12.12.

Andere Vereine, andere Ligen, andere Fans

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Gryphos
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Re: 12.12.

Beitrag von Gryphos »

Senf hat geschrieben:
Die Fans sind keine unkritische Masse mehr

Das neue Sicherheitskonzept ist überflüssig. Es soll ein Problem lösen, das es nicht gibt. Gestärkt hat die Debatte um sichere Stadien nur die Fans.
http://www.zeit.de/sport/2012-12/fussba ... onzept-dfl" onclick="window.open(this.href);return false;
wurde auch in den Medien zunehmend differenzierter berichtet.
In der Tat. Nur die Springer-Presse bildete eine Ausnahme.
Man habe Energie ohne Fanatismus,
Grundsätze ohne Demagogie und
Strenge ohne Grausamkeit.

http://greifenwandler.wordpress.com/ Guckt nach und werdet kluk! K-L-U-G

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KPD
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Re: 12.12.

Beitrag von KPD »

Soccer_Scientist hat geschrieben:Oh, Mann..... :roll:
Als schlechte Sachen erachtet Blatter auch Alkohol und Tabak in den Stadien. Alles an seinem Platz, so das Credo des Oberwallisers, der gerne ein Glas Wein trinkt. «Aber wenn wir Sport und Fussball als Kulturereignis betrachten wollen, so müssen wir den Alkohol und den Tabak aus den Stadien nehmen!» Blatter geht in diesem Punkt sogar noch weiter als die Polizeidirektoren-Konferenz, die ein Alkoholverbot nur bei Hochrisiko-Spielen fordert.

Vergleich mit Oper

Er, Blatter, habe noch nie gesehen, dass in der Oper oder im Theater geraucht und getrunken werde. «Wir müssen uns jetzt in den Stadien ein bisschen erheben – und damit aufhören.» Diese knallharte Forderung erhebt er ausgerechnet an der Gala des Branchenverbandes des Waliser Weins.
http://www.blick.ch/sport/fussball/kein ... 37264.html" onclick="window.open(this.href);return false;
Sepp Blatter, berühmt für wegweisende Visionen,
http://www.welt.de/sport/fussball/artic ... adion.html
wartet hier mit einem einleuchtenden Vergleich wie auch brilliantem Vorschlag auf, aufgrunddessen all die aktuellen, leidigen Diskussionen sich erübrigen dürften. Eine kleine Einschränkung vorweg: Freiluftkonzerte wie -opernaufführungen hat der Fifa-Präsident offensichtlich noch nicht besucht. Denn dabei sind/waren Alkohol- wie Tabakgenuss auch während der Aufführung nicht ungewöhnlich.

Nichtsdestotrotz, die Gedanken des Schweizer Kulturphilosophen sind konsequent auszubauen: Es ist auf festliche Kleidung - Anzug und Abendkleid - zu achten. Nicht zu vergessen, Mäntel und Jacken sind an der Garderobe abzugeben! Die Besucher haben ihre Plätze (selbstverständlich Sitzplätze ausschließlich) zeitig vor Spielbeginn einzunehmen. Im Falle der Verspätung haben sie bis zur Halbzeitpause zu warten, es denn, es stehen noch Plätze in einer Seitenloge zur Verfügung.

Missfallenskundgebungen und Gesänge, auch laute Gespräche sind grundsätzlich zu unterlassen. Erwünscht ist nur Beifall nachträglich, wenn das Spiel eigens dafür unterbrochen ist, um nicht die Künstler aus dem Konzept zu bringen. Das Publikum kann aber in den Beifallspausen die Mannschaften auffordern, besonders gelungene Spielzüge zu wiederholen. (sog. Zugabe)

Beachtlich sind auch Blatters Vorschläge, andererseits dem herkömmlichen Konzert- und Opernbetrieb nach dem Vorbild von Sportevents neue Einnahmequellen zu erschließen, um der kaum noch finanzierbaren Subventionen Herr zu werden. Gedacht ist zunächst an Banden- und Künstlertrikotwerbung, die Präsentation von musikalischen Werbespots während der Pausen......
Mer werde gewinne

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ewigfan
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Re: 12.12.

