unvergessene Spiele

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Toni Tore
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Toni Tore »

In der Hoffnung darauf, dass es bald neue (positive!) VfB-Stadion-Highlights geben möge, habe ich meine persönliche Liste mal wieder aktualisiert. VfB-Fan seit der Saison 1992/1993, Stadiongänger seit der Saison 1994/1995:

36. VfB - Hamburger SV II 3:2, Saison 2021/2022, ein 1:2 gedreht, 99%-Meister
35. VfB - VfL Wolfsburg II 1:2, Saison 2015/2016
34. VfB - SV Drochtersen/Assel 1:2, Saison 2015/2016, NFV-Pokal-Halbfinale
33. SV Meppen - VfB 1:5, Saison 2015/2016
32. VfB - VfL Osnabrück 3:5 n.E., Saison 2014/2015, NFV-Pokal-Halbfinale
31. FT Braunschweig - VfB 1:0, Saison 2013/2014, NFV-Pokal-Halbfinale, DFB-Pokal verschenkt
30. SV Wilhelmshaven - VfB 1:2, Saison 2012/2013, "Endlich seid Ihr weg!"
29. SV Meppen - VfB 1:2, Saison 2012/2013
28. VfL Bückeburg - VfB 0:3, Saison 2011/2012, Aufstieg und Feier am Hafen
27. VfB - Hamburger SV 1:2, Saison 2011/2012, 1. Runde DFB-Pokal
26. VfB - TSV Ottersberg 1:0, Saison 2010/2011, NFV-Pokal-Entscheidungsspiel, DFB-Pokal-Einzug
25. Kickers Emden - VfB 1:0, Saison 2010/2011, NFV-Pokal-Halbfinale
24. VfB - Goslarer SC 1:2, Saison 2008/2009, Relegations-Rückspiel, ich habe geweint, mein absoluter Tiefpunkt
23. Goslarer SC - VfB 0:1, Saison 2008/2009, Relegations-Hinspiel
22. SV Meppen - VfB 3:3, Saison 2008/2009, fast 10.000 Zuschauer
21. VfB - FC Oberneuland 1:5, Saison 2007/2008 Relegationsspiel, Abstieg, blanke Wut
20. VfB - SV Henstedt-Rhen 6:0, Saison 2007/2008, auf einmal schreit die ganze Gegengerade, das 1:1 von Holt gegen Meppen
19. VfB - Holstein Kiel 3:2, Saison 2007/2008, mein absolutes Highlight
18. BV Cloppenburg - VfB 0:0, Saison 2007/2008, "Wir haben uns auch vermisst", Stolz
17. VfB - TuS Lingen 4:0, Saison 2006/2007, Aufstieg, wahrscheinlich Nummer zwei meiner Liste
16. SV Ramlingen/Ehlershausen - VfB 1:0, Saison 2005/2006, Aufstieg so gut wie verspielt
15. VfB - Concordia Ihrhove 4:1, Saison 2003/2004, Abstieg in Liga 5, nie fühlte ich mich dem VfB so fern
14. SV Wilhelmshaven - VfB 2:1, Saison 2002/2003, alles Geld und alle Spieler wanderten vor der Saison an die Jade
13. Hamburger SV II - VfB 5:2, Saison 2001/2002, Relegations-Rückspiel, man könnte so viel erzählen
12. VfB - Hamburger SV II 0:0, Saison 2001/2002, Relegations-Hinspiel
11. VfB - Göttingen 05 3:0, Saison 2001/2002, Meisterschaft
10. SV Meppen - VfB 4:1, Saison 2001/2002, da schien der Aufstieg gelaufen
09. SV Wilhelmshaven - VfB 2:0, Saison 2001/2002, Flutlicht, erste Niederlage im 13. Saisonspiel
08. VfB - Eintracht Nordhorn 3:1, Saison 2001/2002
07. Lüneburger SK - VfB 0:6, Saison 2001/2002, mein erstes Auswärtsspiel
06. VfB - Eintracht Frankfurt 1:2, Saison 1996/1997, letztes Spiel in der 2. Bundesliga
05. VfB - VfB Leipzig 4:1, Saison 1996/1997, schon 4:0 zur Pause
04. VfB - Werder Bremen 1:2, Saison 1996/1997, 2. Runde DFB-Pokal
03. VfB - SV Meppen 1:1, Saison 1996/1997, erster Spieltag in der 2. Bundesliga
02. VfB - Werder Bremen II 1:1, Saison 1995/1996, letzter Spieltag, Butt im Sturm
01. VfB - Lüneburger SK 1:2, Saison 1994/1995, mein erster Stadionbesuch am 02.04.1995
Zuletzt geändert von Toni Tore am 26.05.2022 09:01, insgesamt 1-mal geändert.
"Wir schlugen Hertha, wir schlugen Pauli, wir schlugen Meppen sowieso, Hannover 96, Bayer Uerding', das war 'ne Show!"

