VfB Oldenburg 4.0

Die Fußballabteilung und der Gesamtverein

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Bellheimer
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VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von Bellheimer »

Die Fans sind das wertvollste K a p i t a l des Vereins - so heißt es in meinem Buch, das gerade erschienen ist:

„VfB Oldenburg 4.0 - Tradition trifft Moderne.“

Aus diesem Grunde informiere ich zunächst Euch darüber, worum es inhaltlich geht, noch bevor die Öffentlichkeit davon erfährt:

Warum ist der VfB ein Traditionsverein?
Warum kämpfen gerade Vereine mit ruhmreicher Vergangenheit immer wieder mit finanziellen Problemen?
Welche Fehler hat der VfB Oldenburg gemacht?
Welche Strategien führen in eine nachhaltige Zukunft des Vereins?
Wie findet er den richtigen Trainer?
Wie entwickelt er ein „Winning-Team“?

Ich verstehe mein Buch als Liebeserklärung an „unseren“ VfB und plädiere für eine Vereinspolitik, die auf Entwicklung und Nachhaltigkeit setzt. Ich freue mich auf eine Diskussion mit Euch über den bestmöglichen Weg der „Blauen“ in eine erfolgreiche Zukunft.

Michael Kalkbrenner

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Dino
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von Dino »

Lieber Michael,

wenn Du uns noch mittelst, wie und wo man Dein Buch bekommen kann (ich vermute mal als E-Book?), will ich es gerne lesen und meine Meinung dazu sagen.
Eins noch: Deine Ankündigung kam etwas (sehr) überraschend und könnte den Eindruck erwecken, Du wolltest eine Art Abrechnung mit der gegenwärtigen Vereinsführung und -politik öffentlich machen oder Dich - sozusagen öffentlich - um eine Führungsposition beim VfB bewerben. Als Sidka-Nachfolger?

Etwas mehr „Katze aus dem Sack“ wäre m. E. gut und sinnvoll. Und sei es nur um Missverständnisse zu vermeiden.

Ansonsten beste Grüße
Dino
„Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“
(Albert Camus)

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BöllerB
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von BöllerB »

Es scheint sich wohl um ein Book on demand Buch bei Amazon zu handeln, wenn ich das richtig sehe.


https://www.amazon.de/VfB-Oldenburg-4-0 ... 3758300363

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Dino
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von Dino »

So, ein paar Clicks später. Michaels neues Buch „VfB 4.0“ gibt es bisher als Taschenbuch im Eigenverlag (BoD - Books on Demand). Es kostet € 14,80. Als E-Book habe ich es nicht gefunden. Man wird das Buch vermutlich im Buchhandel bestellen müssen, da es im normalen Sortiment wohl nicht vorhanden sein wird.
Michael hat schon vor einiger Zeit ein Buch unter dem Titel „Mein Leben mit dem Fußball“ im gleichen Verlag veröffentlich, in dem er u. a. über seine Zeit als Spieler und als Führungskraft beim VfB erzählt. Ein durchaus interessantes und informatives Buch für Menschen mit VfB-Bezug.
Ich werde mir das neue Buch besorgen und - wenn ich es gelesen habe - hier etwas darüber schreiben.
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Schwede
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von Schwede »

Das Buch ist zum Beispiel bei Buch Brader online vorstellbar. Lieferzeit 5 - 7 Tage.

In diesem Sinne: Support your local Taschenbuch-Dealer. Wo auch immer ihr wohnt. :)
Gegen jegliche Gewaltaffinität in der Fanszene.

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Oldenburger79
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von Oldenburger79 »

Was ist denn der VfB 4.0?

Was ist mit 1.0, 2.0 und 3.0 passiert?

Bellheimer
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von Bellheimer »

Hallo Dino,

danke für Deine prompte Reaktion.

Weder strebe ich irgendeine Aufgabe beim VfB Oldenburg an noch geht es mir um eine „Abrechnung“ mit der aktuellen Vereinsführung. Im Gegenteil haben die derzeit Verantwortlichen den VfB in ein ruhiges Fahrwasser geführt und mit dem Aufstieg der Mannschaft in die 3. Liga einen historischen Erfolg erzielt. Trotzdem hat der VfB (vor allem in der Vergangenheit) Fehler gemacht, die ich beschreibe. Damit sich solche Fehler nicht wiederholen, stelle ich eine nachhaltige Entwicklung des Vereins zur Diskussion. Im Übrigen beschreibe ich im ersten Teil des Buches ausführlich alle großen Erfolge des VfB bis zum heutigen Tage.