Beitrag von ewigfan »

KPD hat geschrieben:
Soccer_Scientist hat geschrieben:Oh, Mann..... :roll:
Als schlechte Sachen erachtet Blatter auch Alkohol und Tabak in den Stadien. Alles an seinem Platz, so das Credo des Oberwallisers, der gerne ein Glas Wein trinkt. «Aber wenn wir Sport und Fussball als Kulturereignis betrachten wollen, so müssen wir den Alkohol und den Tabak aus den Stadien nehmen!» Blatter geht in diesem Punkt sogar noch weiter als die Polizeidirektoren-Konferenz, die ein Alkoholverbot nur bei Hochrisiko-Spielen fordert.

Vergleich mit Oper

Er, Blatter, habe noch nie gesehen, dass in der Oper oder im Theater geraucht und getrunken werde. «Wir müssen uns jetzt in den Stadien ein bisschen erheben – und damit aufhören.» Diese knallharte Forderung erhebt er ausgerechnet an der Gala des Branchenverbandes des Waliser Weins.
http://www.blick.ch/sport/fussball/kein ... 37264.html" onclick="window.open(this.href);return false;
Sepp Blatter, berühmt für wegweisende Visionen,
http://www.welt.de/sport/fussball/artic ... adion.html
wartet hier mit einem einleuchtenden Vergleich wie auch brilliantem Vorschlag auf, aufgrunddessen all die aktuellen, leidigen Diskussionen sich erübrigen dürften. Eine kleine Einschränkung vorweg: Freiluftkonzerte wie -opernaufführungen hat der Fifa-Präsident offensichtlich noch nicht besucht. Denn dabei sind/waren Alkohol- wie Tabakgenuss auch während der Aufführung nicht ungewöhnlich.

Nichtsdestotrotz, die Gedanken des Schweizer Kulturphilosophen sind konsequent auszubauen: Es ist auf festliche Kleidung - Anzug und Abendkleid - zu achten. Nicht zu vergessen, Mäntel und Jacken sind an der Garderobe abzugeben! Die Besucher haben ihre Plätze (selbstverständlich Sitzplätze ausschließlich) zeitig vor Spielbeginn einzunehmen. Im Falle der Verspätung haben sie bis zur Halbzeitpause zu warten, es denn, es stehen noch Plätze in einer Seitenloge zur Verfügung.

Missfallenskundgebungen und Gesänge, auch laute Gespräche sind grundsätzlich zu unterlassen. Erwünscht ist nur Beifall nachträglich, wenn das Spiel eigens dafür unterbrochen ist, um nicht die Künstler aus dem Konzept zu bringen. Das Publikum kann aber in den Beifallspausen die Mannschaften auffordern, besonders gelungene Spielzüge zu wiederholen. (sog. Zugabe)

Beachtlich sind auch Blatters Vorschläge, andererseits dem herkömmlichen Konzert- und Opernbetrieb nach dem Vorbild von Sportevents neue Einnahmequellen zu erschließen, um der kaum noch finanzierbaren Subventionen Herr zu werden. Gedacht ist zunächst an Banden- und Künstlertrikotwerbung, die Präsentation von musikalischen Werbespots während der Pausen......
doch, da könnte einiges gehen! ich bin aber im reigen dieser neuerungen eher dafür die musikalisch-kulturelle seite her im zentrum der funktionäre anzuwenden und ihnen gehörig den marsch zu blasen, solange sie noch einem zausel wie blatter folgen.
ewig währt am längsten!

!!! E G A L !!! A N G R I E P E N !!!

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Senf
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Re: 12.12.

Beitrag von Senf »

Soccer_Scientist hat geschrieben:Ist jemandem das "Verräter" in Offenbach aufgefallen?
Das ist ziemlich untergegangen.

