Jugendcoaching und Trainingsspiele

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danielacritterschwester
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Jugendcoaching und Trainingsspiele

Beitrag von danielacritterschwester »

Ich glaube, das Thema gibt es hier noch nicht und vielleicht gibt es ja Interesse. Ich besitze tonnenweise Material und ich würde es schade finden, wenn es bei mir vorsichhin welkt. Ich bin selbst keine Jugendtrainerin, aber bin sicher, der eine oder andere betätigt sich auch in diesem Forum. Mir persönlich hat das Material viel gebracht, da es mir ermöglicht das Spiel besser zu verstehen und Dinge zu beachten, die mir vorher gar nicht aufgefallen sind.

Vielleicht hat der eine oder ander auch noch ergänzende Vorschläge. Ich lese soetwas immer recht gerne, auch wenn ich keinen praktischen Nutzen davon habe.
Leider kann ich keine Grafiken posten, darum versuche ich die Übungen so gut es geht zu beschreiben.
Und Verzeihung für den Fall, dass Ihr die eine oder andere Übung vielleicht schon kennt.

Fangen wir doch mal mit der 'Seele des Fußballspiels' (Sylvia Neid) an, dem Passspiel.

1. Grundlagen der Ballkontrolle
Die eins-zu-eins Passspielübung ist ja jedem bekannt. Hier nun eine etwas andere Variante. Es stehen einem 'Spielmacher' zwei Spieler gegenüber, die ihm abwechselnd den Ball zuspielen. Dabei ist zu beachten, dass Person 1 und 2 nicht auf der Linie stehen bleiben, sondern dem Ball entgegenlaufen. Nach drei Minuten übernimmt Person 1 oder 2 die Position des Spielmachers.

2. Nun wird es etwas schwieriger
Diese Übung ist ziemlich schnell und laufintensiv und eher für etwas ältere Kinder geeignet. Wie gehabt passt Person 1 den Ball dem Spielmacher zu, läuft nun jedoch zur anderen Seite, umrundet den Spielmacher und läuft zurück zur Ausgangsposition. In der Zwischenzeit passt der Spielmacher zu Person 2, die zurückgibt und auch losläuft. Person 1 sollte nun wieder zur Stelle sein und den Ball annehmen können und das Ganze beginnt von vorne. Wenn es zu schnell und kräfteraubend wird, kann man den Spielmacher anweisen, den Ball erst zurückzugeben, wenn ihn der Spieler umrundet hat. Auch hier wird der Spielmacher nach drei Minuten gewechselt.

3. Jetzt ein kleines Spielchen?

Gespielt wird 3v3 auf einem kleinen Feld (15x15m) mit Mittellinie. Es gibt zwei Tore ohne Torwart. Die Teams bleiben in ihrer Hälfte. Jedes Teammitglied muss mindestens einmal an den Ball kommen, bevor ein Torschuß erlaubt ist. Der Ball darf nicht anhalten, sonst bekommt ihn der Gegner. Kann das ballführende Team sich zur Mittellinie vorarbeiten? Wie verteidigt das gegnerische Team? Blocken sie die Balle? Kontrolieren sie danach das Spielgerät? Stellt sich einer an die Mittellinie um Bälle abzufangen?


Das waren nun drei von vielen, vielen weiteren Übungen. Anbei bekomme ich immer Youtubevideoclips, die nach den Trainingseinheiten zur Vertiefung des Gelernten eingesetzt werden. Die Kinder lieben das.
Mir ist nun klar, dass beispielsweise ein TV Munderloh nicht die Vorraussetzungen und das Equipment eines englischen Fußballinternats oder einer Bundesligajugendabteilung hat, aber vielleicht gibt es ja andere Möglichkeiten sich sowas mit den Knirpsen anzuschauen. Es soll total gut für das Verständins und auch für das Teamgefühl sein. Vielleicht könnte man ein Videonachmittag einrichten oder so. Notfalls tut es ja auch ein Labtop. Man muss dann nur ein wenig zusammenrücken.

Hier ist eines meiner Lieblinge und passt ( :wink: )zum Thema:

Regeln für den Ballbesitz
- arbeite mit Richtungswechsel
- variiere die Ballberührungen
- finde freie Räume
- arbeite mit langen und mit kurzen Zuspielen
- spiel in freie Räume oder zu Mitspielern
- wenn es nicht weitergeht, Rückzüge sind keine Schande.


http://www.youtube.com/watch?v=u5wo1TsMYpw

Und zum Schluß noch was zum genießen:

http://www.youtube.com/watch?v=etS3cW58lCo

Viel Spaß! :)
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Roberto
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Re: Jugendcoaching und Trainingsspiele

Beitrag von Roberto »

guter Thread!