Gerade weil mir der VfB eine Herzensangelegenheit ist, habe ich dieses Buch geschrieben. Ich habe den Verein als Fußballprofi, Vorstandsmitglied, Geschäftsführer, Manager, sportlicher Leiter und Fan kennengelernt und bin mit ihm wiederholt in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Aus diesem Grunde beschreibe ich nicht nur die magischen Momente des Fußballs beim VfB, sondern erlaube mir auch einen kritischen Blick mit der Erfahrung von insgesamt fünf Aufstiegen in die zweite Bundesliga.

Der schnellste Weg zum Buch führt über meinen Verlag BoD - Books on Demand in Norderstedt, ist aber auch über den üblichen Buchhandel zu bekommen. Da jedes Buch just in Time gedruckt wird, braucht die Lieferung immer einige Tage. Als eBook wird das Buch auch erhältlich sein.

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Dino
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von Dino »

Danke, ich glaube, das war eine gute Ergänzung Deiner Buchankündigung, die zudem geeignet ist das Interesse des hier vertretenen Kreises von VfB-Fans zu verstärken.
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ZweiteLiagaVFB
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von ZweiteLiagaVFB »

Danke.
Werde meine bessere Hälfte animieren, da sie für mich noch ein Weihnachtsgeschenk sucht... 😁

Bin gespannt ich welche Richtung MK denkt. Sowie Heidenheim mit 500 Sponsoren ( Zukunft des Vereins) oder doch anders......
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Blau wie Sau und Weiß wie Schnee,
wir wollen dich heute Siegen sehen,
werden immer zu dir stehen
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Marcel
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von Marcel »

Bellheimer hat geschrieben:
19.11.2023 00:48
Im Gegenteil haben die derzeit Verantwortlichen den VfB in ein ruhiges Fahrwasser geführt und mit dem Aufstieg der Mannschaft in die 3. Liga einen historischen Erfolg erzielt.
Und ich denke gerade dieser Punkt sollte mal allgemein hervorgehoben werden. Natürlich ist nicht alles perfekt, aber die letzten Jahre wurde ordentlich verändert. Mich freut auch besonders das der VfB wieder seine eigene Jugend hat und das ganze hoffentlich noch weiter ausgebaut wird.

Ich werde mir sicher das Buch ebenfalls kaufen.
Sektion Hessen 8)

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BöllerB
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von BöllerB »

In meiner lokalen Buchhandlung bestellt. Bin gespannt drauf.

Hugo Wrmblfzz
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von Hugo Wrmblfzz »

BöllerB hat geschrieben:
19.11.2023 19:02
In meiner lokalen Buchhandlung bestellt. Bin gespannt drauf.
Ich erst morgen ;)

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Dino
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von Dino »

So, das Buch „VfB Oldenburg 4.0“ von Michael Kalkbrenner habe ich in einem Rutsch durchgelesen.
Wen es interessiert, was ich dazu meine, bitte:

Das Buch umfasst etwas über 200 Seiten (einschließlich Titelblatt, Inhaltsverzeichnis, Pro- und Epilog, Vorwort sowie Danksagung).

Auf etwas über 150 Seiten findet sich eine Chronologie der Ersten Herrenmannschaft des VfB für die Zeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute. Da wird vieles nochmals beschrieben, was weitgehend bekannt ist. Es werden aber durchaus auch einige Vorgänge und Sachverhalte dargestellt oder zumindest angesprochen, die weniger allgemein bekannt sind. Man merkt der Chronologie natürlich an, dass etliches nicht selbst miterlebt, sondern aus zugänglichen Quellen zusammengetragen wurde. Das ergibt sich schon zwangsläufig daraus, das Michael Kalkbrenner Jahrgang 1956 ist.
Lebendig und interessant sind natürlich seine Erinnerungen an seine Zeiten beim VfB als Spieler (1978/88 bis Saison 1981/82), als Geschäftsführer (Saison 1989/90) und als stellvertretender Vorsitzende (unter dem „Unglücksraben“ Hans Herrmann Meyer) bzw. hauptamtlicher Manager (Saison 1993/94 bis Saison 1996/97).
In diese Zeiten fallen der Aufstieg in die (seinerzeit noch zweigeteilte) 2. Bundesliga am Ende der Saison 1979780, der Aufstieg in die 2. Bundesliga zum Ende der Saison 1989/90 mit Wolfgang Sidka als Spielertrainer sowie der erneute Aufstieg in die 2. Bundesliga zum Ende der Saison 1995/96 nach den zwei legendären Relegationsspielen gegen Tennis Borussia Berlin.
Auch wenn diese VfB-Zeiten von Michael Kalkbrenner bereits in seinem ersten Buch („Mein Leben mit dem Fußball“) geschildert werden, ist es für VfB-Interessierte durchaus spannend, Informationen aus erster Hand über diese Zeiten zu erhalten. Bedrückend ist es allerdings, dass man dabei erfahren muss, dass im Grunde alle 3 Zweitliga-Aufstiege schon von Anfang an wirtschaftlich „auf Sand gebaut“ waren, der dritte noch deutlich mehr als die beiden ersten.