Andere Sachen, im positiven wie im negativen Sinne, jedoch nicht, wie auf diesem St. Pauliaffinen Blog zu lesen ist:
http://afterchangeswearemoreorlessthesa ... estkultur/" onclick="window.open(this.href);return false;
>>unsere Existenzen sind reine Unterhaltungsmechanismen...<<

Godzilla77
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Re: 12.12.

Beitrag von Godzilla77 »

Apropos Untergegangen: War letzten Samstach in Leverkusen. Da gab es in der zwoten HZ minutenlang einen ziemlich harschen Wechselgesang zwischen dem HSV-Steh und dem Bayer-Steh. "Scheiß DFB!"
Muss sagen dass ich selten so einen geilen, lauten Wechselgesang gehört habe. Die Leverkusener Schuhschachtel wurde gemäß gerockt.
Konnte dann aber keine Berichte in der Glotze sehen. Wurde das gewürdigt? Oder durfte das TV nicht berichtet?

Die neue Masche die Tribünen-Pupser gegen die Steh-Fans auszuspielen ist zumindest im sog. "öffentlich-rechtlichen" TV ja immer offensichtlicher. Scheinen ja auch einige Dummwaffeln ( Mainz, Braunschweig, Dortmund - jeweils nur ein paar Hundert, aber halt einige sind es ) den Fußballkaputtmachern auf den Leim zu gehen.

Ach so. Für alle die das DFL-Papier nicht gelesen haben ( wie einst bei "Mein Kampf" die Meisten ), die Hürde zwischen RL und 3.Liga wird damit so hoch gesetzt, daß es für Vereine wie den unseren ohnehin völlig obsolet ist sich mit Aufstiegsgedanken zu tragen. Wie sollte ein VfB, nur ein Beispiel, eine Videoanlage für ca. 250.000 Euro finanzieren, welche für alle Spiele mit mehr als 500 Zuschauern vorgeschrieben ist? Von Flutlicht red ich jetzt mal nicht. Nach den Vorgaben des DFL-Papiers wäre das MWS ohnehin ein komplettes Streichergebnis.
...ceterum censeo BSV SW Rehdinem esse delendam.

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Sascha12
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Re: 12.12.

Beitrag von Sascha12 »

Zurück zum “Humba Tätäräää!”

Und jetzt Stimmung bitte!Der Stimmungsprotest "12:12" hat Wirkung gezeigt.



Die Macht der Stille führt auf beeindruckende Weise vor Augen, was passiert, wenn in deutschen Fußballstadien die Kurve ihre Stimme verliert.

Eine Stimme, die niemand hören wollte, als über sie abgestimmt wurde. Auch darauf zielt der Protest, mit dem sich bis zum 12. Dezember beinahe alle Stadionbesucher solidarisiert hatten.

Diese enddatierte Solidarität offenbart jedoch nicht nur eine erstaunlich kurze Halbwertszeit, sie schlägt nun auch um in offene Antipathie gegenüber den Initiatoren des Protests. Zurück zur Stimmung! Jetzt sofort und nach der Winterpause sowieso!

Bespaßung einer Spaßgesellschaft

Die Dortmunder Profis baten bereits in einem offenen Brief an die Fans, den Protest einzustellen und im Block endlich wieder abzudrehen. Und zwar "lautstark". Natürlich. Aber dann bitteschön auch noch "bedingungslos".

Doch mit welchem Recht wird Bedingungslosigkeit durch jene eingefordert, die in hochdotierten Vertragsverhandlungen ihre "Vereinsliebe" durchaus gerne an zahlreiche monetäre Bedingungen knüpfen?

Mit welchem Recht wird Bedingungslosigkeit von jenen eingefordert, die ihr Leben, ihre Leidenschaft und nahezu jeden Cent in eigenfinanzierte Choreografien stecken und denen kein Auswärtsspiel zu weit, kein Weg für die Unterstützung des Teams zu mühsam ist?