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Toni Tore
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Toni Tore »

Ich fange dann hier mal an, die wichtigsten Erinnerungen aus dem Forum für mich zu speichern... :cry:
"Wir schlugen Hertha, wir schlugen Pauli, wir schlugen Meppen sowieso, Hannover 96, Bayer Uerding', das war 'ne Show!"

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Frank aus Oldb
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Frank aus Oldb »

das phantom spiel
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Blaue Elise
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Blaue Elise »

Der FC Bremerhaven hat Fußball mit Herz gespielt, wir nicht", sagte Oldenburgs Trainer Horst Wohlers. Deshalb hat der FC Bremerhaven auch das Spiel der Fußball-Regionalliga gegen den VfB Oldenburg mit 3:0 gewonnen.
https://www.fupa.net/berichte/bremenlig ... 46797.html
Das war damals schon ein sehr grausiges Spiel vom VfB gewesen! Mit guter Laune hingefahren und mit noch schlechterer Laune zurückgekehrt! :?
Die haben mich als Aushilfe eingestellt, ich bin da die kleinste Nummer und Heinz Wäscher guckt mich mit dem Arsch nicht an! (Peter Schlönzke)

Gegen den modernen Fangesang!

Myron
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Myron »

Meine Zeit als junger Fan liegt ja schon ewig zurück, und mit vier Jahrzehnten Abstand rangieren bei mir die Spiele weit vorne, mit denen ich persönliche Erinnerungen verknüpfe. Und dann gibt es die, in denen die Stimmung einfach grandios war.

Fang ich mal mit der zweiten Kategorie an:
Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga, Mitte der Achtziger, VfB gegen RW Essen, 5:0. Auseinander genommen nach allen Regeln der Kunst. Kurz vor seinem Tod habe ich mit Michael Tönnies, der damals Mittelstürmer bei RWE war, gesprochen, dabei ging es auch um dieses Spiel. Tönnies erzählt mir, dass er sich mit seinem Gegenspieler unterhalten und gestaunt habe, wer denn die lange Rakete auf der linken Seite sei, der RWE im Alleingang auseinander genommen hatte. Tönnies sagte mir, dass der VfBer (er wusste nicht mehr wer) ihn angeschaut und gesagt habe: Michael Schulz, Mensch. Habt ihr uns denn gar nicht gescoutet? Tönnies: Nee, wir waren doch RWE...

Aufstiegsrunde 2. Liga 1990:
Das 5:1 gegen Havelse, noch stärker das 3:0 gegen Wuppertal mit 10500 Fans, die nach Waffel Wawrzyniaks 3:0 ausgerastet sind. Und zum Abschluss das 4:2 gegen Reinickendorf (meine ich, jedenfalls gegen den Berliner Vertreter). Der VfB war vorher schon aufgestiegen nach dem 2:0 in Wuppertal, das Spiel war eine einzige La Ola Feier, danach noch auf den Rasen. Und mein bester Freund und ich haben es in die Kabine geschafft.

Das waren so die Spiele mit der geilsten Stimmung auf den Rängen für mich, natürlich alle in Donnerschwee. Mir hat ein 1:0 über den SV Lurup im Jahr 1981 vor 400 Zuschauern in Donnerschwee immer noch mehr gegeben als jedes 5:0 am Marschweg vor 4000.

Dann die erste Kategorie, Spiele mit persönlicher Bedeutung:

Ostern 1980, 2. Bundesliga, 2:2 gegen Viktoria Köln, mein erstes Spiel am Donnerschwee. Ich stand auf Höhe der Mittellinie und hab zusammen mit einem etwas jüngeren Fan gegen die Bande gescheppert. Außerdem fiel das erste Heimtor durch meinen damaligen absoluten Lieblingsspieler Volker Ohling. Das Spiel an sich natürlich völlig unwichtig, in der Saison würde wohl jeder das 2:0 gegen Hertha am ersten Spieltag nennen, oder oder oder...