„Interessant“ sind allerdings auch die blinden Flecken oder Auslassungen in dieser Chronologie.der Ereignisse Hierzu zwei Beispiele:

Selbst nach vielen Jahren wird über die mannschaftliche Abstimmung über den Trainer (Helmut Mrosla) in der ersten Zweitliga-Zeit (1980/81 zwar berichtet, ohne aber wirklich auf die Gründe (Hintergründe) einzugehen, oder gar die Rolle des seinerzeitigen Mannschaftskapitäns Michael Kalkbrenner zu thematisieren.

Die Katastrophen-Saison 1996/97 wird zwar – und das sogar über nahezu 12 Seiten – ein wichtiger Aspekt der Vorgeschichte zu dieser Saison kommt dabei aber nicht vor. Es war von Vornherein klar, dass Krzystof Zajac nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga seine Spielerkarriere aus Alters- und Gesundheitsgründen beenden würde. Krzystof war nicht nur eine wichtige Führungsfigur der Aufstiegsmannschaft, er war auch der Abwehrchef in einer Zeit, als man auch noch die Position eines „Liberos“ kannte. Da war klar, dass es eine gewaltige Lücke zu schließen galt. Man (ob nun der Manager Kalkbrenner oder der Trainer Hüring, weiß ich nicht) verpflichtete einen Spieler aus den Niederlanden, Wachtmeester hieß der (den Vornamen habe ich vergessen) und als solcher sollte er Krzystof sozusagen „positionsgetreu“ ersetzen. In letzter Minute sprang der Herr Wachtmeester aber wieder ab und verschwand zurück nach Holland. Daraufhin baute man die Mannschaft um. Kapitän Alexander Woloschin wurde aus dem defensiven Mittelfeld in die Abwehr zurückbeordert, womit die Stabilität der Aufstiegsmannschaft weitgehend dahin war. Ein Umstand, der sicherlich seinen Anteil an der nachfolgenden sportlichen Talfahrt hatte. Dazu hätte man, da man Hubert H. wohl nicht fragen kann, von Michael K. dann doch ganz gerne etwas erfahren.

Insgesamt aber ist der Chronologie-Teil des neuen Buches aber eine durchaus gute Ergänzung und Fortschreibung der chronologischen Darstellung der Geschichte der Ersten von Heinz Arndt, die den Zeitraum 1949/50 bis vor der Saison 1977/78 umfasst (nachzulesen in der Chronik „100 Jahre VfB“ von Matthias Schachtschneider, 1997).

Das „eigentliche“ Thema „VfB Oldenburg 4.0“) wird dann auf 54 Seiten abgehandelt. Die Überlegungen / Empfehlungen von Michael Kalkbrenner kreisen um die Begriffe „Philosophie“ des Vereins, „Selbstbild“ (wie sehen wir uns, was für ein Verein wollen wir sein?), „Leitbild“, „Nachhaltigkeit“, vor allem im Hinblick auf notwendige „Strukturen“, „Kompetenz“ und „Kontinuität“. Das wird dann durchaus genauer und unter Anführung von Beispielen weiter ausgeführt. Negativ-Beispiele (wie es nicht gemacht werden sollte) finden sich im Chronik-Teil des Buches reichlich; sie drängen sich vielfach geradezu auf.
Kurz gesagt: „Ja!“ Das ist alles nicht nur bedenkenswert. Man sollte auch daran arbeiten, dass sich der Verein zunehmend so organisiert, strukturiert und insgesamt aufstellt.
Eine „Sache“ (allerdings,) die so einfach (zu beschreiben), aber schwer zu machen ist“ (nach Väterchen Franz Josef Degenhardt).
Morgen oder übermorgen, wie ich Zeit und Lust habe, schreibe ich noch was dazu.
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Ralvfb
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von Ralvfb »

Bellheimer hat geschrieben:
18.11.2023 23:16
Die Fans sind das wertvollste K a p i t a l des Vereins - so heißt es in meinem Buch, das gerade erschienen ist:
[x] bei Amazon bestellt. Danke Dir!
Für ein Nordwest-Stadion!