Mit welchem Recht wird Bedingungslosigkeit eingefordert, wenn die einzige Bedingung im Wunsch nach Wertschätzung durch einen Dialog auf Augenhöhe besteht? Stimmung und Leidenschaft sind eben keine Selbstverständlichkeit, die im Ticket für das Erlebnis-Event "Stadionbesuch" eingepreist ist. Der Tifo dient nicht der Bespaßung einer Spaßgesellschaft.

Wer protestiert, hat einen Grund

Nach der kurzlebigen Solidarität jetzt also plötzliche Wut auf die Ultras. Ganz so, als ob der Protest nie auch mit einem Ziel verknüpft gewesen wäre.

Mit dieser widersinnigen Interpretation des Protestierens würden sich Castor-Demonstrationen stets in jenem Moment in Wohlgefallen auflösen, in dem das Ding auf die Gleise rollt. Atomkraft-Gegner hätten fröhlich lachend die Segel gestrichen, nachdem Schwarz-Gelb den Ausstieg aus dem Ausstieg bekannt gegeben hatte. Doch die Proteste blieben standhaft, denn sie hatten ein konkretes Ziel.

Das hat auch "12:12". Und dieses Ziel beinhaltete nicht etwa einen Persilschein für pyromanische Exzesse, es fordert keine Straffreiheit für Gewalttäter oder Freibier für Ultras. Es geht in erster Linie um die Forderung nach einem ernsthaften Dialog zwischen DFL und Vertretern der aktiven Fanszene.

Gemeinsam sollen jene Unsicherheiten speziell zu Ticket-Kontingentierung, Kollektivstrafen, Einlasskontrollen und Risikospiel-Klassifizierung ausgeräumt werden, die das Sicherheitskonzept in vagen Formulierungen erst erschaffen hat und die bei weitem nicht nur Ultras betreffen.

Macht eure Stimmung doch selbst!


Dieses legitime Ziel wurde nicht erreicht. Wieso also sollte der Protest mit einer Rückkehr zum lautstarken "Humba, Humba, Humba Tätäräää!" jetzt einfach beendet werden?

Weil’s nervt, meinen die Gegner des Protests. Und da man’s grad so schön billig bekommt: Weil Ultras nerven.

Doch weitaus mehr nervt die dreiste Forderung nach stimmungsvollem Rambazamba, nach dem gewohnten Bild aus Schwenkfahnen, Doppelhaltern, Schalparaden und Choreografien sowie einem Klangteppich aus Wechselgesängen, Klatscheinlagen, Liedern und Sprechchören.

Dabei besteht doch kreative Handlungsfreiheit. Wer diese Art der Atmosphäre um jeden Preis konsumieren möchte, darf sie auf Haupttribüne und Gegengerade gerne selbst produzieren und damit den Protest auf ebenso demokratische Weise konterkarieren.

Protest gegen den Protest

In einigen Fällen wurde das auch versucht. Ob die dünne Klangbrühe allerdings die geballte Akustik des Kurvenkerns ersetzt? – Wohl kaum. Daran werden auch Klatschpappen und Sponsoren-Fähnchen nichts ändern.

Ohnehin wird diese "Alternative" zum Tifo der Ultras nur von kurzer Dauer sein, weil Klatschen, Hüpfen, Schreien und Singen mit der Zeit doch recht anstrengend ist. Es ist ein Ausdruck des Protests gegen den Protest: "Ultras raus! Es geht auch ohne euch!".

Eine Fehleinschätzung, über die man noch lautstark lamentieren wird, wenn es ohne aktive Fanszene mal ganz leise wird im weiten Rund.

Es ist eben schwer, von jemandem das Singen einzufordern, dem man zuvor den Mund verboten hat.

Euch allen ein stimmungsvolles Weihnachtsfest,

Michael Wollny

Twitter: @Michael_Wollny



Quelle: http://de.eurosport.yahoo.com/blogs/abg ... --spt.html" onclick="window.open(this.href);return false;
90+1
Oldenburg wie ein wütender Bulle, dem man die Eier eingeklemmt hat. Tritt aus, galoppiert nach vorne, schnaubt, spuckt, will vernichten. Regionalliga Nord – Rodeo von der Küste.
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Schwede
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Re: 12.12.