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danielacritterschwester
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Re: Jugendcoaching und Trainingsspiele

Beitrag von danielacritterschwester »

So, hab noch mal ein wenig gewühlt und noch mal was zusammengestellt.

Das ist so nett anzuschauen, dass ich es Euch nicht vorenthalten wollte. Nochmal eine Passübung mit dem Hinweiß, dass man besonders bei jungen Spielern auf ein einfaches Zuspiel achten sollte.
Und man sollte nach Möglichkeit eine Wettkampfsituation herstellen. So lernen die Kinder am besten, da die Motivation und Konzentration höher ist. Also, bei Fehlern wird ausgeschieden, ohne den Kreis zu verengen oder man bildet zwei Mannschaften und läßt die gewinnen, die am längsten fehlerfrei gespielt hat oder in einer vorgegebenen Zeit die meißten Pässe geschafft hat.


Ein wenig Taktik?
Nun wirds ein wenig kompliziert zu beschreiben, darum werde ich doch mal eine Graphik bemühen. Kann sie ja wieder rausnehmen, sollte es Ärger geben:


Besonders bei sehr jungen Spielern ist es so, dass sie die Neigung zeigen, ihre Positionen zu verlassen und zum Ball laufen. Diese 'Rudelbildung' lässt natürlich Lücken in der Abwehr entstehen, die durch etwas Know-how und Übung ausnutzen lassen. Die Frage ist nun, wie lässt sich das verhindern und die Antwort lautet: mit ein bisschen theoretischen Taktikwissen. Bitte aber nicht erwarten, dass gerade Eure Kinder sofort diese Taktiken verstehen und umsetzen können, aber Ihr selbst könnt durch Zurufe Eure Spieler auf die Strategien des gegnerischen Angriffs hinweisen und ihnen die Positionen zuweisen.
Und wer weiß, vielleicht fällt ja bei dem einen oder anderen der Groschen früher als beim Gegner.


Bild

In dieser Situation beispielsweise haben die Spieler D1 und D2 jeweils einen Gegner zu decken. D3 steht auch bei einem Mann, hat aber noch die Option den Ball abzufangen, sollte er durch die Abwehrkette zwischen D1 und D2 gelangen. Der Gegner, der von D3 gedeckt werden soll, müsste den Abwehrspieler überholen und in eine richtige Position gelangen, um gefährlich werden zu können. Das ist recht unwahrscheinlich. D4 deckt den linken Flügel und braucht nicht so nah am Mann zu stehen, da bei einem Anspiel der Ball einen weiten Weg zurücklegen muss und genug Zeit ist Positionen zu verändern.

So, ich glaube, dass sollte für heute genügen.
Nächstes Mal gibt es wieder ein paar Spiele.

Zum Abschluss aber dann doch noch mal die sechs Fußballtodsünden
NIEMALS....
1. den Ball stoppen und stehen bleiben
2. sollte der Torwart bei einem Angriff auf der Linie stehen bleiben(immer dem Ball entgegen gehen notfalls zurücklaufen)
3. unbewegt auf einen Pass warten (immer dem Ball entgegenlaufen)
4. mit dem Schiri streiten
5. bei Einwürfen die Füße vom Boden heben
6. mit den Eltern, Zuschauern, Fans streiten...

...also so nicht...
:wink:
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Juri
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Re: Jugendcoaching und Trainingsspiele

Beitrag von Juri »

danielacritterschwester hat geschrieben: Ein wenig Taktik?
Es sollte darauf geachtet werden, dass man wirklich nur taktische Grundsachen lehrt. Die jungen Spieler sollen die Welt auf dem Feld nach und nach selbst erkunden und erfahren, und dabei nicht schon in frühen Jahren in Muster gezwängt werden. Ausgeprägtes Taktiktraining erst frühestens in der C- Jugend!
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danielacritterschwester
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Re: Jugendcoaching und Trainingsspiele

Beitrag von danielacritterschwester »

Ein wichtiger Einwand und ich sehe das im Prinzip auch so. Abgesehen davon, dass man die Knirpse sehr leicht überfordert, da sie einfach noch nicht die Reife haben und so vielleicht die Lust am Fußball verlieren können.