In der Saison 81/82, die den Wiederaufstieg in die 2. Liga bringen sollte und sehr enttäuschend auf Platz 9 endete, eine Reihe von Spielen. Ich war wirklich mit ganzem Herzen VfB-Fan, bin zu vielen Spielen angereist (jedesmal 250 km hin und wieder zurück), hab einen Teil meiner Ferien in Oldenburg verbracht, war beim Training in Donnerschwee, stolz wie Bolle wenn von 18 Spielern mindestens 10 vorbei kamen und mich begrüßt haben.
In Erinnerung ist mir neben den ersten drei Heimspielen (0:0 gegen OSC Bremerhaven und jeweisl 4:1 gegen VfB Lübeck und Union Salzgitter) vor allem das 3:1 gegen Göttingen, das muss so nach ca 10 oder 12 Spielen gewesen sein, und der VfB war da schon auf dem Weg vom Top-Favoriten auf den Aufstieg zur großen Enttäuschung, weil er auswärts alles vergeigt hatte, und zum Teil wirklich peinlich schlecht. Oldenburg musste das Spiel unbedingt gewinnen, um überhaupt noch vorne dran zu bleiben.

Ich bin dann an diesem Sonntag von meinem Wohnort mit dem Zug (war damals 17) nach Duisburg, im IC nach Bremen, umsteigen, nach Oldenburg, zu Fuß über die Brücke am Bahnhof rüber zur Donnerschweer Straße, ins Stadion, das 3:1 gesehen und bejubelt, dabei Fotos gemacht, und nach dem Spiel stehe ich an der Donnerschweer Straße und warte auf den Bus zum Hbf, musste ja in Bremen den vorletzten IC nach Duisburg kriegen um dort noch den letzten Anschluss nach Hause zu packen, am Montag war ja wieder Schule. Da kommen Michael Kalkbrenner mit Freundin und Volker Ohling mit Frau aus dem Stadion auf dem Weg rüber zum Clubhaus, grüßen freundlich rüber "Moin". Da war mein Sonntag ja schon vollends paradiesisch. Und dann hör ich Volker sagen, geht schon mal vor, ich komm in ner Viertelstunde nach: Moin, Du wieder hier? Schön, Komm, ich fahr Dich eben zum Bahnhof. Heute muss ich darüber lachen, naja, eher schmunzeln, aber ich war damals dermaßen begeistert und stolz und happy, weil mir der VfB so viel bedeutet hat. Und dann noch mein Lieblingsspieler. Wie das halt so war...

Und natürlich eine Saison drauf das 4:1 gegen den MTV Gifhorn am 34. Spieltag, das den Absturz in die 4. Liga verhindert hat. Die völlige Grütze gespielt in der Saison, so gut wie abgestiegen. Der VfB musste gewinnen und dann noch hoffen, dass unten einer platzen würde. 4000 Fans waren da, über tausend waren nach dem 4:1 auf dem Rasen und haben minutenlang gezittert. Und wegen meiner Freundschaft zu einer der liebenswertesten Personen, die ich in meinem Leben kennen gelernt habe und die beim VfB als Betreuerin gearbeitet hat, durfte ich danach in die Kabine, in der die Jungs gefeiert haben. Vom Spiel gegen Gifhorn weiß ich nix mehr, nur vom Drama danach, der VfB hing am Ende vom Spiel in Lübeck ab, wo Meppen gewinnen musste, sonst wäre alles aus gewesen. Da stand's, als in Oldenburg der Abpfiff kam, noch 3:3, und damit wäre Oldenburg abgestiegen. Dann fällt das 4:3 für Meppen, alles jubelt, dann kommt die Meldung vom 4:4, aber das wurde wegen Abseits zurückgenommen. Und das alles war nur über NDR 2 oder die eine Telefonleitung von Donnerschwee raus zu erfahren und ging dann über Mundpropaganda rum, gab ja kein Handy und kein Internet 1983.

Anekdoten aus einer anderen Welt. Sorry, wenn ich gelangweilt habe.

Juri
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Juri »

Ganz im Gegenteil. Sehr schön zu lesen.
Magdeburg sehen und sterben.

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BöllerB
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von BöllerB »

Sehr cool, danke!