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Dino
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von Dino »

Der zweite Hauptteil von „VfB Oldenburg 4.0“ (ab Seite 151 bis Seite 204) stellt dann die grundsätzlichen Überlegungen vor, die Michael Kalkbrenner für eine auf Nachhaltigkeit gegründete Erfolgsstrategie anstellt.

„Tradition“ sieht er als notwendiges und Identität stiftendes Element für einen Verein, zugleich aber auch als ein spezifisches Risiko speziell für „Traditionsvereine“ wie den VfB. Als Risiko beschreibt er sie deshalb, weil die traditionsstiftenden Erfolge der Vergangenheit dazu verleiten, den unmittelbaren schnellen Erfolg über wirtschaftliche Vernunft zu stellen. Dass die Geschichte des VfB seit den späten 1960er Jahren reichlich Beispiele dafür bereithält, ist leidvoll bekannt und kann ansonsten im ersten Hauptteil des Buchs nachgelesen werden.
Tradition allein, so Michael Kalkbrenner, reicht aber nicht aus, um einem Verein eine Identität zu geben, die Zukunftsperspektive vermittelt und ihn nicht ausschließlich von aktuellen sportlichen Erfolgen abhängig macht, was Sympathie und Rückhalt in der Stadtgesellschaft und in der Region anbelangt. Ein leicht verständliches und möglichst auf einen prägnanten Begriff zu bringendes Attribut herauszustellen, das für den Verein steht und für das der Verein seinerseits steht. Als Beispiel nennt Michael Kalkbrenner den Begriff der „Werder-Familie“. Einen entsprechenden Vorschlag für den VfB macht er leider nicht. Ich empfehle, den VfB speziell als den „Oldenburg-Verein“ zu präsentieren.

“Das Problem der Umstände“ heißt dann ein weiteres Kapitel. Frei nach dem J. Peachum der „Dreigroschenoper“ könnte man auch sagen, „doch die Verhältnisse, gestatten sie’s?“ Der Bettlerkönig Peachum gibt gleich selbst die Antwort: „nein, sie gestatten’s eben nicht!“ Aufgezeigt wird in diesem Kapitel die sich tendenziell weiter auftuende Schere zwischen der im Fußball, selbst in unteren Spielklassen, längst zur Realität gewordenen „Kapitalwirtschaft“ und „marktwirtschaftlicher Durchdringung“ und den daraus erwachsenen Kosten einerseits und den Einnahmemöglichkeiten andererseits. Die Kommerzialisierung des Fußballs erhielt 1963 mit der Einführung der Bundesliga einen gewaltigen Schub. Der bis dahin in der obersten Spielklasse angesiedelte VfB wurde damit nicht nur zweitklassig, es kam ihm auch sein bisheriges Geschäftsmodell abhanden. Dieses basierte wesentlich auf dem Zuschauerzuspruch zu den Heimspielen gegen den HSV, Werder, Hannover 96, Eintracht Braunschweig usw. Die Einführung der 2. Bundesliga verschärfte ab 1974 dann die wirtschaftlichen Probleme noch erheblich weiter. Inzwischen sind dem VfB mit den VfL-Handballerinnen und den von der EWE übernommenen Basketballer noch ernsthafte Konkurrenten entstanden, was die Anbindung von Sponsoren anbelangt. Hinzu kommen noch schlimme Fehler früherer Vereinsführungen auf dem Feld der Sponsoren-Ansprache, von denen der wohl schlimmste 1996 zu Lasten des damaligen Vorsitzenden Hans-Hermann Meyer ging (nachzulesen auf den Seiten 113 bis 114).

So weit, so schlecht. Die Frage, „was tun?“ beantwortet Michael Kalkbrenner dahingehend, dass der VfB jetzt „einen langen Atem“ braucht, um eine „strategische Allianz zwischen Verein, Politik und Wirtschaft in Oldenburg zu schmieden.“ Wohl wahr, und ich sehe den VfB in dieser Hinsicht auf einem guten Weg.
Die überfällige Strukturmaßnahme - Stichwort „GmbH“ - wurde vor einigen Jahren vorgenommen. Mit Michael Weinberg wurde - so jedenfalls mein verfestigter Eindruck – 2021 ein kompetenter Geschäftsführer installiert, der sehr aktiv und durchaus mit Erfolg agiert.
Sportliche Kompetenz in der Führung wurde mit Sebastian Schachten und Andreas Boll auf hauptamtlicher und Vorstandsebene installiert und mit Thomas Joos auch im Aufsichtsrat. Neben wirtschaftlicher ist damit auch Fußball-Kompetenz in der Vereinsführung gegeben. Das ist sicher eine Voraussetzung dafür, dass am Aufbau nachhaltiger Strukturen für professionellen Fußball gearbeitet werden kann, und auch dafür, dass man bei den erforderlichen „strategischen Partnern“ (s. o.) wieder offene Türen und Ohren finden kann.
Und das ist unbedingt notwendig, um die wirtschaftlich Voraussetzungen, sprich: „das nötige Geld“, für die erforderlichen Strukturmaßnahmen überhaupt beschaffen zu können.

