zu zeigen, wie wir leben.“
Man spürt seine große Sehnsucht: „Natürlich gab es auch schöne Seiten. Der Umgang der Menschen dort ist sehr liebevoll. Man merkt kaum, dass sie so große Probleme haben. Sie versuchen immer positiv zu leben. Deutsche sind oft unzufrieden, dabei haben sie doch alles. Wir haben uns über Kleinigkeiten gefreut.“
Und so lässt er sich die Lebensfreude auch nicht von seiner sportlichen Situation verderben: „Ich versuche, immer positiv zu denken und mit allem und allen klar zu kommen.
Und: Nasa nesengo mingi kobeta na Rostock.“ Das ist Lingaza, seine Muttersprache, und heißt: Ich bin froh, in Rostock zu spielen.