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Frank aus Oldb
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Frank aus Oldb »

mega :!:
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Overath
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Overath »

Super!! Dankeschön!!!!!!
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Myron
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Myron »

Danke für die netten Kommentare. Ich hab ja noch eins aus der Saison 81/82, das war schon was Besonderes, auch wenn's nicht in Oldenburg war...

Also so zur Einordnung erstmal was zur Saison 81/82: Der VfB war ja im Sommer 1981 zwangsweise aus der 2. Liga Nord abgestiegen, obwohl er in einer 24er Liga immerhin 15. geworden war und regulär die Klasse gehalten hätte. Im Laufe der Saison hatte man Helmut Mrosla entlassen und Gerd Bohnsack, vorher Arminia und OSV Hannover und VfL Osnabrück, geholt.
Bohnsack war ein sehr ambitionierter Trainer, fachlich unumstritten gut, aber auch der teuerste Coach, den der VfB bis dahin hatte, angeblich über 6000 DM im Monat, und außerdem ein Typ, der auch nach Außen Tacheles redete, kein Problem damit hatte, Spieler auch in der Öffentlichkeit richtig anzunageln und das intern auch getan hat.
Mit der Art kamen nicht alle klar, aber der VfB hatte sich von Bohnsack für die Oberliga Saison 1981/82 auf einen Voll- oder zumindest Halbprofi-Kurs einschwören lassen, viel Geld investiert und alles dem Ziel untergeordnet, sofort wieder aufzusteigen. Es gab sogar erstmals zweimal pro Woche vormittags Training.
Die Saison endete dann in einem ziemlichen Tumult auf Platz 9. Oldenburg war mit dreimal 1:1 gestartet, dann kmen zwei Heimsiege mit je 4:1 und alles dachte, so, jetzt geht die Post ab, zumal erst ab Spieltag 8 drei Ex-Profis spielberechtigt waren, von denen man sich erhebliche Verstärkung erwartete - die aber in der Saison nie kam. Am 7. Spieltag dan platzten schon fast alle Träume, der VfB verlor 0:5 in Lüneburg, nach dem Spiel wurde Herbert Pösger entlassen, der so eine Art Gruppensündenbock bildete. Und so ging das dann weiter, der VfB gewann in Donnerschwee und verlor auswärts, kam nie oben ran an Arminia Hannover und Werder Bremen A, die am Ende auf Platz 1 und 2 landeten, und in der Winterpause war schon klar, dass dir Saison ein Debakel werden würde.
Das ganze Desaster einer hoch talentierten Truppe, die nie ihre PS auf den Platz brachte, führte natürlich schnell zu Krisen, Streit, Palaver. Und es lag an einer verfehlten Personalpolitik durch Trainer und Vorstand.
Im Bestreben, den VfB spielerisch zu verbessern, sortierte Bohnsack gnadenlos vor der Saison Spieler aus, die der VfB besser behalten hätte, zum Beispiel den langjährigen Kapitän Dieter Wedemann, Außenverteidiger Detlef Wörz, Günter Hoormann im Mittelfeld oder Wilfried Klinge im Sturm. Das waren alles keine rieisgen Kicker, aber Kämpfer und Spieler, die auch bereit waren, für andere zu laufen.
Statt dessen holte man vermeintlich große Kicker, die aber in dieser Saison alle floppten.
Großes Problem: Mit Albert Voss hatte der Vorstand den langjährigen Stammkeeper bis 1975 von Werder Bremen zurück geholt. Inziwschen war aber seit 76 Harald Witt die unumstrittene Nummer 1. Die beiden lieferten sich ein Duell, das auch in der Presse und überall als "Krieg der Torhüter" die Runde machte, das fing an mit Weigerungen des einen, den anderen warm zu schießen, Anrufe beim Vorstand, um die eigene Aufstellung durchzudrücken, Spaltung der Mannschaft in ein Witt- und ein Voss-Lager, einem betrunkenen und pöbelnden Keeper auf der Weihnachtsfeier, und hörte dann bei Fans auf, die sich eindeutig pro Witt positioniert hatten, während das Team relativ 50/50 gespalten war.
Dann hatte man Peter Harth aus Osnabrück geholt, der eigentlich Berliner war und ist, zudem hatte man seinen Kumpel Immi Bieder aus Berlin für den Angriff geholt. Beide kamen mit dem harten Kern der alteingesessenen Oldenburger Truppe um Michael Kalkbrenner, Volker Ohling und Wilfried Osterkamp nicht zurecht, die oldenburger waren den Berlinern zu langweilig und zu spießig, die Berliner den Oldenburgern zu großkotzig. Das war sportlich ein Desaster, weil Harth und Ohling sich hätten ergänzen müssen, aber unterschiedliche Auffassungen von Fußball hatten und sich auch nicht leiden konnten, damit lag die ganze Offensive lahm. Und Außenstürmer Georges Sagna, der vorne knipsen sollte, kam mit viel persönlichen problemen, dafür aber ohne Wettkampfhärte nach Oldenburg und verschwand nach eineinhalb Saisons in der Bezirksliga.
Gerd Bohnsack hatte das alles lautstark kristisiert, löste aber weder die Torwartfrage, weil er alle 4 Spiele wechselte, noch tat er was in Sachen Harth und Ohling, die beide eine enttäuschende Saison spielten, Harth am Ende mit gerade 6 Toren, Ohling mit 13. Aber keiner war der große Regisseur, den man sich erhofft hatte (Harth) oder der er vorher in der 2. Liga noch war (Ohling).
In der ganzen Gemengelage spielte der VfB im letzten Drittel der Saison, als schon klar war, dass die Spielzeit im Eimer ist, in Delmenhorst. Es schwelte immer noch der Krieg der Keeper, es gab Abwanderungsgerüchte um die potenziell besten VfBer wie Kalkbrenner, Harth, Ohling, Zoller, es war klar, dass der Coach, der sich einen Machtkampf mit Teilen des Vorstandes geliefert hatte, am Saisonende gehen musste/würde, obwohl er fachlich wie gesagt eigentlich unumstritten war.
So, was macht man nun als VfB-Fan vor dem Spiel in Delmenhorst?