„Führungskonstanz“, leichter zu fordern als zu gewährleisten. Aber eben auch erforderlich, um tragfähige Partnerschaften eingehen und behalten zu können. Die Auflistungen der Vereinsvorstände seit 2009, der Geschäftsführer seit 2015 und der sportlichen Leiter ebenfalls seit 2015 sagt mehr als 1.000 Worte. Ein Desaster, wenn man zusätzlich bedenkt, welche Blender und Pfeifen da dann auch gelistet werden. An Trainern hat der VfB (Interimslösungen inbegriffen) lt. transfermarkt.de von 2010 bis heute gleich 19 Namen auf der Liste, die auch so einige schlimme Fehlgriffe beinhaltet.
Krass, ja. Aber es ist nicht so einfach geeignete Leute für Vorstands- und andere Führungspositionen im Verein zu finden. Einen neuen Paul Boschen kann man heute lange – vergeblich – suchen und einen Klaus Berster kann man nicht um ein paar Jahrzehnte verjüngen. Man wird m. E. darüber nachdenken müssen, wie das operative Geschäft komplett hauptamtlich professionell ausgeübt werden und die Repräsentation des Vereins nach innen und außen ehrenamtlich geleistet werden kann.

„Lieber nochmal absteigen, als nochmal in eine Insolvenz schlittern.“ Ich denke, beim VfB und im Umfeld gibt es genug „gebrannte Kinder“ die es ebenso sehen. Michael Kalkbrenner fragt, „ob es einen Weg gibt, der zum sportlichen Erfolg führt, ohne dass der Verein ständig mehr Geld ausgibt, als ihm zur Verfügung steht, - ohne das ‚Rattenrennen‘ mitzumachen …“
Die Antwort auf diese Schicksalsfrage lautet für Michael Kalkbrenner „Nachhaltigkeit“. Festhalten an einem definierten Selbstverständnis und an einer auf Dauerhaftigkeit angelegten und strukturell verankerten Strategie. Als positives Beispiel führt er hierfür den FC Freiburg an, der seit dem ersten Bundesliga-Aufstieg (1993) gleich 4 x ab- und wieder aufgestiegen ist, „ohne dass in Freiburg eine Welt zusammengebrochen oder ein radikaler Wechsel in der Strategie erfolgt wäre.“ Auch die jeweiligen Trainer, Volker Finke und Christian Streich blieben nach den Abstiegen im Amt (und stiegen wieder auf). Ganze 4 Trainer in 30 Jahren! Man muss wohl auch bei der Wahl der Trainer in Freiburg so einiges besser, gründlicher und systematischer gemacht haben als in den letzten 12 Jahren beim VfB.
Blickt man nach Freiburg, so sieht man dort heute unstrittig ein Erfolgsmodell.

Das war noch nicht "das Ende der Fahnenstange". Michael Kalkbrenner äußert sich auch aktuell zur Dario Fossi und den Umständen, die zu seiner Entlassung geführt haben, sowie zur Rolle Fuat Kilic sowie grundsätzlich zur Frage, wie der "richtige", d. h. zum Verein und zu dessen Philosophie und Strategie "passende" Trainer zu suchen (finden) ist.
Er erläutert auch anhand des Beispiels "Preußen Münster/Malte Metzelder", wie er sich ein "nachhaltiges sportliches Konzept" vorstellt. Und schließlich noch "Wir bauen uns ein 'Winning Team'."

Dazu demnächst mehr.
„Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“
(Albert Camus)

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Blaue Elise
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Re: VfB Oldenburg 4.0

Beitrag von Blaue Elise »

Hab mir ein Weihnachtspräsent gegönnt und mir das Buch selber geschenkt, lag an der Kasse in der Buchhandlung im Famila Center!
Für VfBer ohne Zweifel sehr lesenswert, auch wenn einige Kapitel der VfB Geschichte sehr umfangreich erzählt, andere wiederum nur kurz angerissen werden!
Die haben mich als Aushilfe eingestellt, ich bin da die kleinste Nummer und Heinz Wäscher guckt mich mit dem Arsch nicht an! (Peter Schlönzke)

Gegen den modernen Fangesang!

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