Was ich vergaß anzumerken, ist, dass du aber als Trainer über Raum- und Manndeckung und Stellungsspiel bescheid wissen und Hilfestellungen vom Spielfeldrand geben solltest. Wie geschrieben, möglicherweise macht es dann irgendwann Klick im Team.
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danielacritterschwester
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Re: Jugendcoaching und Trainingsspiele

Beitrag von danielacritterschwester »

Zum Thema Umgang mit sehr jungen Spielern und Disziplinproblemen

Wenn sehr junge Spieler den Trainer 'ärgern', könnte das nach meinem Material verschiedene Ursachen haben. Um das zu verhindern sind einige Dinge der eigenen Trainingsmethoden in Frage zu stellen.
1. Bin ich zu streng? Das schafft kein produktives Lernklima. Außerdem kann es bei den gewitzteren unter den Spielern zu Trotzverhalten kommen.Wer bei jeder Kleinigkeit rumbrüllt, wird irgendwann nicht mehr ernst genommen.
2. Sind meine Übungen zu statisch und nicht spannend genug? Die lieben Kleinen wollen nicht in einer Reihe lange auf ihren Einsatz warten. Lieber ein Spiel mit Wettkampfcharkter, das macht nicht nurmehr Spaß, sonder macht die Spieler engagierter und konzentrierter.
3. Sind die Übungen, die ich von meinen Spielern verlange altersgerecht? So haben viele Kinder bis 10 Jahren nicht die Fähigkeit ihre Fußgelenke seitwärts zu biegen, was die Schußgenauigkeit einschränkt. Außerdem sind junge Kinder egozentrisch und wollen den Ball nicht abgeben, weil sie glauben, ihn nicht wieder zurück bekommen. Eine besondere Herausforderung ist es ein besonders talentiertes und ehrgeiziges Kind zu trainieren. So ein Kind ist nicht immer ein Segen für das Team. Auch wenn die persönlichen oder vereinsbedingten Möglichkeiten im technischen, spielerischen Bereich sich hier vielleicht schnell erschöpfen, besteht immer noch die Möglichkeit etwas sehr, sehr wichtiges zu vermitteln: Fußball sollte nicht das Forum für eine Selbstdarstellung sein, sondern ist ein Teamsport, in dem man nur zusammen gewinnen und verlieren kann. Genau das ist die Schönheit des Spiels:
http://www.youtube.com/watch?v=C7UTQ4s5LIs

Hab jetzt leider keine Zeit mehr. Nächstes mal gibt es aber wirklich, wirklich wieder ein Spiel!
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Juri
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Re: Jugendcoaching und Trainingsspiele

Beitrag von Juri »

danielacritterschwester hat geschrieben: 3. Sind die Übungen, die ich von meinen Spielern verlange altersgerecht?
Ein sehr wichtiger und oftmals unterschätzter Punkt. Viele Kinder haben oftmals einen Elternteil als Trainer, das vielleicht vor 1- 2 Jahrzenten in der 2. Kreisklasse Oldenburg Land gekickt hat. Das Engegement ist grundsätzlich auch gut und lobenswert. Allerdings ergeben sich daraus oftmals fatale Folgen, da der Trainer das Training auf seinen Erfahrungen aufbauend organisiert. So müssen die Kinder häufig ein reduziertes Erwachsenentraining absolvieren. So soll es tatsächlich noch Trainer geben, die zu Trainingsbeginn erst einmal laufen lassen.

Das Hauptproblem erklärt sich dabei von selbst. Kinder sind keine Erwachsenen. Kinder haben sowohl körperlich als auch geistig vollkommen andere Ansprüche und Bedürfnisse. Erwachsene interpretieren diese Bedürfnisse oftmals falsch und denken, dass der Erfolg an oberster Stelle steht und richten alles auf den Erfolg aus.

Jeder wird die wild rumspringenden und herumbrüllenden Trainer und Eltern schonmal bei irgendeinem Jugendspiel gesehen haben. Auch wenn diese ganzen Zurufe prinzipiell vielleicht ganz nett gemeint sind, werden die Kinder dadurch unter Druck gesetzt. Oftmals wird dadurch die Spielfreude unterdrückt und nur noch versucht, keine Fehler zu machen.

Die meisten Kinder wollen zwar auch gewinnen, aber wie ich auch vermute hauptsächlich etwas anderes, nämlichen den Ball haben und kicken. Wild in der Gegend rumrennen und Tore schießen. Also muss das Training schonmal so aufgebaut sein, dass eigentlich alles mit Ball gemacht wird. Es heißt ja nunmal auch Fussball. Alles muss so aufgebaut sein, dass jeder Spieler möglichst viele Ballkontakte hat. Also möglichst kleine Felder nutzen. Und da jeder gerne den Ball ins Netz hämmert, brauch man Tore, damit möglichst viele Erfolgserlebnisse geschaffen werden können. Dabei sollte man immer darauf achten, dass man bei jedem Kind die individulle Leistungssteigerung bemerkt und auch lobt.

Nur so als Ergänzung.
Magdeburg sehen und sterben.

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