Myron
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Myron »

Rest zum Spiel kommt nachher- Sorry, ich verlier mich da manchmal etwas und werd ein bisschen lang...

Myron
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Myron »

Man fährt in den Ferien mal wieder nach Oldenburg, um VfB-Spiele zu sehen, egal, wie vermurkst die Saison war.
Mein bester Freund, Dietmar, und ich übernachteten damals immer in der Jugendherberge, die war damals an einem der Wälle, die rund um die Innenstadt führten. Und dann ging's zu Fuß nach Donnerschwee zum Training und zu unserer Anlaufstation in der Donarstraße.
Dort lebte damals eine Frau, der man beim VfB ein Denkmal bauen müsste, die aber vermutlich von den heute Verantwortlichen keiner mehr kennt. Der VfB hatte in der Betreuung damals Fred Klemmer, den Bruder von Horst Klemmer, als Technischen Leiter, und als Zeugwarte Max "Mecki" Niehoff und Elsa Hauser. Elsa hatte ich über den VfB kennen- und als platonische Freundin lieben gelernt. Ich habe selten in meinem Leben einen Menschen kennen gelernt, der so selbstlos und herzlich war, der dem Leben immer etwas Positives abgewinnen konnte, ganz gleich, wie schlecht es ihr selber ging.
Elsa Hauser arbeitete hauptberuflich in der AEG, wohnte in der Donarstraße gegenüber vom Hintereingang zum Stadion, sie ging nach der Arbeit praktisch jeden Abend rüber zum VfB und wusch und bügelte und putzte, ganz nah dran an ihren Jungs, die vermutlich so etwas wie eine Art ersatzfamilie waren, weil ihre (damals schon gescheiterte) Ehe kinderlos geblieben war. Elsa hatte einen Narren an mir gefressen, ich an ihr, und zu jedem Heimspiel hatten wir das Ritual, dass wir am Abend vorher zum Grillteller Essen ins Balkanrestaurant gingen, das damals im Hotel Sprenz am Pferdemarkt war. Elsa kam aus dem ehemaligen Jugoslawien und hatte auch da ein Heimspiel. Ich staune heute noch, wieviele Menschen sie für sich eingenommen hatte. Sie war eine ganz wunderbare Frau, ein herzensguter Mensch, ein absoluter Schatz!
Beim VfB war sie Zeugwartin, die in dunkelsten finanziellen Zeiten nicht nur unentgeltich malocht hat, sondern noch von Zuhause Toilettenpapier mitgebracht hat, damit es auf den Klos in den Kabinen was gab. Vergangen, vergessen, nie richtig gewürdigt.
In der Mannschaft hatte Elsa ihre Lieblinge und die, die sie nicht so mochte. Nett war sie zu allen, aber wer sie kannte, spürte die Unterschiede. Ganz oben in der Hitliste bei ihr: Peter Darsow und Volker Ohling, gefolgt von Michael Kalkbrenner und Wilfried Osterkamp. Am anderen Ende eher Albert Voss, Peter Harth, Immi Bieder, Herbert Pösger.
Bei Elsa im Wohnzimmer haben wir dann überlegt, was wir mal mehr tun können, um in dieser schlimmen Krise eingreifen zu können. Herrlich, oder? Aber so vermessen denkt man ja als Fan. Wir wollten, dass Gerd Bohnsack Trainer bleibt, ich wollte, dass Volker Ohling beim VfB bleibt und Dietmar wollte, dass sein Lieblingsspieler Harald Witt alle Spiele macht und Voss geht.
Also sind wir auf die Idee gekommen, zum Auswärtsspiel in Delmenhorst ein Transparent zu basteln. Wir sind in den Supermarkt an der Donnerschweer Straße, das war damals ein Comet, der war unten in dem Hochhause an der Ecke "Unterm Berg". Da haben wir Farbe, Pinsel, zwei Besen und ein Bettlaken gekauft. Bei Else in der Wohnung haben wir daraus ein Transparent gebastelt, auf dem dann unsere "Forderungen" an den VfB standen:
Viel Glück, Gerd!
Volker, bleib beim VfB!
Wir wollen Harald!
Am Spieltag mit der Bahn nach Delmenhorst, ins Stadion, und dann unser großer Auftritt: Wie Dick und Doof standen wir da, als der Mannschaftsbus kam, einerseits ja völlig bierernst und beseelt von unserer Mission, und andererseits haben wir uns beide in Grund und Boden geschämt. Das wurde dann noch schlimmer, als als erster Edgar Zoller aus dem Bus kam, uns sah, mit dem Finger auf uns zeigte und einfach nur in schallendes Gelächter ausbrach. Wir wollten eigentlich beide nur noch im Boden versinken, aber haben es dann natürlich tapfer durchgezogen, als die Mannschaft rauskam. Lohn der ganzen Nummer war, dass Albert Voss uns sah, sofort auf elsa zumarschierte und sie laut anschnauzte: Das sind doch Deine Freunde da. Ha! Mission erfüllt.
Ein kleines Problem gab's dann nach Spielschluss. Der VfB hatte übrigens 1:0 durch einen Ohling-Treffer gewonnen, und wir stapften mit unserem selbstgebauten Transparent die Tribüne runter. Und wurden unten von fünf, sechs Kuttenträgern aus Delmenhorst umringt.
Uns ging der A.... auf Grundeis, die sahen so aus, als würden sie gleich zuschlagen und da hätten wir beiden alt ausgesehen, vor allem Dietmar war einfach - noch mehr als ich - der Typ sanfter und brav erzogener Junge aus gutem Haus, wie man das damals so sagte. Klopperei in der Schule? Ohne uns. Und wenn mal, dann war damals ja spätestens Schluss, wenn einer "Ich geb auf" sagte. Aber die fünf, sechs Heinis aus Delmenhorst hatten halt die Jeanswesten an, jede Menge Aufnäher drauf und sahen so aus, als würden sie uns gleich kurz aufmischen.
Die Rettung kam von einer Seite, von der wir sie nie erwartet hätten und das war ne Nummer, über die Dietmar und ich noch 20 und 25 Jahre später oft gesprochen und gelacht haben: Auf einmal standen mehrere VfB-Spieler neben uns, ich weiß nicht mehr, wer alles, aber an der Spitze Peter Darsow, der die Delmenhorster Fans anmaulte, sie sollten gefälligst "unsere Jungs" in Ruhe lassen. Ist sowas heute überhauot noch vorstellbar?
Das half, wir kamen aus dem Stadion raus und nach Oldenburg zurück und waren wahrscheinlich nie stolzer auf unseren VfB als an diesem Tag.
Das Transparent hat noch Jahrzehnte in Elsas Keller in der Donarstraße gelegen.
Heute hätte ich es gerne, aber es ist entweder bei ihrem Umzug in die Nibelungenstraße oder dort bei ihrem Tod verloren gegangen.
Elsa Hauser ist im Februar 2007 gestorben, wir hatten bis zuletzt Kontakt, zu Weihnachten 2006 hatten Dietmar, da selber schon todkrank, und ich 400 Euro zusammengelegt, um ihr eine Spezialbrille zum Lesen zu kaufen, da sie am Ende wegen ihrer Diabetes kaum noch sehen konnte.
Ich sag's nochmal: Wenn ich 100 Millionen im Lotto gewinne und dem VfB davon einen neuen Donnerschwee schenke, dann mache ich zur Bedingung, das eine Tribüne Elsa Hauser Tribüne heißen muss und nie umbenannt werden darf.
Ich weiß nicht, wie oft Elsa und ich oder wir zusammen saßen, wieviele Grillteller wir zusammen verputzt haben. Ich weiß nur, dass ich selten danach einen so liebenswerten Menschen kennen gelernt habe - und ich kenne doch überraschend viele nette Menschen.
Dietmar ist im Mai 2007 mit gerade mal 42 an einem scheiß Hautkrebs gestorben. Ich habe nie so viel in meinem Leben geweint wie an dem Tag, an dem wir ihn beerdigt haben.
Aber wie heißt es: Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.