Beitrag von Schwede »

Es ist eben schwer, von jemandem das Singen einzufordern, dem man zuvor den Mund verboten hat.
Starker Satz! Wie auch der Rest des Textes.
Gegen jegliche Gewaltaffinität in der Fanszene.

der neue cody
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Re: 12.12.

Beitrag von der neue cody »

die entscheidenden punkte aber verfehlt der text. unterschwellige konflikte zwischen normalfans und ultras brodeln mancherorts seit jahren - bei manchen vereinen schwach, bei anderen deutlicher.

vereinzelt haben sich vorbehalte gegen die dominanz der ultras im stadion aufgebaut - und der wunsch, diese zu kippen bzw das aufftreten der ultragruppen zu verändern. diese brüche - die sicher nicht überall, aber doch hier und da vorhanden sind - versuchen verbands- und vereinsoffizielle nun auszunutzen, schamlos zugegebenermaßen. war der zusammenhalt während der protestaktion noch beeindruckend, wittern diejenigen, die keine starke fanstimme wollen, nun ihre chance.

das kalkül, mit dem auf verlogene weise untetstützung eingefordert wird, ist sicher abstoßend. entscheidend aber sind nun die weiteren entwicklungen innerhalb der fanszenen. wollen ultras ihre ansichten und ihren protest gewaltsam durchboxen, so wie es die dfl tat? das ist der falsche weg. ich hoffe, daß in der ultraszene jetzt nicht wieder diese bockige gegen alles-haltung eintritt, die alle anderen fans schlechtmacht. es liegt jetzt in jeder fanszene an den ultras genauso wie an den nicht-ultras, vernünftigen dialog und möglichst große geschlossenheit aufzubauen - langfristig. ob das überall klappen kann, da habe ich so meine zweifel. schön wäre es natürlich
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Senf
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Re: 12.12.

Beitrag von Senf »

Nordkorea besitzt jetzt Interkontinentalraketen. Was ist bloß aus den guten alten Zeiten geworden, als der Mensch sich noch mit Stöckern bewaffnet gegenüberstand?

Zurück zu leeren, wenig konsumierbaren, oftmals recht stimmungsfreien Stadien. Hauptsache keine Ultras, die mit ihrem Scheiß nerven. Sag ja zum gestern, sag ja zur Steinzeit, verachte das Heute.

Ich denke, bei aller Kritik, die an Ultras geäußert werden kann und auch geäußert werden muss, wird immer noch vergessen dass die "neue" Fankultur nicht bloß ihre Ursache in der "neuen" Fankultur hat, sondern gesamtgesellschaftlichen Ursprungs ist. Neben der Kommerzialisierung des Fußballs (höhere Medienpräsenz, neue Stadien etc), die natürlich auch im gesellschaftlichen Kontext zu sehen ist, hat sich die Fankultur auch durch das Informationszeitalter schneller verändert. Immer schneller setzen sich neue Formen des Ausdrucks in den Kurven durch. Während Fan vor Jahren eine klebrige Match Live durchblättern oder jedes Detail bei ran aufsaugen musste, um zu sehen wie sich die anderen Szenen entwickeln, reicht heute nur ein Blick auf Facebook, Youtube, Twitter etc.. Ideen anderer Szenen werden auch über die Landesgrenzen hin gesehen, adaptiert und verbessert oder kritisiert, geächtet. Viele andere Fans fühlen sich bei dieser schnellen Entwicklung wohl ein wenig auf der Strecke gelassen und nicht mitgenommen, da sie weniger Zeit diesbezüglich investieren (können). Andere wollen es auch gar nicht, da sie ein anders gelagertes Interesse an Fan-und-Stadionkultur haben.

