Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach
Das Stadtmuseum Oldenburg zeigt vom 2. bis 31. August 2024 in Oldenburg auf dem Bahnhofsplatz die Wanderausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“. In einer großformatigen skulpturalen Präsentation würdigt die Ausstellung in Trägerschaft des Zentrums deutsche Sportgeschichte e.V. den großen Verdienst jüdischer Sportlerinnen und Sportler für die Entwicklung des modernen Sports in Deutschland und dokumentiert anhand ausgewählter Porträts deren Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus. Ergänzt wird die Wanderausstellung durch einen vom Stadtmuseum Oldenburg erarbeiteten Ausstellungsbereich, der sich mit der Geschichte jüdischer Sportlerinnen und Sportler in Oldenburg befasst.
Zwischen Erfolg und Verfolgung
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen 17 herausragende deutsch-jüdische Persönlichkeiten, die als Nationalspieler/innen, Welt- und Europameister/innen, Olympiasieger/innen und Rekordhalter/innen zu den gefeierten Idolen ihrer Zeit zählten. Mit überlebensgroßen Silhouetten wird an ihr Leben und ihre Erfolge erinnert.
Nur weil sie Juden waren, wurden diese Frauen und Männer während der NS-Zeit aus ihren Sportvereinen ausgeschlossen, Titel wurden aberkannt. Dem deutschen Fußballpionier Walther Bensemann, Mitbegründer des Deutschen Fußball-Bundes, blieb wie vielen anderen nur die Flucht. Nicht wenige Sportlerinnen und Sportler, wie der Fußballnationalspieler Julius Hirsch oder die zehnfache Deutsche Leichtathletikmeisterin Lilli Henoch, wurden deportiert und ermordet. Ralph Klein entkam nur knapp der Deportation nach Auschwitz. Nach dem Krieg war er israelischer, später deutscher Basketball-Nationaltrainer.
Vorgestellt werden ebenfalls die Biografien der Fechtolympiasiegerin Helene Mayer, des Schachweltmeisters Emanuel Lasker, des Meisterboxers Erich Seelig, der Deutschen Tennismeisterin Nelly Neppach, der Deutschen Speerwurfmeisterin Martha Jacob, der Leichtathletin Gretel Bergmann, der Turnolympiasieger Alfred und Gustav Felix Flatow, der Europameister im Gewichtheben beziehungsweise im Ringen Julius und Hermann Baruch, des Eishockeyspielers Rudi Ball und des deutschen Fußballnationalspielers Gottfried Fuchs.
Die Ausstellung bietet mit der Schwimmerin Sarah Poewe aber auch einen Ausblick und stellt eine wichtige Verbindung zur Gegenwart her. Als erste jüdische Athletin nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gewann sie 2004 in Athen eine olympische Medaille für Deutschland.
Blick auf Oldenburg
„Die Ausstellung ‚Zwischen Erfolg und Verfolgung‘ macht auf eindrückliche Weise auf die Entrechtung und Verfolgung jüdischer Sportlerinnen und Sportler nach 1933 aufmerksam und eröffnet gleichzeitig einen Ort des Gedenkens im öffentlichen Raum“, sagt Dr. Steffen Wiegmann, Leiter des Stadtmuseums Oldenburg, der die Ausstellung nach Oldenburg holte. „Als Museum für lokale Geschichte war es uns ein großes Anliegen, auch Sportlerinnen und Sportler aus Oldenburg zu repräsentieren und auf ihre Biografien aufmerksam zu machen.“ Als besonders bedeutsam wird die Familie de Beer vorgestellt, die sich in den verschiedensten Sportarten wie Turnen, Leichtathletik, Schwimmen und Boxen engagiert hat. Wie viele andere jüdische Oldenburgerinnen und Oldenburger waren sie bis 1933 gewöhnliche Mitglieder der lokalen Sportvereine. Nach 1933 wurden sie in der Stadt ausgrenzt, entrechtet und schließlich verfolgt. „Nach mehreren hundert Jahren gemeinsamen Lebens wurde dieses in Oldenburg zerstört“, erläutert Wiegmann. „Besonders eindrücklich empfinde ich für diese Zeit eine Aussage von Charlotte Seligmann, geb. de Beer, die in einem Interview erklärte: ‚Die Gestapo-Beamten hier in Oldenburg waren ja junge Leute, die waren vorher mit uns im Sportverein.‘
Eröffnung
Die Eröffnung der Ausstellung findet mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Bahn am 2. August 2024 um 19 Uhr Bahnhof Oldenburg, DB Reisezentrum (Wartesaal Kl. I) statt. Zur Eröffnung sprechen die Landtagsabgeordnete Hanna Naber, das Kuratoriumsmitglied der DFB-Kulturstiftung Dr. Hubertus Hess-Grunewald und der Vorsitzende des Stadtsportbunds Oldenburg e.V. Stefan Könner Grußworte. Professor Dr. Lorenz Peiffer, emeritierter Sporthistoriker der Universität Hannover, führt in die Ausstellung ein.
Zur Wanderausstellung
Initiiert, konzipiert und finanziert wurde und wird die Ausstellung durch die DFB-Kulturstiftung, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Die aus Anlass der European Maccabi Games 2015 in Berlin erstmals gezeigte Ausstellung wurde zudem durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) und die Deutsche Bahn Stiftung gefördert.
Idee und Konzept: Norbert Niclauss (BKM) und Olliver Tietz (DFB-Kulturstiftung). Autoren: Dr. Berno Bahro, Prof. Dr. Hans Joachim Teichler (beide Potsdam), Prof. Dr. Lorenz Peiffer (Hannover) sowie Dr. Henry Wahlig (Dortmund).
Die Ausstellung ist zweisprachig (deutsch/englisch) und über QR-Codes mit einer Online-Ausstellung verknüpft, auf der ergänzende Texte und Fotos ausführlich die jüdische Geschichte des deutschen Sports dokumentieren:
www.juedische-sportstars.de