Danke fürs Lesen.

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Hulle
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Hulle »

Wunderbar!!
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das-zwölfte-bier
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von das-zwölfte-bier »

Richtig starke Erinnerungen
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IG3P
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von IG3P »

Danke fürs Schreiben :!:
Mitglied der Glaubensgemeinschaft VfB Oldenburg.

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Dino
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Dino »

Ganz grossartig, wenn so viel beim Kramen in der Erinnerungskiste rumkommt.
Das ruft bei mir (fast) schon ganz verblasste Erinnerungen wieder so ins Bewusstsein, dass dabei manchmal auch die alten Emotionen wieder hochschwappen.
Dafür herzlichen Dank! Und sehr gerne mehr davon!
„Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“
(Albert Camus)

Juri
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Juri »

Da wurden die Augen beim Lesen doch glatt ein wenig feucht.
Magdeburg sehen und sterben.

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Marcel
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von Marcel »

Hi Myron,

schön so etwas zu lesen. Da kommen Kindheitserinnerungen hoch. Elsa war Jahrelang meine Nachbarin in der Donarstraße. Sie konnte quasi meine ersten Schritte im Fußball beobachtet(wir haben damals stundenlang auf der Wiese gespielt, genau vor ihrem Fenster). Sie war wirklich so nett wie du es beschreibst.

Leider trennten sich unsere Wege als unsere Wohnungen abgerissen wurden. Ihre Anekdoten bleiben mir aber in Erinnerung. Tolle Frau die wir immer Tante Elsa nannten.
Sektion Hessen 8)

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JanW
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von JanW »

Hallo Myron

Vielen vielen Dank für diesen wunderbaren Beitrag aus einer Zeit in der ich noch nicht mal in Planung war. Und dennoch erzeugen deine Worte Bilder in meinem Kopf, die einem das Gefühl geben dabei gewesen zu sein. Ich danke dir von Herzen.
Das sind Augenblicke im Fussball, da fliegen dir richtig die Backsteine in die Fresse !

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DerHollaender
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Re: unvergessene Spiele

Beitrag von DerHollaender »

Saison 80 / 81. 2.Liga Nord. Vfb gegen Rot Weiss Lüdenscheid. 6 zu 2.
Das war das erste Spiel, zu dem ich selber hin wollte und meinen Freund aus Braunschweig mit genommen hatte. Donnerschwee - super Spiel - und ich stolz wie ein Ochse, weil der BTSV Fan endlich mal guten Fussball zu sehen bekam.
Richtig super war aber auch das Feeling in Frankfurt 2 Liga 96/97. 3 zu 2 gegen die Eintracht gewonnen.
Super geil gespielt. Am Ende etwas eng aber hat gereicht. Wir waren so ziemlich die einzigen VfB Fans in dem riesen Stadion (noch vor Umbau). Kamen von ner Party eines Exil Oldenburgers in Frankfurt. Haben es damals sogar auf ein NWZ Foto geschafft ......
Mann - was gäbe ich für einen Aufstieg in die 3. Liga!! :D
Und während ich schreibe: DFB Pokal gegen Frankfurt. Januar 81. 4 zu 5 verloren aber top Spiel und volle Hütte. Damals ausnahmsweise am Marschweg weil 22.000 (in Worten zweiundzwanzigtaufend) Zuschauer.
VfB olé!

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