Letztenendes habe ich das Gefühl (wohlgemerkt als Ultra), dass die Ultraszenen versuchen sich diesen Ursachen bewusst zu werden, sich in diesem Kontext einzuordnen und ihn zu hinterfragen. Das klappt mal gut und mal weniger gut und bei einigen Szenen ist manchmal vollkommen daneben. Die mediale Kritik an "den Ultras" verschließt sich diesem oftmals und diskreditiert sich dadurch meistens selbst, indem sie ein starres, tolles Gestern zeichnet. Lieber eine Reichskriegsfahne am Zaun, als ein Banner mit der Aufschrift "Ultras", schwirrt mir bei solch verkürzter Kritik durch den Kopf.
Ähnlich verhält es bei der Kritik vieler Ultras am Schreckgespenst "Moderner Fußball", das seine Ursache im "Modernen Fußball" zu haben scheint.

Die perfideste Polemik, nämlich dass Fußball und Ultras durchaus zusammen passen können, wenn dies, das und jenes zuträfe, lehne ich komplett ab, denn sie negiert dass Ultras überhaupt etwas mit Fußball und Fansein zu tun haben und definiert den "wahren" Fan eben als nicht Ultrà. Es gibt nicht den wahren Fan. Es gibt Ultras, Kutten, Lads, Normalos, Hooligans, Supporters, Eventis, ViPs und wie sie alle heißen oder sich selbst nennen mögen. Unter ihnen allesamt coole Leute, Spinner, Idioten, Arschlöcher, Schüler, Studenten, Malocher usw.

Doch zurück zur 12:12 Geschichte. Ich fand es in erster Linie sehr gut, dass als die Fans und allen voran die Ultras, zunehmend zum Objekt (innen)politischen Interessen geworden sind, sie sich politisierten und organisierten. Durch die Organisation bekamen sie Gehör und kamen aus ihrer Rolle als Spielball heraus und wurden zum Mitspieler. Dies zwar nicht auf der geforderten Augenhöhe aber dennoch klar vernehmbar und nicht mehr zu ignorieren. Auch die Kritik aus den Szenen, die sich nicht der 12:12 Sache angeschlossen haben, ist für mich verständlich und nachvollziehbar. Es bleibt zu hoffen, dass die Populisten wie Schünemann, Friedrich und co sich selbst durch ihre Forderungen ein Ei ins Nest gelegt haben. Es sind an diesem Wochenende die erste Spruchbänder mit der Aufschrift "Keine Stimme für Populisten" in den Stadien (u.a. in Dortmund) aufgetaucht. Die Fußballszene wurde durch das Sicherheitspaket, hoffentlich nachhaltig, politisiert und der Weg des Fans vom Untier aus Käfighaltung hin zum mündigen, politisch und demokratisch agierenden Bürger scheint gangbar geworden zu sein. Auch wenn Szenen wie Lev es nicht einsehen: Mit 12:12 wurde das erste Mal gesellschaftlich wahrnehmbar Politik aus der Kurve gemacht, die zum einem wirkungsvoll war und zum anderem die besseren Argumente auf ihrer Seite hatte. Obschon das leicht utopische Ziel der Verhinderung des Sichheitspapiers verfehlt worden ist, so wurde für die Zukunft weitaus mehr gewonnen, was jetzt nicht im Klein-Kein-dumm-dümmer geschmälert werden sollte.
>>unsere Existenzen sind reine Unterhaltungsmechanismen...<<

Reg
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Re: 12.12.

Beitrag von Reg »

Das ist doch nichts anderes, als auf intellektuelle Weise um ein weiteres Mal jeglicher Kritik am Weltbild und Verhalten der Ultras aus dem Weg zu gehen. Ich habe in all den Jahren nicht ein einziges Mal etwas gelesen, wo von eigener Seite etwas an dem als der „einzig richtige Weg“ vorgegebenen Verhaltenskodex an Kritik angenommen wurde. Die ganze Kommerzsoße kotzt mich auch an, aber Old-School-gleich-Reichskriegsflagge-Argumentationen … Das ist doch nicht Dein Niveau.

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Senf
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Re: 12.12.

Beitrag von Senf »

Hi Reg,
ich persönlich kann der „Kommerzsoße“ auch positive Faktoren abgewinnen. Ja, natürlich nervt mich persönlich das Werbebombardement, der Fanartikelfirlefanz ein wenig und dass einige Vereine auf Grund des Wettbewerbdrucks ihre Segel haben /werden streichen müssen finde ich etwas schade. Auch der Fokus der Medien macht gerne aus einer Mücke einen Elefanten, dennoch hat sich durch die Kommerzialisierung einiges verbessert. Die Stadien sind stimmungsvoller geworden, das Publikum vielschichtiger und auch Rassismus ist weitestgehend einer bunten, vielfältigen Fanszene gewichen. Ich finde mittlerweile einen Stadionbesuch heutzutage besser, als noch in den Neunzigern und das trotz und sogar wegen der ollen Kommerzialisierung (die eigentlich nichts weiter beschreibt als eine Konsumierbarmachung innerhalb der Kapitalistischen Regeln unseres gesellschaftlichen Systems).

Für mich sind Dinge wie „Ultras nerven“, „Ultras haben nichts mit Fußball zu tun“ oder „Früher war alles besser“ keine inhaltliche Kritik, sondern Stammtischniveau. Wenn dies, wie du es scheinbar zu meinen scheinst, jegliche Kritik an den Ultras wäre, ist es um die Kritik an „den Ultras“ nicht gut bestellt. Nein, sie findet dann inhaltlich gar nicht statt. Denn die Ultras wurden nicht, wie von wilden Verschwörungstheoretikern behauptet, von riesigen Raumschiffen aus Raumsektor Omicron 7 plötzlich auf die Stehtrafersen gebeamt, sondern sind das Ergebnis von vielen (gesellschaftlichen) Entwicklungen und auch immer in diesem Kontext zu kritisieren. Ultragruppen sind nicht ohne Grund in allen Stadien präsent und prägen das Bild der Kurven. Was für mich auch Indiz dafür ist, dass viele Ultragruppen innerhalb des Gesamtgeschehens gut funktionieren bzw. funktionierende Mechanismen entwickelt haben, die ihren Aufstieg ermöglichten.

Jetzt zum Punkt „Mit denen kann man eh nicht reden und sie nehmen keine Kritik an, verharren in ihrem starren Weltbild und machen ja eh das, was sie wollen“. Das ist aus meiner Sicht oftmals ein halbwegs eleganter Schachzug, um nicht mit jemanden reden zu müssen, um sich selbst nicht in die Lage oder Positionen hineinzuversetzen, weil dies ja per se unmöglich sein soll. Diese Hardliner Position wird zwar auch von einigen Ultras gepflegt ist dort aber, wie viele offene Disskusionsabende, Fantage etc. in vielen Fanszenen zeigen, stark rückläufig. Letztendlich möchte ich festhalten, dass solche Hardliner leider auf allen Seiten zu finden sind. Sei es bei „den Ultras“, den Verbänden, den Vereinsfunktionären oder den übrigen Fans...

Und kommen wir zum letzten Punkt, nämlich zur Polemisierung der polemisierenden Kritik an der Polemik. Ja, früher hingen Reichskriegsflaggen in vielen Stadien. Das kann niemand leugnen. Deshalb sage ich auch und das vollkommen zurecht, dass es früher eben nicht besser war. Jedoch hat das weniger was mit Oldschool (wenn Reichkriegsflaggen für dich Oldschool sind, nehme ich es auch gerne zurück), als mit der damaligen gesellschaftlichen Entwicklung zu tun. Auch damals gab es schon Leute die sich dagegen gewehrt haben und sich erst durch die Veränderungen im Fußball und der Gesellschaft dagegen durchsetzen konnten. Dass sie sich durchgesetzt haben, finde ich gut.
>>unsere Existenzen sind reine Unterhaltungsmechanismen...<<

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